So., 17.04.16 | 12:03 Uhr
Das Erste
Presseclub
Die Zahlen sind erschreckend. Für fast die Hälfte aller jüngeren Arbeitnehmer in Deutschland wird im Alter ihre gesetzliche Rente unterhalb der Armutsgrenze liegen. Wer 40 Jahre lang einzahlt und 2100 Euro oder weniger verdient, würde ab dem Jahr 2030 als Rentner zum Sozialfall - sofern er nicht privat vorsorgen konnte oder geerbt hat. Das hat diese Woche eine große Untersuchung im Auftrag des WDR ergeben.
Um die Beiträge zur gesetzlichen Rente niedrig zu halten, hatte die Bundesregierung unter Kanzler Schröder vor 15 Jahren beschlossen, das Rentenniveau immer weiter abzusenken. Im Jahr 2030 wird es nur noch bei 43 % des Durchschnittslohns liegen - heute sind es 48 %.
Das fehlende Geld fürs Alter sollten die Deutschen eigentlich privat ansparen, mit Hilfe der Riester-Rente und Betriebsrenten. Doch heute wird klar: Die Riester-Rente ist offenbar gescheitert. Sie lohnt sich wegen hoher Kosten kaum, und gerade Geringverdiener nutzen diese Vorsorge nicht. Zudem haben die Betriebsrenten größte Probleme, die geplanten Zinsen zu erwirtschaften - eine dramatische Folge von Mario Draghis Null-Zins-Politik.
In Berlin bastelt Arbeitsministerin Nahles eifrig an Reformvorschlägen. Die Rente könnte das große Thema des kommenden Bundestagswahlkampfes werden. Denn die SPD sucht angesichts desaströser Umfragewerte dringend ein Thema, um bei den Wählern wieder zu punkten. Viele Fachleute aber halten nichts von punktuellen Reformen. Sie fordern, das Rentensystem zu einer Art „Deutschlandrente" umzubauen. In diese sollten dann alle einzahlen - auch Beamte und Selbständige.
Ist unser Rentensystem gescheitert? Was muss passieren, damit nicht Millionen Deutsche im Alter in die Armut abrutschen? Und kann die SPD mit ihren Reformplänen punkten?
Darüber diskutiert ARD-Programmdirektor Volker Herres am Sonntag im "Presseclub" mit:
Sven Afhüppe, Handelsblatt
Heike Göbel, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Elisabeth Niejahr, Die Zeit
Thomas Öchsner, Süddeutsche Zeitung