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Akte D – Die Macht der Pharmaindustrie (1)

Das Bayerkreuz am Eingang der Bayer AG, aufgenommen im Jahr 1955. (Archivfoto)
Das Bayerkreuz am Eingang der Bayer AG, aufgenommen im Jahr 1955.  | Bild: dpa

Die deutsche Pharmaindustrie sieht sich selbst als Garant für Gesundheit und ein langes Leben. Doch Aufsehen erregt sie seit Jahrzehnten mit Skandalen – und mit unaufhörlich steigenden Arzneimittelausgaben. 2015 sind diese Ausgaben in Deutschland auf über 35 Milliarden Euro gestiegen. Wieder ein neuer Rekord. Zahlen müssen das die Krankenkassen – und damit am Ende die Verbraucher über ihre Beiträge. Die Pharmaindustrie dagegen gehört seit langem zu den profitabelsten Branchen des Landes.

Die Apotheke der Welt

Die Dokumentation von Winfried Oelsner zeigt auf, wie die Macht von Bayer und Co. entstanden ist und warum Deutschland bis heute einen Spitzenplatz bei den Medikamentenpreisen belegt. Diese Entwicklung geht mehr als hundert Jahre zurück bis in die Kaiserzeit, als Deutschland zur "Apotheke der Welt" wurde. Schon damals arbeitete die Pharmaindustrie mit fragwürdigen Methoden, die bis heute zum Einsatz kommen.

Der Sitz der IG Farben in Frankfurt am Main. Das größte Chemieunternehmen der Welt, führend auch in der Produktion von Arzneimitteln, ließ Medikamente auch an KZ-Häftlingen testen. (Archivfoto)
Der Sitz der IG Farben in Frankfurt am Main. Das größte Chemieunternehmen der Welt, führend auch in der Produktion von Arzneimitteln, ließ Medikamente auch an KZ-Häftlingen testen.  | Bild: WDR

Marketing für Heroin und Aspirin

Denn für den Verkaufserfolg eines Medikaments ist das Marketing fast genauso wichtig wie die Wirkung. Dies galt für das weltberühmte Aspirin genauso wie für das einst ebenfalls weltweit erfolgreiche Husten- und Schmerzmittel Heroin.

„Aspirin“, seit Anfang des 20. Jahrhunderts einer der größten Verkaufsschlager des Bayerkonzerns, erfolgreich wegen seiner Wirkung, aber auch einer riesigen Marketingkampagne.
"Aspirin", seit Anfang des 20. Jahrhunderts einer der größten Verkaufsschlager des Bayerkonzerns, erfolgreich wegen seiner Wirkung, aber auch einer riesigen Marketingkampagne. | Bild: WDR / Taglicht media

Contergan ist nicht der einzige Skandal

Die Bedingungen für die Pharmaindustrie waren in Deutschland immer günstig, denn dank ihrer wirtschaftlichen Macht musste sie fast 100 Jahre lang keine gesetzlichen Regulierungen zur Arzneimittelsicherheit fürchten. Erst der Contergan-Skandal von 1961 legte die Missstände offen. Weitere Skandale wie der Blut-Aids-Skandal zeigten, wie eng die Pharmalobby mit den Behörden verbunden war – mit katastrophalen Folgen für die Patienten.

Ein behindertes Kind, das durch das Schlaf- und Beruhigungsmittel „Contergan“ während der Schwangerschaft geschädigt wurde. „Contergan“ löste einen der größten Arzneimittelskandale aus. (Archivfoto)
Ein behindertes Kind, das durch das Schlaf- und Beruhigungsmittel "Contergan" während der Schwangerschaft geschädigt wurde. „Contergan“ löste einen der größten Arzneimittelskandale aus.  | Bild: WDR / dpa

Gleichzeitig stiegen die Arzneimittelpreise in der Bundesrepublik jahrzehntelang in immer neue Rekordhöhen. Fast jede Bundesregierung hat sich an Reformen versucht. Dank erfolgreicher Lobbyarbeit meist mit wenig Erfolg. Bis heute.

Hintergrund zu "Akte D"

"Akte D" ist eine investigative Dokumentationsreihe, die die Zuschauer auf Spurensuche in die Vergangenheit mitnimmt, verdrängte Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte neu beleuchtet und mit Mythen und Legenden aufräumt. Die erste Staffel dieses Formats wurde 2015 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

Redaktion:    Beate Schlanstein (WDR) / Thomas Kamp (WDR) / Astrid Harms-Limmer (BR) / Marc Brasse (NDR)

                     

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