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Besser lernen mit digitalen Medien?

In die flächendeckende Einführung von Laptops und Tablets in Schulen wird große Hoffnung gesetzt. Sie sollen das Lernen erleichtern und verbessern. Wie aber sollten digitale Lehrinhalte aufbereitet und der Unterricht gestaltet werden, damit Schüler vom digitalen Lernen wirklich profitieren?

Das wollen Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen herausfinden, in dem sie 56 Schulen in Baden-Württemberg wissenschaftlich begleiten. Außerdem führt das Team um den Kognitionspsychologen Peter Gerjets zahlreiche Lernexperimente durch.

Die Macht der Bilder

Die Grafik eines Fisches mit Pfeilen um seinen Körper, wird auf einem Bildschirm gezeigt.
Weniger ist mehr – das Standbild mit Pfeilen prägt sich besser ein als das Bewegtbild. | Bild: BR

Dabei hat er zum Beispiel untersucht, welche Art von Bildern zur Veranschaulichung von Zusammenhängen vorteilhaft ist. Neue Medien bieten die Möglichkeit aufwändige Lernfilme und digitale Animationen zu präsentieren. Aber helfen diese wirklich beim Lernen? Gerjets Experimente zeigen Überraschendes. Einfache Grafiken und Standbilder sind zum Lernen oft sogar besser geeignet, weil sie sich auf das Wesentliche konzentrieren und damit das Gehirn entlasten.

Hyperlinks – Segen oder Fluch?

In einem weiteren Experiment untersuchte Peter Gerjets die Wirkung von Hyperlinks auf das Gehirn. Hyperlinks, also Zusatzinformationen auf Mausklick, gelten als Vorteil digitaler Texte. Schließlich bieten sie die Möglichkeit Wissen zu vertiefen. Aber sind sie fürs Lernen wirklich vorteilhaft?

Die Grafik eines Kopfes mit differenziert dargestelltem Gehirn.
Hyperlinks belasten das Gehirn. | Bild: BR

Um das herauszufinden, misst der Psychologe die Gehirnströme eines Probanden, während dieser einen Text mit vielen Hyperlinks liest. Eine sogenannte Eyetracker-Brille nimmt zeitgleich die Blickbewegungen und Veränderungen seiner Pupillen auf. Dabei zeigt sich: Jedes Mal, wenn das Auge auf einen Hyperlink trifft, zeigt das Gehirn eine starke Aktivität. Es muss eine Entscheidung treffen. Hyperlink anklicken oder nicht? Die Messungen zeigen: Diese Ablenkung überfordert den Arbeitsspeicher des Gehirns – und das kann das Verständnis und den Lernerfolg beim Lesen eines Textes mit vielen Hyperlinks schmälern.

Digitales Lesen – bei Sachtexten ist Vorsicht geboten

Ein Mensch liest einen Text auf einem Blatt Papier.
Lange Sachtexte lesen sich besser auf dem Papier. | Bild: BR

Wie aber sieht es generell mit dem Lesen am Bildschirm aus? Werden die Textinhalte genauso gut verstanden wie beim Lesen eines gedruckten Textes? Aktuelle Metastudien belegen, dass es hier tatsächlich Unterschiede gibt. Vor allem lange, komplizierte Sachtexte werden beim Lesen unter Zeitdruck am Bildschirm schlechter aufgenommen. Gleichzeitig hatten aber die Lesenden den Eindruck, alles verstanden zu haben. Eine gefährliche Selbstüberschätzung und Diskrepanz. Eine Gruppe von 130 Leseforschern aus der ganzen Welt fordert deshalb, das analoge Lesen in den Schulen und den Erwerb von Lesestrategien weiter zu fördern.

Fazit des Psychologen Peter Gerjets: Digitale Medien sind keine Selbstläufer. Animationen, Hyperlinks und digitales Lesen haben zwar viel Potenzial. Es kommt aber sehr darauf an, wie sie gestaltet und eingesetzt werden. Nach Ansicht seiner Kollegin Katharina Scheiter kommen mit der Digitalisierung des Lernens auch auf die Lehrer neue Herausforderungen zu. Sie müssen zum Beispiel durch klare Regeln die große Gefahr der Ablenkung beim Umgang mit dem Internet in den Griff bekommen. Außerdem wandelt sich ihre Rolle. Anstelle von Wissensvermitteln werden sie zunehmend zu Lern-Coaches, die den Schülern und Studierenden Strategien im Umgang mit digitalen Medien vermitteln und ihnen beibringen, welchen Inhalten im Internet sie trauen und mit welchen Inhalten sie sinnvoll lernen können.

Autorin: Sabine Frühbuss (BR)

Stand: 09.11.2019 16:46 Uhr

Sendetermin

Sa., 09.11.19 | 16:00 Uhr
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Norddeutscher Rundfunk
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