SENDETERMIN So., 08.02.09 | 23:35 Uhr | Das Erste

Wo warst Du, als...

Folge 1

Es gibt Ereignisse, die man Zeit seines Lebens niemals vergisst. „Wo warst Du, als ..." appelliert an die eigene Erlebniswelt: Wir erinnern uns genau, wo wir waren, wie wir fühlten, als der 11. September 2001 in die Geschichte einging. Man muss nicht unbedingt hautnah dabei gewesen sein, um mit einem Ereignis dieser Größenordnung eine ganz eigene, persönliche Geschichte zu verbinden. Fragt man tausend Menschen: „Wo warst Du, als …", dann werden tausend Menschen tausend verschiedene Geschichten erzählen können. Sie werden vielleicht sogar ein Bedürfnis haben, ihre Geschichte „loszuwerden", schließlich war vielleicht gerade dieser Tag ein ganz besonderer in ihrem Leben. Hier setzt „Wo warst Du, als ...?" an.

Drei Betroffene erzählen uns ihre Geschichte. Sie heißen Lars Fiechtner, Rainer Gross und Susan Borchert. Menschen wie Du und ich ergänzen die Erzählungen: „Wo warst Du, als … der 11. September in die Geschichte einging?"

Als der 11. September 2001 in die Geschichte einging, war Susan Borchert zu Hause. Ihr Mann war in Lebensgefahr. Damals arbeitete Klaus Borchert im 103. Stockwerk des World Trade Center. Erst hört er einen dumpfen Knall, dann eine Durchsage: Kein Grund zur Panik, nur ein Unfall im Nebenturm. Wer das Gebäude verlassen wolle, der könne das tun. Klaus Borchert will. Tausende seiner Kollegen auch. In der Skylobby, vor den Fahrstühlen, herrscht unglaubliches Gedränge. Klaus Borchert benutzt das Treppenhaus. Zehn Stockwerke über ihm schlägt die zweite Maschine ein. „Ich hatte nie geglaubt, dass er tot war", sagt seine Ehefrau Susan heute. „Ich habe immer geglaubt, wenn einer es schafft, dann der Klaus."

Am 11. September 2001 sitzt Rainer Gross vor einem Fernseher in Köln. Was er sieht, ist furchtbar - aber Gross ist überzeugt, dass dieses Drama für ihn keine Konsequenzen hat. Es geht ihm gut. An der Börse hat er sehr viel Geld gemacht. Er spekuliert online - der Reichtum kommt per Mausklick. Genau ein Jahr später sitzt Rainer Gross vor einem vergitterten Fenster in Untersuchungshaft. 9/11 war der Anfang vom Ende seiner bürgerlichen Existenz. Ursache und Wirkung. Anschlag und Börsencrash. Erst verliert er sehr viel Geld, dann den Bezug zur Realität. Seine Gier wird ihm zum Verhängnis. „Ich würde nie sagen, der 11. September war der Grund für das, was aus mir geworden ist" sagt er heute, „aber es wurde eine Grundlage gelegt. Nur war mir das damals überhaupt nicht bewusst."

Am 11. September 2001 ist Lars Fiechtner im Auto unterwegs nach Berlin. Im Radio hört er von der Katastrophe und denkt an seine Schwester. Er versucht sofort, Ingeborg auf dem Handy zu erreichen. Die Leitung ist tot. „Das war das Schlimmste. Dieses Nicht-Wissen, was mit ihr ist." Ingeborg war nach Amerika gegangen, als er acht Jahre alt war. Sie hat ihren Traum verwirklicht. Die Krönung dieses amerikanischen Traumes ist der Job bei einer Hamburger Speditionsgesellschaft. Die Büros der Firma liegen im 32. Stockwerk des World Trade Center. Lars Fiechtner sieht die Fernsehbilder und leidet Höllenqualen. Er leidet zwei Tage lang. Dann endlich der erlösende Anruf. Ingeborg hat überlebt. Doch sie ist schwer verletzt. Er reist mit einem seiner Brüder nach New York. Ingeborg ist in eine Klinik für Brandopfer eingeliefert worden und liegt im künstlichen Koma. Was genau mit ihr passiert ist, kann ihm keiner sagen. Lars Fiechtner wird es nie erfahren.

Lars Fiechtner, Rainer Gross und Susan Borchert sind starke Menschen. Sie hatten die Kraft, das Trauma dieses 11. September zu überwinden. Eindrucksvoll und offen berichten sie davon. „Wo warst Du, als ..." macht die Folgen greifbar. Dramatisch, persönlich, emotional. Das ist „Wo warst Du, als ...?"

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