Di., 12.04.16 | 03:25 Uhr
Das Erste
Akte D – Die Macht der Pharmaindustrie (1)
Die deutsche Pharmaindustrie sieht sich selbst als Garant für Gesundheit und ein langes Leben. Doch Aufsehen erregt sie seit Jahrzehnten mit Skandalen – und mit unaufhörlich steigenden Arzneimittelausgaben. 2015 sind diese Ausgaben in Deutschland auf über 35 Milliarden Euro gestiegen. Wieder ein neuer Rekord. Zahlen müssen das die Krankenkassen – und damit am Ende die Verbraucher über ihre Beiträge. Die Pharmaindustrie dagegen gehört seit langem zu den profitabelsten Branchen des Landes.
Die Apotheke der Welt
Die Dokumentation von Winfried Oelsner zeigt auf, wie die Macht von Bayer und Co. entstanden ist und warum Deutschland bis heute einen Spitzenplatz bei den Medikamentenpreisen belegt. Diese Entwicklung geht mehr als hundert Jahre zurück bis in die Kaiserzeit, als Deutschland zur "Apotheke der Welt" wurde. Schon damals arbeitete die Pharmaindustrie mit fragwürdigen Methoden, die bis heute zum Einsatz kommen.
Marketing für Heroin und Aspirin
Denn für den Verkaufserfolg eines Medikaments ist das Marketing fast genauso wichtig wie die Wirkung. Dies galt für das weltberühmte Aspirin genauso wie für das einst ebenfalls weltweit erfolgreiche Husten- und Schmerzmittel Heroin.
Contergan ist nicht der einzige Skandal
Die Bedingungen für die Pharmaindustrie waren in Deutschland immer günstig, denn dank ihrer wirtschaftlichen Macht musste sie fast 100 Jahre lang keine gesetzlichen Regulierungen zur Arzneimittelsicherheit fürchten. Erst der Contergan-Skandal von 1961 legte die Missstände offen. Weitere Skandale wie der Blut-Aids-Skandal zeigten, wie eng die Pharmalobby mit den Behörden verbunden war – mit katastrophalen Folgen für die Patienten.
Gleichzeitig stiegen die Arzneimittelpreise in der Bundesrepublik jahrzehntelang in immer neue Rekordhöhen. Fast jede Bundesregierung hat sich an Reformen versucht. Dank erfolgreicher Lobbyarbeit meist mit wenig Erfolg. Bis heute.
Redaktion: Beate Schlanstein (WDR) / Thomas Kamp (WDR) / Astrid Harms-Limmer (BR) / Marc Brasse (NDR)
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