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Mein Italien unter Meloni

PlayMeloni und Ingo Zamperoni
Mein Italien unter Meloni | Bild: Montage: NDR, Andreas Werner; Fotos: dpa/Daniel Reinhardt, Photoshot, Daniel Kalker

Am 22. Oktober 2022 wurde Giorgia Meloni als italienische Ministerpräsidentin vereidigt. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte Italiens steht mit Fratelli d‘Italia eine Partei mit postfaschistischen Wurzeln an der Spitze der Regierung, gemeinsam mit der rechtskonservativen Lega und der Forza Italia des kürzlich verstorbenen Silvio Berlusconi.

Warum haben die Italienerinnen und Italiener so gewählt? Wie macht sich die neue Regierung im ersten Jahr? Und was bedeutet dieses Rechtsbündnis für Deutschland und Europa? In seinem neuen Film begibt sich Ingo Zamperoni nach „Trump, meine amerikanische Familie und ich“ (2020) und „Trump, Biden, meine US-Familie und ich“ (2022) diesmal auf eine sehr persönliche filmische Reise durch Italien. Zamperoni hat die deutsche und die italienische Staatsbürgerschaft. Sein Vater ist Italiener, seit seiner Kindheit ist Ingo Zamperoni mit dem Land eng verbunden, der Großteil der Familie Zamperoni lebt dort bis heute. „Ich möchte verstehen, woher dieser Rechtsruck kommt, welche Auswirkungen er mit sich bringt und wie die Menschen in Italien damit umgehen.“ Der prominente "tagesthemen" News-Anchor sucht in Gesprächen mit Familienangehörigen und Freunden aus Kindheitstagen sowie hochrangigen Interviewpartnerinnen und -partnern Antworten.

Welche Kurs strebt die Regierung von Giorgia Meloni zum Thema Einwanderung an? Auf Sizilien trifft Ingo Zamperoni Giovanna di Benedetto von “Save the Children”.
Welche Kurs strebt die Regierung von Giorgia Meloni zum Thema Einwanderung an? Auf Sizilien trifft Ingo Zamperoni Giovanna di Benedetto von “Save the Children”. | Bild: NDR / Martin Kobold

Die Spurensuche beginnt am Lago Maggiore, führt über die Prosecco-Weinberge des Veneto, die Adriaküste und die norditalienischen Städte Bologna und Ferrara über Rom bis nach Catania auf Sizilien. 

Während Cousine Paola eine glühende Lega-Anhängerin ist und damit die Wahl von Giorgia Meloni zur Ministerpräsidentin in Kauf nimmt, verurteilen ihre Schwestern Elena und Sonia die restriktive Familienpolitik der neuen Regierung und den fehlenden Umgang mit der faschistischen Vergangenheit. Auch der Freundeskreis ist gespalten: Stefania aus Bologna wäre nach dem Wahlsieg der Fratelli d´Italia am liebsten ausgewandert; Irene und Federico, die Freunde in Ferrara, aber machen sich keine großen Sorgen, denn irgendwie haben sich die Italienerinnen und Italiener noch immer „arrangiato“ – arrangiert. Darin seien sie Weltmeister, egal, wer gerade an der Regierung sei.

„Giorgia Meloni versteht meine Sorgen, denn sie ist eine von uns“, so sieht das Antonio Brugnatti, der das Adria-Strandbad "Pinguino" betreibt, das Ingo Zamperoni als Kind und Jugendlicher mit seiner Familie besucht hat. Für den Autor und Journalisten der Tageszeitung „Corriere della Sera“ Aldo Cazzullo ist genau diese Volksnähe einer der Hauptgründe, warum sich 26 Prozent der Wählerinnen und Wähler für Fratelli d‘Italia ausgesprochen haben. Dass nun im Zentrum der Regierungsarbeit eine restriktive Migrationspolitik steht, erfährt Giovanna Di Benedetto von der Nichtregierungsorganisation "Save the Children" tagtäglich bei ihrer Arbeit. Die jungen Parteimitglieder, die Ingo Zamperoni auf einer Veranstaltung der „Brüder Italiens“ (Fratelli d’Italia) in Rom trifft, aber sind stolz auf den wachsenden Patriotismus in ihrem Land. Meloni habe Italien die Würde wiedergegeben und mache es stark in Europa.

In der Tat agiert Georgia Meloni auf der europäischen Bühne eher zurückhaltend und pragmatisch und damit ganz anders, als ihre antieuropäische Rhetorik im Wahlkampf vermuten ließ. „Wir sind diejenigen, die die meisten Schulden haben, also sind wir die Letzten, die sagen können: Jetzt können wir machen, was wir wollen“, sagt Buchautor Aldo Cazzulo. Das habe auch Georgia Meloni erkannt und versuche deswegen, die traditionell guten Beziehungen zu Deutschland und Frankreich fortzuführen, obwohl sie politisch den rechtskonservativen Regierungen von Ungarn und Polen wesentlich nähersteht. Und natürlich bleibe das auch ihr Ziel: eine starke rechtskonservative Mehrheit in Europa, auch wenn man das momentan noch nicht so merke.

Mit „Mein Italien unter Meloni“ zeichnet Ingo Zamperoni ein differenziertes gesellschaftspolitisches Porträt seiner zweiten Heimat.

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