So., 15.08.21 | 12:03 Uhr
Das Erste
Presseclub
Der jüngste Bericht des Weltklimarats zeichnet ein düsteres Bild: Das Zeitfenster, um die globale Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, schließt sich immer schneller. Aber selbst, wenn wir es noch nutzen würden, steht fest: Wetterextreme wie Hitze oder Starkregen werden zunehmen. Die physikalischen Fakten lassen daran kaum noch einen Zweifel. Weltweit sind die Kohlendioxid-Emissionen seit dem ersten IPCC-Bericht 1990 um mehr als die Hälfte gestiegen. Daran haben auch die Versprechen der vergangenen Klimakonferenzen nichts geändert. Das 1,5-Grad-Limit, auf das sich die Weltgemeinschaft in Paris verständigt hat, ist wahrscheinlich viel früher erreicht, als noch vor wenigen Jahren vermutet. Ist dieses Ziel also überhaupt noch zu schaffen oder blanke Illusion? Schon jetzt jagt ein Temperaturrekord den nächsten, zuletzt in Sizilien mit 48,8 Grad. Südeuropa steht vielerorts in Flammen, während Deutschland und die Türkei von schwerem Hochwasser heimgesucht werden. Ist das der Weckruf für einen internationalen Neustart - spätestens bei der nächsten Klimakonferenz in Glasgow? Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 halbiert werden. Danach sieht es aber nicht aus, obwohl der größte Klimasünder USA unter Präsident Biden dem Pariser Klimaschutzabkommen wieder beigetreten ist. Denn woanders werden weitere Ölfelder erschlossen und noch mehr Kohle verstromt. Ölmultis wie die OPEC und Gasimperien wie Gazprom denken überhaupt nicht daran, auf ihre Geschäfte mit fossilen Brennstoffen zu verzichten. Hilft es uns also tatsächlich weiter, immer strengere Zieldaten zu setzen für die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft? Welche realistischen Handlungsoptionen bleiben uns? Kein vernünftiger Mensch wird die Notwendigkeit abstreiten, die weltweite Klimaerwärmung einzugrenzen. Muss sich die internationale Politik kurzfristig viel stärker um Klima-Anpassung kümmern als um die Vermeidung des Klimawandels? Müssen wir uns endlich ehrlich machen?
Darüber diskutiert WDR-Auslandschefin Sabine Scholt mit den Gästen:
Axel Bojanowski, WELT
Petra Pinzler, DIE ZEIT
Bernhard Pötter, taz.die Tageszeitung
Alina Schadwinkel, Spektrum online