Do., 30.05.13 | 22:50 Uhr
SWR Fernsehen
Peter Frankenfeld
Mit "Vergissmeinnicht" und "Musik ist Trumpf" schreibt Peter Frankenfeld – der Mann mit der Fliege, der karierten Jacke und dem Smoking – Fernsehgeschichte. Seine Sendungen sind wie Kindergeburtstage – bunt, lustig, voller Überraschungen, mit Kalauern, Witzen, gekonnter Selbstdarstellung – und kommen bei einem Riesenpublikum an.
Schon früh zeichnet sich Peter Frankenfelds Talent für Komik und Unterhaltung ab. Er ist ein Kind der Straße, seine Bühne ist der Berliner Hinterhof, hier gibt er Vorstellungen mit seiner selbst gebastelten Laterna Magica, ist "Intendant" seines Kasperletheaters – und kassiert dafür Geld von den anderen Kindern.
Sein Vater, ein redlicher Handwerksmeister, versucht es mit Strenge, die Mutter, Besitzerin eines kleinen Zigarettenladens, mit gutem Zureden. Doch Peter entwickelt keinen schulischen Ehrgeiz, ihn zieht es hinaus in die Welt. "Weint nicht, ich gehe in die Fremdenlegion", teilt der 16-jährige seinen Eltern mit. Eine glatte Lüge, denn es ist ein Wanderzirkus, dem er folgt.
Alle Rückhol- und Erziehungsversuche fruchten auf Dauer nichts. Mit 23 Jahren ist Peter Frankenfeld auf den Brettern, die für ihn die Welt bedeuten. Der berühmte Willi Schaeffers engagiert ihn in seinem "Kabarett der Komiker". Selbst der Krieg kann Peter Frankfelds Ambitionen nicht zerstören. Er zieht nicht begeistert in den Kampf, sondern landet bei der Truppenbetreuung. Dort lernt er alles, was zum modernen Showbusiness gehört. Ab 1946 ist es sein Beruf, Menschen zu unterhalten und sie für Stunden ihre Sorgen vergessen zu lassen.
Peter Frankenfeld ist ein Mann der ersten Stunde, im Radio wie im Fernsehen, ein Selfmademan voller Energie, Fleiß und Disziplin, der keine Gagschreiber braucht und kein Kreativ-Team. Er macht alles selbst. Seine Unterhaltungsshows, die im Radio übertragen werden, füllen Säle mit Tausenden von Leuten, ebenso die ersten Fernsehsendungen.
Lonny Kellner, anfangs eine Bühnenpartnerin, die er nicht ausstehen kann, wird zur Frau seines Lebens. Sie heiraten und sind fortan ein Traumpaar der bundesdeutschen Fernsehunterhaltung. Ihr in die Ehe mitgebrachter Sohn wird von Frankenfeld adoptiert. Doch der Erfolgsentertainer mit der "Berliner Schnauze" ist auch ein Mann, der von Existenz- und Verlustängsten geplagt wird. Die erste Krise erfasst die Frankenfelds in den Wirtschaftswunderjahren. Das teuere Traumhaus, ein Steuerberater, der Geld veruntreut – die Schuldenlast droht die beiden zu erdrücken. Doch sie nehmen den Kampf auf, arbeiten hart, tingeln durch die Republik, machen alles, was Geld bringt. Und kommen heil davon.
Doch die nächste Katastrophe droht Peter Frankenfeld zu zerbrechen. Seine Frau Lonny wird schwer krank – Diagnose: Krebs. Es ist eine schwere Zeit für die beiden, doch wieder haben sie Glück - Lonny übersteht die Krankheit.
Und noch eine Krise setzt im hart zu: Sein Sender, das ZDF, kündigt ihm nach 47 erfolgreichen "Vergissmeinnicht"-Sendungen, die über 34 Millionen Mark für wohltätige Zwecke eingebracht haben. Im Alter von 57 Jahren muss er erfahren, dass er von einem Tag auf den andern nicht mehr gefragt ist. Er leidet, aber er schreibt weiter Gags, entwickelt Ideen, arbeitet fürs Radio, für andere Sender. Fünf Jahre später gelingt es dem neuen ZDF-Unterhaltungschef, Peter Frankenfeld für eine neue Sendereihe auf den Bildschirm zurückzuholen: "Musik ist Trumpf", ein grandioses Comeback, das zum Triumph für den über 60-jährigen Peter Frankenfeld wird. Noch einmal hat er es allen gezeigt. Doch dann wird er krank. Er will nicht wahrhaben, dass er langsam machen muss, kämpft gegen die Krankheit an – vergeblich. Am 4. Januar 1979 stirbt Peter Frankenfeld im Alter von 65 Jahren.
Ein Film von Christian Weisenborn
Erstausstrahlung: 08.06.2009