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"Ich will alles" über Hildegard Knef 

"Ich will alles"  | Video verfügbar bis 23.03.2027 | Bild: zero one film

Stimme rau. Texte poetisch. Chansons für die Bundesrepublik. Ihr Leben Roulette. Rien ne va plus. Oder doch? Der Erfolg reicht bis in die USA. Marlene Dietrich flüstert: "Fabelhaft, Hilde." Das Spiel beginnt aber immer wieder von vorn. Radikale Ehrlichkeit und Verletzbarkeit. "Alles, was man schreibt, ist doch verschämt oder weniger verschämt autobiografisch", sagte Hildegard Knef. "Und ich bin da ziemlich hemmungslos."

Knefs Haltung: Das ist mein Platz und ich will den!

Eine Frau mit blonden Haaren
Knef war ihrer Zeit voraus | Bild: zero one film

"Ich glaube, was ich in der Recherche sehr schnell entdeckt habe, war auch diese Frau, die ihrer Zeit nicht um ein paar Jahre, sondern um Jahrzehnte voraus war", sagt die Regisseurin Luzia Schmid, die jetzt den Dokumentarfilm "Ich will alles. Hildegard Knef" ins Kino bringt. "In der Art und Weise wie sie für sich eingestanden ist, wie sie ihrem Ehrgeiz gefolgt ist und gesagt hat: 'Das ist mein Platz und ich will den und der steht mir zu.'"

Als Teenager im Krieg. Ausgebombt in Berlin. Schauspielerin will sie werden. Aus dem Elend in die Traumfabrik. "Sie hat in diesem verknöcherten Nachkriegsdeutschland einen Anspruch für eine Freiheit reingebracht, die damals nicht gelebt wurde", sagt Schmid. "Wofür es keinen Raum gab." Die Tochter von Hildegard Knef, Christina Palastanga, beschreibt es so: "Ich denke, das hat teilweise schon mit dem Überleben des Krieges zu tun. Wenn ich es durchmache, dann muss ich schon etwas schaffen für mich selber."

Knef ist Realistin und Träumerin zugleich

Eine Frau singt im Studio
Knef im Studio | Bild: zero one film

1948 probiert Hildegard Knef es in Hollywood. Sie bleibt drei Jahre. Aber die Filmrollen bleiben aus. "Es passierte gar nichts", resümierte sie später. "Ich verzeihe mir diese Zeit und meine ungeheure Dummheit und Naivität, die ich damals hatte, heute noch nicht." Christina Palastanga skizziert ihre Mutter heute so: "In ihrem Ausblick war sie wirklich Realistin. Aber wenn es zur Kunst kam, war sie Träumerin."

Die Misserfolge loswerden. Schaut her, ich bin wieder da. Die Texte ihrer Songs helfen ihr. Schaffen Abstand zum eigenen Drama. Ihr Leben bekommt Klang, selbstironisch und trocken. Zurück aus den USA versucht Hildegard Knef einen erneuten Durchbruch als Schauspielerin. In "Die Sünderin" zeigt sie sich nackt. Außerdem geht es um Sterbehilfe. Zwei Tabubrüche. "Die Sünderin" wird der Skandalfilm des Jahrzehnts.

"Das Leben schuldet uns nichts als das Leben."

Eine Frau sitzt in einer Bar
Ein Leben in der Öffentlichkeit | Bild: zero one film

"Ich habe mit bedeutenden Regisseuren oft leider nicht sehr bedeutende Filme gemacht", sagte Hildegard Knef. "Das tut mir heute noch weh. Und da die Angebote immer sehr interessant waren, weil sie oft verbunden waren eben mit besonders interessanten und guten Regisseuren, habe ich den Fehler gemacht doch Filme zu drehen, die ich hätte bleiben lassen sollen."

So gut wie alles in ihrem Leben spielt sich in der Öffentlichkeit ab. Glück und Niederlagen. Und sie gibt Auskunft, auch auf die unmöglichsten Fragen. "Ich glaube, das Leben schuldet uns nichts als das Leben", sagte Hildegard Knef. "Und alles andere haben wir zu tun."

"Es ging es ganz hoch und ganz runter."

Schwarzweißbild einer Frau, die singt
Knef auf der Bühne | Bild: zero one film

Mit ihrem zweiten Mann David Cameron verbindet sie Kunst, Business, Liebe und Familie. Er produziert ihre Platten, zieht die Fäden im Hintergrund, ist der Vater ihrer Tochter Christina. Nach 14 Jahren zerbricht die Ehe. Und die Welt schaut zu.

"Wie oft sie durch tiefste Täler gehen musste, hoch bis es höher nicht geht und runter bis es tiefer nicht geht. Und zwar in jedem Aspekt", sagt die Regisseurin Luzia Schmid. "Es war nicht nur Karriere. Es war die Gesundheit. Es war die Liebe. Es war jeder Aspekt. Es ging es ganz hoch und ganz runter."

Deutsche Schuld und Mitläufertum

Schwarzweißbild einer Frau, die ein TV-Interview gibt
Knef in einem Fernsehinterview | Bild: zero one film

In ihrer Autobiografie "Der geschenkte Gaul" erzählt Hildegard Knef von deutscher Schuld und Mitläufertum. Ein internationaler Bestseller. Gnadenlos, fast schnoddrig wie "Das Urteil", die Geschichte ihrer Krankheit. Auch daraus macht sie keinen Hehl, lässt sich im Krankenbett fotografieren. 57 Mal kommt sie unters Messer. Die Bundesrepublik nimmt gierig Anteil an ihrem Krebsdrama. Und sie setzt die Schönheits-OPs obendrauf. "Ich hoffe, dass sie mit dem Leben zufrieden war", sagt ihre Tochter Christina Palastanga.

Hildegard Knef wurde am Broadway gefeiert. Eine der wenigen deutschen Weltstars. Als Sängerin, Schauspielerin und Autorin.

KINOTIPP

"Ich will alles. Hildegard Knef", D 2025, Regie: Luzia Schmid, ab 3. April im Kino.

Autorin: Antje Harries

Stand: 23.03.2025 19:22 Uhr

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Produktion

Bayerischer Rundfunk
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