So., 30.01.11 | 17:30 Uhr
Das Erste
Wenn Oma Pflege braucht
Die Prüfer vom medizinischen Dienst
![Bild: NDR/Enrico Demurray Gutachter Zintarra bei einer Patientin](/information/reportage-dokumentation/echtes-leben/sendung/ndr/2011/gutachter-zintarra-prueft-wie-pflegebeduerftig-eine-patientin-ist-100~_v-standard368_0bbbff.jpg)
Plötzlich geht es nicht mehr allein – ob anziehen, duschen oder essen, was jahrzehntelang problemlos ging, erfordert nun die Hilfe von Angehörigen oder Pflegekräften. Die Pflegekasse bietet für diese Situation finanzielle Unterstützung, doch jeder dritte Antrag wird von den Prüfern des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) abgelehnt.
Wie arbeiten diese Gutachter? Wie gehen sie vor, wenn der Fall nicht ganz eindeutig ist? Wie leben sie mit ihren Entscheidungen? Die Reportage begleitet drei Prüfer des MDK, die täglich neu vor der Herausforderung stehen, gerechte Entscheidungen treffen zu müssen.
Olaf Zintarra ist gelernter Krankenpfleger und arbeitet nun schon seit mehreren Jahren als Gutachter. Er nimmt seine Arbeit beim Medizinischen Dienst in Hannover sehr ernst und versucht, trotz der knappen Zeit – fünf Fälle muss er am Tag begutachten – den Menschen gerecht zu werden. Wenn er vereinsamte alte Menschen antrifft, dann geht ihm das nahe und er versucht zu helfen, zu beraten, doch die Hände sind ihm oft gebunden: Als Gutachter ist ihm ein enger gesetzlicher Rahmen vorgegeben. Er weiß, dass die Gutachter einen schlechten Ruf haben und versucht, durch sein Auftreten das Image der Gutachter vom Medizinischen Dienst etwas zu verbessern.
Auch Diana Hollenbach vom Medizinischen Dienst in Schwerin weiß um die Ängste der Menschen, die sie besucht. Viele der Antragsteller in Mecklenburg-Vorpommern leben von sehr wenig Geld. Und brauchen oft dringend die finanzielle Unterstützung durch die Krankenkasse, deren Höhe vom Ergebnis des Gutachtens abhängt. Aber Diana Hollenbach kann den gesetzlichen Rahmen nicht über Gebühr strapazieren.
Ausschlaggebend sind die Minuten, die Angehörige oder Pflegedienste für die Hilfen beim Waschen, beim Toilettengang etc. aufwenden müssen. Not macht aber auch erfinderisch, so stellten ihr verschiedene Antragsteller schon ein und die selbe Oma vor. Die kranke Frau wurde zum Zweck der Begutachtung "verliehen". Doch die meisten Menschen sind ehrlich und offen, meint Diana Hollenbach.
Je größer die Not, umso größer die Erwartungen von Seiten der Angehörigen. Diesen können die Gutachter meist gut standhalten. Aber immer wieder sind sie auch mit harten Schicksalen konfrontiert und müssen schwierige Entscheidungen treffen, die sie lange beschäftigen.
Film von Angelika Wörthmüller und Enrico Demurray
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