So., 10.03.13 | 16:30 Uhr
Das Erste
Update für die Gartenlaube
Gartenlauben gelten gemeinhin als eher spießig und uncool. Nicht ganz ohne Grund, denn nach wir vor dominiert in Baumärkten oder Kleingärten der rustikale Blockhüttenstil. Architekten hielten sich bislang jedenfalls von dieser Bauaufgabe tunlichst fern. Aber seit einiger Zeit tut sich etwas in den Schreberkolonien. Die Gartenliebhaber werden jünger und urbaner. Und damit kommt ein bisschen Pep ins Laubendesign.
Als Familie Fahlbusch ihren Kleingarten pachtete, stand dort nur ein alter maroder Schuppen, der für den Bedarf der 5-köpfigen Familie nicht ausreichte. Eine neue Laube musste her. Modern sollte sie sein, Licht durchflutet und mit Schlafmöglichkeiten. Schließlich wollte man mit den drei Kindern auch mal das Wochenende dort verbringen können. Zwar ist in Schrebergärten dauerhaftes Wohnen nicht erlaubt, gelegentliches Übernachten aber schon.
Die Fahlbuschs engagierten zwei junge Berliner Architekten, Nanni Grau und Frank Schönert vom Büro „Hütten & Paläste“. Sie haben sich seit ein paar Jahren auf kleine Architekturen spezialisiert und den Typus Gartenlaube gründlich umgekrempelt. Eines ihrer Erfolgsmodelle ist die CaLa, die Chamäleonlaube. Sie ist eine Typenlaube, die sich an Bauherrenwünsche anpassen lässt. Fassade und Raumaufteilung sind variabel. Für die Fahlbuschs war sie genau das Richtige. Sie wählten einen rot-grau gestreiften Anstrich und sorgten damit in der Berliner Kolonie Sonnenbad anfangs für ziemliches Aufsehen.
Im Innenraum haben die Architekten unter dem Satteldach eine Schlafebene eingezogen und darunter, in einem so genannten Funktionsschrank, alle übrigen Funktionen wie Kochen oder Verstauen an einer Seite gebündelt. Da gibt es sogar ein kleines Bad, um die Kinder mal abzuduschen. Wasserfest gestrichen mit einem Lack, der sonst für Autowaschanlagen verwendet wird, eine preisgünstige Alternative zu Fliesen. Das kluge Raumkonzept schafft viel Platz.
Die Wände der Laube sind leicht gedämmt gegen sommerliche Überhitzung. Zusätzlich sorgen zwei große nach außen hin zu öffnende Flügeltüren für frischen Durchzug. Regen- und Abwasser werden zum Gießen gesammelt. Und natürlich gibt es auch, wie es sich für eine Gartenlaube gehört, eine kleine Gerätekammer.
Die CaLa ist als Holzständerbau konstruiert. Es gibt sie als Bausatz zum selber Bauen, die einzelnen Elementen kann man sogar zu zweit tragen. Um den Boden nicht zu versiegeln, steht die Laube nur auf einfachen Punktfundamenten. Für so eine Designerstück muss man mit 20.000 bis 30.000 Euro rechnen. Sollte Herr Fahlbusch irgendwann einmal den Garten aufgeben, bekäme er allerdings nur den Schätzwert einer einfachen Standardlaube seiner Bauklasse vergütet. Doch im Prinzip kann ihm das egal sein, denn die CaLa lässt sich komplett auseinander schrauben, mitnehmen und woanders wieder aufstellen.
Dirk Althoff und seine Frau lieben moderne Architektur. Kein Wunder, dass ihnen die Blockhütten aus dem Baumarkt einfach nicht gefielen. Ihr Auftrag an die Architekten: eine moderne Laube mit Flachdach, die zwischen zwei Bäume passt. Herausgekommen ist ein grünes, fünfeckiges Gartenhaus mit vorgelagerter Terrasse. Um einen möglichst großzügigen Aufenthaltsraum zu schaffen, wurde auch auf diesen individuellen Entwurf wieder das Prinzip des Funktionsschrankes angewendet. Die Fensterausblicke in den Garten sind bewusst so geplant, dass man nicht auf die Nachbarn, sondern nur ins Grüne schaut. Auch zwei transluszente Wände aus Polycarbonatplatten holen das Lichtspiel der Blätter von außen herein und schaffen eine besondere Atmosphäre.
In Schrebergartenkolonien ist keine Baugenehmigung erforderlich. Allerdings muss der Verpächter seine Zustimmung erteilen und die Laube die Größenregeln des Bundeskleingartengesetzes einhalten. Demnach sind maximal 24 Quadratmeter Grundfläche einschließlich überdachtem Freisitz zulässig sowie 3,50 Meter Firsthöhe bei einem Satteldach, 2,50 Meter bei einem Pultdach. Im Privatgarten sieht das schon ganz anders aus. Ab einer gewissen Größe und Ausstattung sind auch für Gartenhäuser Baugenehmigungen erforderlich. Zwar gibt es genehmigungsfreie Schuppen und Lauben, aber das ist je nach Bundesland unterschiedlich geregelt. Deshalb raten Experten, sich in jedem Fall bei den örtlichen Baubehörden zu erkundigen und auch den Nachbarn zu informieren.
Was man aus einer Gartenlaube alles machen kann, wenn man das gleiche Raumkonzept auf einen größeren Maßstab überträgt, das zeigen die Architekten mit einem jüngst fertig gestellten Sommerhaus auf einer kleinen Havelinsel. 15 Quadratmeter Grundfläche mehr und schon wird aus dem Typus Laube eine moderne Datsche. Reduziert auf das Wesentliche, aber komfortabel. Mit großen Öffnungen zum Garten.
Autor: Lisa Vieth
Stand: 20.06.2013 16:13 Uhr