So., 27.04.25 | 23:35 Uhr
Das Erste
Versuch eines Comebacks
Dokumentation über Fynn Kliemann
Fynn Kliemanns Heimwerker-Videos auf YouTube sahen Millionen, fieberten mit, ob es gelang, pilgerten aufs "Kliemannsland" zwischen Bremen und Hamburg. Fynn Kliemann, der sympathische Chaot, integer, ein Kumpel. Und ein Tausendsassa: Auch als Musiker und Geschäftsmann war er erfolgreich. Doch im Mai 2022 warf Jan Böhmermann ihm in seiner Sendung "ZDF Magazin Royale" betrügerische Geschäfte mit Corona-Masken vor. Die Dokumentation "Ich hoffe, ihr vermisst mich" von Mariska Lief rekonstruiert Aufstieg, Fall und erhofftes Comeback des Influencers. ttt hat mit Mariska Lief über ihre Sicht auf Fynn Kliemann gesprochen.
Fynn Kliemann: der Held
Es ist ein Stoff, wie ihn Tragödienfans lieben: Ein gestrauchelter Held. Der war, wie wir immer sein wollten. Der allen Gefahren trotzte, Ruhm und Ehre errang. Mit seinem YouTube-Kanälen erreichte Fynn Kliemman hunderttausende Zuschauer*innen. "Diese Videos waren wirklich total witzig, alles konnte schief gehen, aber irgendwie ist am Ende dann doch wieder was dabei rausgekommen", sagt die Filmemacherin Mariska Lief, und bekennt: "ja, die habe ich auch konsumiert." Und dann war er auch wirklich einer der Guten, dieser Held. Er vertrat die richtigen Werte, unterstützte Charity-Aktionen und wollte auch Menschen mit weniger Geld Urlaub ermöglichen.
Vom Idol zur Persona non grata

"Ich glaube, das Phänomen an Fynn Kliemann ist, dass ganz, ganz viele Leute in ihm ein Idol gesehen haben", sagt Mariska Lief. Er war ein Popstar der sich selbst auf YouTube erfunden hat. Und dort auf dem Höhepunkt seines Schaffens in einem monströsen Shitstorm unterging. Mariska Lief: "Als dann der Skandal kam, war er plötzlich jemand, mit dem man am besten gar nichts mehr zu tun haben will." "Ich hoffe, Ihr vermisst mich", heißt Mariska Liefs ARD Kultur-Doku, in der sie den Fall Kliemann rekonstruiert. Den rasanten Aufstieg und den tiefen Fall vor drei Jahren, als das Schicksal in Gestalt Jan Böhmermanns zuschlug. Böhmermanns Team hatte herausgefunden, dass die Masken, mit denen Kliemann die Welt vor Corona retten wollte, nicht, wie behauptet, aus Europa stammten, sondern zum Teil aus Bangladesch! Und er von der Krise profitiert hatte. Die Fans waren entsetzt.
Wiederauferstehung
In einer klassischen Tragödie wäre hier jetzt Schluss. Aber auf Social Media kommt sie in solchen Momenten erst richtig in Gang. Mariska Lief erzählt in ihrer Dokumentation davon. Aber auch vom Leben des Helden nach seinem medialen Tod. Und: seinem Comeback. "Das war ja eine sehr, sehr emotionale Debatte, und ich habe mich gefragt, was ist aus dieser Person geworden? Wie ging es ihm, wie geht es ihm heute?", erzählt Mariska Lief von ihrer Intention. Fynn Kliemann hat gerade ein Album herausgebracht. Es heißt "Tod" und landet direkt auf Platz eins der Charts. Fynn Kliemann verarbeitet darin, was ihm widerfahren ist. Das Vermächtnis des gefallenen Helden quasi, den er damit ein für alle Mal beerdigen will
Autorin: Marion Ammicht
Stand: 27.04.2025 16:40 Uhr
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