Belasten moderne Waschmittel die Umwelt?
Moderne Waschmittel belasten laut Marcus Gast vom Umweltbundesamt insofern die Umwelt, als dass einige Inhaltsstoffe, die im Waschmittel enthalten sind, auch nach der aufwändigen Aufbereitung des Abwassers im Klärwerk nicht abgebaut werden können. Dadurch kann es zu einer erheblichen Belastung für Mensch und Umwelt kommen.
Diese nicht abbaubaren Inhaltsstoffe sind vor allem Duftstoffe, antibakterielle Inhalts- und Konservierungsmittel sowie Füllstoffe, die man auch Rieselstoffe nennt.
Sind Duftstoffe gar nicht so dufte?
Dass die Duftstoffe im Klärwerk nicht abgebaut werden können, ist ein großes Problem, weil sie nach Nickel die zweithäufigsten Auslöser von Kontaktallergien sind. Seit 2005 müssen 26 solcher Duftstoffe auf der Verpackung angegeben sein, wenn sie im Waschmittel mit mehr als 0,01% vertreten sind. Duftstoffe sind z.B. polycyclische Moschusverbindungen, Isoeugenol, Cinnamal, Evernia Furfuracea Extract oder Majantol.
Inhalts- und Konservierungsstoffe: Killer für Kleinstlebewesen
Antibakterielle Inhalts- und Konservierungsmittel sind deshalb im Klärwerk schwer abbaubar, weil Bakterien, die für eine Aufspaltung dieser Stoffe verantwortlich sind, durch die Inhalts- und Konservierungsmittel abgetötet werden. Die enthaltenen Biozide, also Wirkstoffe, die Schadorganismen unschädlich machen sollen, sind besonders kritisch, weil sie die Mikrolebewesen in den Gewässern schädigen, in die das aufbereitete Wasser aus der Kläranlage wieder zugeführt wird. Biozide, die vor allem in Hygienewaschmittel enthalten sind, gelten außerdem laut Umweltbundesamt genau wie Duftstoffe als allergieauslösend.
Füllstoffe: Versalzung in Hülle und Fülle
Füllstoffe bewirken die Rieselfähigkeit des Waschpulvers und werden deshalb auch Rieselstoffe genannt. Gerade bei XXL-Packungen werden viele dieser Füllstoffe eingesetzt, um das Waschmittel zu strecken. Diese Füllstoffe bestehen zum größten Teil aus Natriumsulfat, also Salz. Dieses Salz wird laut Marcus Gast (Sachverständiger für Wasch- und Reinigungsmittel beim Umweltbundesamt) von der Kläranlage nicht gefiltert und gelangt so im Anschluss an die Aufbereitung in die Gewässer. Eine Folge kann eine Versalzung sein, die vor allem stehende Gewässer betrifft. Das wird besonders in Gegenden kritisch, in denen die Flora und Fauna eher an eine mineralstoffarme Umgebung gewöhnt ist und dann durch die Versalzung absterben kann.
Deswegen empfiehlt das Umweltbundesamt nur Hochkonzentrate mit dem geringsten Natriumsulfat-Angebot zu kaufen. Waschmittel, die hoch konzentriert sind, erkennt man daran, dass sie eine Dosierung von maximal 70g pro Waschgang mit normaler Verschmutzung empfehlen. Diese geringe Angabe spricht für ein umweltfreundliches Waschmittel mit wenigen Füllstoffen und weniger eingesetzter Chemie
Tipps vom Umweltbundesamt – Beim Waschen die Umwelt schonen
- Keine XXL-Packungen kaufen, da diese oft zu viele Füllstoffe enthalten.
- Hochkonzentrate sind umweltfreundlicher und enthalten weniger eingesetzte Chemie. Sie empfehlen bei normaler Verschmutzung pro Waschgang maximal 70g Waschmittel.
- Keine Hygienewaschmittel verwenden, da diese Biozide enthalten.
- Auf Weichspüler lieber verzichten, weil sie viele Konservierungs- und Duftstoffe enthalten.
- Flüssiges Waschmittel beinhaltet mehr Konservierungsstoffe, daher öfter zu Pulver greifen.
- Generell lieber wenige Produkte verwenden. Vollkommen ausreichend sind laut Umweltbundesamt ein kompaktes Voll-, Color- und Feinwaschmittel. Jedes weitere Produkt bedeutet mehr Chemie und außerdem eine höhere Umweltbelastung durch Verpackungen oder den Transport.
Inhaltsstoff Tensid: Die Lösung zum Entfernen von Schmutz
Tenside (synthetisch hergestellt oder natürlich gewonnen) sind waschaktive Substanzen, die die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzen und als "Lösungsvermittler" fungieren. Das bekannteste Tensid ist die Seife. Tenside bewirken, dass zwei Stoffe, die man eigentlich nicht mischen kann, wie z.B. Öl und Wasser, miteinander vermengt werden. Beim Waschvorgang sorgen sie so dafür, dass Schmutz von der Kleidung abgelöst wird. Tenside werden aus Erdöl, Kohle, Palmkernöl oder Kokosöl hergestellt.
Es gibt vier Gruppen von Tensiden:
- negative (anionische) Tenside
- positive (kationische) Tenside
- ungeladene (nicht-ionische) Tenside und
- amphotere Tenside, die sowohl positiv als auch negativ sind.
Für die Waschleistung sind vor allem anionische und nicht-ionische Tenside interessant. Anionische sind waschstärker und wirken stark entfettend, sind allerdings nicht so hautfreundlich wie die Nicht-ionischen, die aber eine schwächere Waschleistung haben.
Ob ein Tensid anionisch oder nicht-ionisch ist, sagt nichts über die Umweltverträglichkeit aus. In beiden Gruppen gibt es Tenside, die gut abbaubar sind.
Seit 2005 müssen Tenside, die in Wasch- und Reinigungsmitteln eingesetzt werden, vollständig biologisch abbaubar sein. Das bedeutet, dass sie laut EU-Gesetzgebung innerhalb von 28 Tagen zerfallen sein müssen. Während dieses Zeitraums bis sie sich abgebaut haben stellen sie trotzdem noch eine Belastung für die Umwelt dar. Deshalb ist jedes vermeidbare Tensid einen Gewinn für die Umwelt und richtiges Dosieren wichtig.