So., 13.12.20 | 23:50 Uhr
HR Fernsehen
"druckfrisch"-Musiker des Monats: Die Toten Hosen
Natürlich können auch alte Rocker Charmeure sein. So hat Campino nach dem Dreh glatt behauptet, es sei schon immer sein Traum gewesen, einmal in "druckfrisch" ein Liverpooler Fußball-Lied zu singen. Allerdings hat er wirklich, als wir bei den "Toten Hosen" anriefen, um zu fragen, ob sie eventuell eine Minute lang in der Weihnachts-Show auftreten würden, sofort und spontan "Ja!" gesagt. Und dann kam er mit Kuddel an und sie sangen "Fields of Anfield Road" und wir hörten zu und sahen, dass es gut war und alle bekamen gute Laune.
Begonnen hatte die Sendung mit einem unfassbar tollen Country-Song von Merle Haggard, der uns mit seinem "If We Make It Through December" ("Everything’s gonne be all right I know") die Herzen und Ohren erwärmt. Es ist ja ein schöner Zug unserer Weltkrise, dass sie solche ollen Kamellen (der Song stammt von 1973) plötzlich wieder mit neuer Bedeutung auflädt … und plötzlich ist da ein wenig Schönheit da (Der Tipp stammt – wie so oft – vom heimlichen "druckfrisch"-Musikberater Kai Keup).
Auch die gefürchteten Quarantäne-Kunstwerke, die in diesem Jahr entstanden sind, sind nicht nur von schlechten Eltern. So hatte zum Beispiel das New Yorker Duo "Dean & Britta" ein ganzes Jahrzehnt lang nach ihrem epochalen Werk "13 Most Beatiful Songs For Andy Warhol’s Sreen Tests" keine einzige Platte veröffentlicht. Und jetzt legten sie plötzlich mit einem Werk namens "Quarantine Tapes" ein wunderbar zerbrechliches Meisterwerk voller verblüffender Coverversionen hin. Wir spielen (weil das zu Weihnachten einmal sein muss) den Dylan-Song: "Most Of The Time". Aber fast noch besser ist von der gleichen Platte das Kraftwerk-Cover "Neon Lights" (Der Tipp verdanken wir dem "Zündfunker" Ralf Summer).
Das schönste Lied der Sendung stammt unzweifelhaft von der amerikanischen Songwriterin Jenny Lewis, die sich im Lockdown mit dem Rapper "Serengeti" aus Chicago zusammengetan hat. "Unblu" heißt die erste gemeinsame Veröffentlichung des ungleichen Pärchens. Kennengelernt haben sich die beiden angeblich 2018 bei einem Festival in Berlin. Im Lockdown schickte Jenny dem Rapper (bürgerlich Dave Cohn) dann 5 Songs, die sie auf dem I-Phone zusammengeschustert hatte: "Beats, bass, drums, digital tanpura, and topline, sent via text, ripe for Dave’s poetry." Unsere "Musiker des Monats Dezember 2020" (Den Tipp verdanken wir Markus Acher von "The Notwist").
Dann darf "druckfrisch" traurig in das Jahr hinaus laufen: Wir enden mit einem der melancholischsten Lieder, das jemals geschrieben wurde: Der Ballade "Gloomy Sunday", die 1932 von dem Ungarn László Jávor geschriebenen und im Jahr darauf vom Pianisten Rezső Seress vertont wurde. Wir hören die 1941er Fassung von Billie Holiday. Die Sage, dass das Lied, weil es so traurig sei, zu Selbstmorden führte und deshalb in Ungarn und Amerika zeitweise verboten wurde, hält sich hartnäckig. (Den Tipp verdanken wir dem Ex Sonic Youth-Gitarristen Thurston Moore, der den Song auf der Liste seiner Lieblingslieder führt).
Playlist der Sendung:
Titel | Interpret |
---|---|
If We Make It Through December | Merle Haggard |
Most Of The Time | Dean & Britta |
Fields of Anfield Road | Die Toten Hosen |
Unblu | Jenny Lewis & Serengeti |
Gloomy Sunday | Billie Holiday |
Stand: 13.12.2020 23:50 Uhr
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