So., 13.09.20 | 23:35 Uhr
Das Erste
Lola Randl: Die Krone der Schöpfung
Ein kleines Dorf irgendwo in Deutschland. Hier lebt die "Erzählerin" mit Mutter, Mann, Kindern und Liebhaber. Als das Virus in ihren beschaulichen Dorfalltag einbricht, beobachtet sie, wie die Welt nach und nach aus den Fugen gerät und "nichts mehr jemals wieder so sein würde" wie es immer gewesen war.
Die Frage nach dem Sinn oder Unsinn des Tragens der lange hart umkämpften Gesichtsmasken wird zur alles entscheidenden Grundsatzfrage, miteinander konkurrierende Top-und Mega-Virologen werden zu Shootingstars in den Talkshows, während Supermarktkassierer gar der Heldenverehrung anheimfallen. Um den massiven Einbruch der Wirtschaft abzufedern, verteilen Staatschefs auf der ganzen Welt Unsummen von Geld, das bislang überhaupt nicht vorhanden war. Aber: "Frühestens im Winter sollte der Impfstoff spätestens gefunden sein".
In ihrer amüsanten Zusammenstellung skurriler Ereignisse, aberwitziger Diskussionen und absonderlicher politischer Beschlüsse während des Pandemieverlaufs stellt Lola Randl den Menschen "als Krone der Schöpfung" infrage. Ist das wirklich er oder nicht doch das neue Virus?: "Menschen kontrollieren, Viren lieben das Chaos. Sie haben keine Angst vor nichts und niemanden, nicht mal vor dem Tod. Gefühle sind ihnen fremd." " Unerfahren und abenteuerlustig wie es war, kroch es (..,) in die Blutbahn und ließ sich treiben. Das junge Virus besah sich das Herz, studierte das Kreislaufsystem, den Blutdruck, schwamm durch die feinsten Kapillaren des Gehirns und war aufgeschlossen für alles, was ihm da entgegen kam."
Mit der "Krone der Schöpfung" hat Lola Randl eine böse, geistreiche und äußerst witzige Satire über unser neues absonderliches Leben in Zeiten der Corona-Pandemie verfasst.
Lola Randl: "Die Krone der Schöpfung". Matthes & Seitz.
Stand: 13.09.2020 23:35 Uhr
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