So., 26.05.24 | 23:35 Uhr
Das Erste
Caroline Wahl: "Windstärke 17"
Die Fortsetzung von "22 Bahnen", Caroline Wahls erfolgreichem Debut-Roman über die Schwestern Tilda und Ida.
Es ist so eine Sache mit den beiden Büchern von Caroline Wahl. Sie lesen sich so weg, sie sind recht klug, sie sind ganz schön. Trotz Alkoholsucht und Überdosis der Mutter. Daraus resultieren Selbstvorwürfe der Protagonistin Ida, die ein wenig ins Schlingern gerät. Aber der Härte wird bei Caroline Wahl stets ein Weichspülelement beigefügt. Surfer Leif am Ostseestrand, die kleine Liebesgeschichte mit ihm, schon fühlt sich das Leben irgendwie wieder gut an. Nicht immer das Lesen, wenn etwa der Surfer-Junge beschrieben wird mit einem "entwaffnenden" Lächeln. Je nun.
Caroline Wahl ist Jahrgang 1995 – also ziemlich genau das, was man Generation Airbag nennen könnte. Das Leben und der ganze Rest muss bei dieser Generation immer gut gepolstert und gefedert sein. Nicht zu unschön, nicht zu viele Kanten, nicht zu große Härten. Schön weich und manchmal eben weichgespült. Auch wenn zunächst ein wenig Finsternis ins Leben tritt und der Wind mit Stärke 17 ins Gesicht bläst.
Wenn man möchte, kann man die beiden Romane von Caroline Wahl durchaus als entradikalisierten Neo-Espressionismus lesen, bei dem letztendlich immer alles gut wird. In Zeiten allumfassender Weltenzerbröselung ist dies der Stil, mit dem viele Leser gewonnen werden, zumindest diese Gewissheit gibt es noch.
Stand: 26.05.2024 14:53 Uhr
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