SENDETERMIN So., 28.02.21 | 23:35 Uhr | Das Erste

Exklusiv-Interview: Barack Obama hat seine Memoiren geschrieben

Barack Obama: Ein verheißenes Land | SACHBUCH | Bild: ARD

Es ist ja sehr üblich, dass berühmte Politiker nach dem Ende ihrer Amtszeit Bücher verfassen, umfangreiche Werke meist, in denen sie detailreich ausbreiten, wie zwingend all ihre grandiosen Entscheidungen aus den enormen Talenten, ihrer historischen Weitsicht und ihrer unerschütterlichen strategischen Brillanz folgten, und oft sind diese Bücher auch recht erfolgreich, weil die Wähler sich gern an vergangene Großtaten erinnern und sowieso meist finden, dass alles schlecht sei, was danach noch kam.

Barack Obama war der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, er war einer der jüngsten, die je in dieses Amt gewählt wurden, und sicher einer der populärsten. Seine Erinnerungen an Jugend, Studium, erste Berufserfahrungen und dann die Zeit als mächtigster Mann der Welt sind nun eine unbedingt lohnende Leseerfahrung, und zwar deshalb, weil Obama von Anfang an nicht nur über seine Triumphe spricht, sondern genauso über die Niederlagen, über seine Ängste und Zweifel.

»Einmal begleitete sie mich zu einem Workshop, den ich einem Freund zuliebe in einem Gemeindezentrum in der South Side von Chicago leitete. Unter den Teilnehmerinnen waren fast ausschließlich alleinerziehende Mütter, von denen die meisten Sozialhilfe bezogen und die wenigsten eine Ausbildung vorweisen konnten. Ich bat die Frauen, die Welt so zu beschreiben, wie sie für sie war und wie sie nach ihren Wunschvorstellungen sein sollte. Eine einfache Übung, die Menschen half, Ideen zu entwickeln, wie sie ihr Leben, ihre Community durch Eigeninitiative verbessern konnten. Als wir nach dem Workshop zum Auto gingen, hakte Michelle sich bei mir ein und sagte, es habe sie berührt, wie schnell ich einen guten Draht zu den Frauen aufgebaut hätte.

"Du hast ihnen Hoffnung gegeben."

"Sie brauchen mehr als nur Hoffnung“, erwiderte ich und versuchte, ihr meinen inneren Konflikt zu schildern: Einerseits ging es mir darum, innerhalb des Systems einen Wandel zu bewirken, andererseits kämpfte ich gegen das System an; einerseits wollte ich eine Führungsrolle in einer Bewegung übernehmen, andererseits wollte ich Menschen darin bestärken, selbst Änderungen herbeizuführen; einerseits wollte ich in die Politik gehen, andererseits wollte ich kein Politiker sein.«

Das Cover von "Ein verheißenes Land"
Das Cover von "Ein verheißenes Land" | Bild: Penguin Verlag

Obama schafft es, auf über 1000 Seiten persönlich zu bleiben, emotional, berührend, glaubwürdig. Und das gelingt ihm auch deshalb, weil er Begleitung hat: Seine Frau Michelle. Mit ihr spricht er, ihr erzählt er von seinen Zweifeln, sie fragt er um Rat. Keine Entscheidung, schon gar nicht die eine große, sich fürs Präsidentenamt zu bewerben, ohne Zustimmung von Michelle. Die Familie ist dabei. So bleibt diese große Erzählung eines amerikanischen Traums immer menschlich. Wir erleben, wie aus dem jungen Barack Präsident Obama wird, wir begreifen, wie Politik im Alltag funktioniert, wie sie von Kompromissen lebt, wie Entscheidungen erkämpft werden müssen, und wie schmerzlich das oft alles ist. Obamas eindringliche Botschaft in diesem souveränen Buch: Es liegt nur an uns, die Welt zu verändern.

Barack Obama, geboren 1961 in Hawaii, ist Rechtsanwalt und war von 2009 bis 2017 Präsident der USA. 2009 erhielt er den Friedensnobelpreis.

Barack Obama: Ein verheißenes Land, Penguin Verlag

Stand: 23.02.2021 15:00 Uhr

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