Mo., 05.07.21 | 23:55 Uhr
Das Erste
Geschichte im Ersten: Spielball der Weltpolitik
Es ist ein völlig unbekanntes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte: Am 23. April 1949 besetzte das Königreich der Niederlande deutsches Staatsgebiet als Pfand für geforderte Kriegsentschädigungen.
Zu den annektierten Gebieten gehörte auch die Gemeinde Elten am Niederrhein. Vierzehn Jahre lang stand das legendäre Schmugglerdorf unter niederländischer Verwaltung. Die Dokumentation geht der Frage nach, wie es dazu kommen konnte, dass ein kleines Städtchen zwischen die Mühlsteine der Weltpolitik geriet.
Die Zeit "bei Holland"
Überraschend ist, dass trotz der Gräueltaten der Nationalsozialisten an der niederländischen Bevölkerung während der Annexion Eltens die niederländische Verwaltung keine Rache ausübte, sondern das Städtchen vorbildlich aufbaute.
Hatten die Bürger Anfangs Angst vor der Besatzung, so entwickelte sich die Zeit "bei Holland" zu einem Wohlstands- und Wirtschaftswunder, von dem heute noch viele Eltener Zeitzeugen schwärmen.
Schmuggel in der "Butternacht"
Als am 1. August 1963 das Dorf wieder zur Bundesrepublik zurück musste, landeten dubiose Geschäftsleute mit Hilfe der Eltener einen besonderen Coup: In der sogenannten Butternacht gelangten durch die Grenzverschiebung tausende Tonnen von Kaffee, Getreide, Geflügel und vor allem Butter unverzollt und unversteuert in die BRD.
Ganz Eltern war vollgestellt mit über 400 Lkw. Jede Scheune, jeder Keller, jede Garage war voll mit unverzollter Ware. Bisher unveröffentlichte Normal-8-Filme zeigen einzigartige Aufnahmen von der größten Schmuggel-Aktion in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Ein Film von Dietrich Duppel
Diese Sendung ist nach der Ausstrahlung drei Monate lang in der ARD-Mediathek verfügbar.
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