Do., 22.06.00 | 21:45 Uhr
Das Erste
Die Gladow-Bande – Chicago in Berlin
Werner Gladow wollte der "Al Capone von Berlin" werden, mit seiner "Gang" die Stadt beherrschen. Der Krieg war erst zwei Jahre aus, und in den Trümmern suchte die Jugend nach Orientierung. Was sie gelernt hatte, galt nichts mehr. Was zählte, waren die Gesetze des Schwarzmarktes, nicht die der Besatzer. Die Wege aus dem Zusammenbruch führten Manche auf die schiefe Bahn. Einer von ihnen war Werner Gladow. Schon mit 16 Jahren ist er eine Schwarzmarkt-Größe auf dem Alexanderplatz, ein "Kipper-König". Und er hat Träume, große Träume. Seine Vorbilder stammen aus dem Kino – amerikanische Leinwandgangster. An diesen "Filmhelden" orientiert er sich. 1948 sammelt er junge Männer aus den Berliner Arbeitervierteln um sich: seine Bande.
Erste Schlagzeilen macht sie durch die Entwaffnungen von Volkspolizisten an der Sektorengrenze: Über diese tolldreisten Aktionen schmunzelt manch ein Berliner. Doch mit den erbeuteten Waffen werden Überfalle verübt. Die Bande schlägt zu, wo etwas zu holen ist: Mit vorgehaltener Pistole raubt sie einem Fleischer Wurst und Speck, aber sie überfällt auch Juweliere und Geschäftemacher. Sie ist schnell und brutal. Es gibt Tote. Berlin hält den Atem an: ganz Berlin, denn die Gladow-Bande schlägt im Westen der Stadt genauso zu wie im sowjetischen Sektor. Die Polizei, durch die Berlin-Blockade inzwischen gespalten in Ost und West, kann sie nicht fassen, die jungen Männer mit den Maßanzügen und den weißen Krawatten.
Der Film von Ute Bönnen und Gerald Endres erzählt eine spannende Geschichte aus der Zeit des Schwarzmarkts, der Blockade und der beginnenden Spaltung in Berlin. Ein Junge, geprägt von Krieg und Nachkriegselend, will als Gangster hoch hinaus und geht dabei über Leichen. Auch das Ende ist blutig. Die Bande wird 1949 gefasst, der jugendliche Bandenführer und zwei seiner Kumpane werden zum Tode verurteilt und mit dem Fallbeil hingerichtet.