Kauen versus Mixen: Was ist gesünder?
Um zu erfahren, ob die verschiedenen Mixer unterschiedliche Effekte auf unseren Körper haben, hat Carsten Giesen am großen Vitamin-Test teilgenommen. Fünf Tage lang hat er sich ausschließlich mit Smoothies aus der gleichen Menge Obst und Gemüse ernährt und damit seine Nahrung ersetzt.
Zubereitet hat er die Smoothies jeden Tag mit einem anderen Gerät aus unserem Test. Am letzten Tag durfte er die gleiche Menge Obst und Gemüse kauen. Sind Unterschiede in der Nährstoffaufnahme messbar? Um das zu überprüfen, hat sich Carsten Giesen jeden Tag zwei Mal Blut abnehmen lassen – einmal morgens vor dem ersten Smoothie und einmal nachmittags.
Die Auswertung soll zeigen: Bei welchem Gerät landen mehr Nährstoffe im Blut – und: Ist Kauen am Ende doch gesünder? Labormediziner Dr. Norbert Musiol hat Carstens Blut untersucht und kann die Frage beantworten: Kann man mit Smoothies wirklich gesünder leben?
Das Ergebnis:
- Der Anstieg der Vitamine in Carstens Blut war bei allen vier Mixern vergleichbar!
- Ebenfalls wurde kein Unterschied im Vitamingehalt zwischen Kauen und Mixen festgestellt! Die Vitaminzunahme im Blut war laut Dr. Musiol also nicht von der Art der Zerkleinerung abhängig.
- Ähnliches konnte auch das Labor von Dr. Wolfram Wendler nachweisen. Sein Labor hat analysiert, welcher Smoothie aus welchem Mixer die meisten Vitamine enthält. Exemplarisch wurde auf Vitamin C und Folsäure untersucht. Ob High-Tech- oder Billig-Gerät: Die Vitamingehalte der Smoothies aus allen Geräten waren nahezu identisch!
Die Vorteile von grünen Smoothies liegen laut Dr. Michaela Schlich, Expertin für Ernährungs- und Verbraucherbildung, lediglich darin, auf einfachem Wege eine große Menge Obst und Gemüse zu sich zu nehmen. Selbst, wenn wir durch Smoothies schnell viel Obst und Gemüse zu uns nehmen, heißt das aber nicht, dass der Körper die enthaltenen Vitamine auch gänzlich aufnehmen kann.
Einige Vitamine müssen durch Proteine im Körper transportiert werden. Wenn zu viele gleichzeitig ankommen, können diese nicht weitergeleitet werden und überschüssige Vitamine werden einfach ausgeschieden. Frau Dr. Schlich erklärt weiter, dass der Organismus die Nährstoffe aus nicht püriertem Obst und Gemüse genauso gut aufspalten könne wie als Smoothie zubereitet.
Dürfen die Hersteller von Smoothie-Mixern mit Gesundheitsversprechen werben?
Rechtliche Vorgaben für sogenannte Lebensmittelkontaktmaterialien (auch Lebensmittelbedarfsgegenstände genannt), dazu zählen beispielsweise auch Küchenmaschinen, wurden sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene aber bereits erlassen. Zu nennen ist insbesondere die Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Oktober 2004 über Materialien und Gegenstände, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen.
Artikel 3 Absatz 2 der Verordnung sieht vor, dass die Kennzeichnung, Werbung und Aufmachung der Lebensmittelkontaktmaterialien Verbraucher/innen nicht irreführen dürfen. Weiterhin ist § 33 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches einschlägig. Darin ist ein Verkehrsverbot für Lebensmittelkontaktmaterialien, die unter irreführender Bezeichnung, Angabe oder Aufmachung in den Verkehr gebracht werden bzw. das Verbot, beim Verkehr mit solchen Lebensmittelkontaktmaterialien hierfür allgemein oder im Einzelfall mit irreführenden Darstellungen oder sonstigen Aussagen zu werben, verankert.
Die sogenannte "Health-Claims"-Verordnung greift im Falle von Lebensmittelkontaktmaterialien nicht, diese Verordnung bezieht sich nur auf Lebensmittel selbst und besagt, dass gesundheitsbezogene Werbung nachweisbar sein muss.
Was sagen also die Hersteller zu ihren Werbeversprechen, die wir mit unseren Untersuchungen nicht bestätigen konnten?
Gesundheitsversprechen sind auf vielen Smoothie-Makern zu finden. Auf Basis unserer wissenschaftlichen Untersuchungen konnte allerdings festgestellt werden, dass die Vitaminzunahme im Blut nicht von der Art der Zerkleinerung abhängig war. Das bedeutet: Die Gesundheitsversprechen einiger Hersteller können leider nicht bestätigt werden! Besonders Nutribullet und Vitamix behaupten in ihren Produktbeschreibungen und bei unserem Dreh auf der Gesundheitsmesse ProVego, dass durch das Mixen mit ihrem Gerät mehr Vitamine aufgeschlossen werden als durchs Kauen. Eine Behauptung, die wir mit unseren Tests nicht bestätigen konnten. Für Yvonne Grund genug, diese beiden Hersteller mit den Ergebnissen zu konfrontieren und um Stellungnahmen zu bitten:
Nutribullet wirbt in der Geräteanleitung damit, dass Vitamine besser aufgeschlossen würden als durchs normale Essen.
Nutribullet schreibt:
Dennoch ist man hier vom Mixer als Nährstoffextraktor überzeugt und schießt gegen die Konkurrenz:
Nach ausführlicher Kenntnisnahme der besagten Studien konnte die Redaktion allerdings keine Aussagen zum Zusammenhang zwischen einer verbesserten Nährstoffaufnahme durch die Kleinstzerteilung der Nahrungsmittel gegenüber normalem Kauen finden.
Eine Vitamix-Vertreterin teilte Yvonne auf der ProVego-Messe mit, dass es Langzeitstudien gebe, die besagten, dass der langfristige Konsum grüner Smoothies zu einem gesundheitlichen Vorteil führe.
Die Vitamix-Cooperation erklärt:
Inzwischen hat sich auch der Vitamix-Vertreiber Keimling von den Aussagen seiner freien Mitarbeiterin distanziert:
Fertige Smoothies aus dem Supermarktregal – eine Alternative?
Gekaufte Smoothies sind erfrischend lecker und sicher eine Alternative, wenn man keine Zeit hat, sich selbst einen Smoothie zu mixen. Laut Dr. Michaela Schlich ist ein Manko bei gekauften Smoothies, dass der Verbraucher nicht weiß, welche Rohware verwendet wurde. Hatte das Obst schon viele braune Stellen? War es in einwandfreiem Zustand? Welche Zusatzstoffe wurden verwendet? Des Weiteren sei der Zuckergehalt in den gekauften Smoothies höher als bei vergleichbaren selbst hergestellten Smoothies.