So., 18.11.18 | 12:03 Uhr
Das Erste
Presseclub
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat mit seiner Rede in der französischen Sorbonne einen großen Aufschlag gewagt und der Idee von einem geeinten Europa neuen Schwung verliehen. Anfang der Woche, also mehr als ein Jahr später, kam die Antwort der deutschen Kanzlerin: Auch Angela Merkel plädierte in dieser Rede für eine europäische Armee. Damit ist sie in dieser Frage zum ersten Mal einen Schritt auf Macron zugegangen. Doch reicht das aus, um die auseinanderdriftende EU zusammenzuhalten und den bevorstehenden Brexit zu verkraften?
In früheren Krisen hat sich Europa fast immer auf die deutsch-französische Freundschaft verlassen können, wenn es darum ging, starke Koalitionen und Mehrheiten für die EU zu bilden. Das Bild des französischen Präsidenten Mitterrand und von Bundeskanzler Kohl, die sich über den Gräbern von Verdun die Hand reichen, hat sich tief im kollektiven Bewusstsein eingeprägt. Zwar haben auch Macron und Merkel immer wieder die deutsch-französische Freundschaft beschworen – zuletzt noch vergangenes Wochenende, als sie gemeinsam an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren erinnerten. Aber wie tragfähig ist diese Freundschaft heute? Ist das mehr als schöner Schein?
Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag zwar einen neuen Aufbruch für Europa versprochen, doch auf konkrete Vorschläge wartet Macron bis heute vergeblich. Verpasst die Bundeskanzlerin damit eine einmalige historische Chance, gemeinsam mit dem französischen Präsidenten die EU zu reformieren? Oder sind die Vorschläge Macrons nicht dafür geeignet, den Kontinent zusammen zu führen, der nicht nur von London, sondern auch von Rom, Budapest und Warschau herausgefordert wird?
Darüber diskutiert ARD-Programmdirektor Volker Herres am Sonntag im "Presseclub" mit:
Daniel Brössler, Süddeutsche Zeitung
Cécile Calla, freie Journalistin
Uwe Jean Heuser, Die Zeit
Michaela Wiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung