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Häufige Fragen zu Corona

Menschen in Asien, dicht gedrängt mit Masken
In Asien trägt man schon lange Masken. | Bild: SWR

Ist das neuartige Coronavirus wirklich neu? Wie tödlich ist das Virus? Was bringen selbstgebastelte Atemschutzmasken? Antworten auf häufige Fragen.

Stimmt es, dass ein Mundschutz nicht vor Ansteckung schützt?

Patient am Beatmungsgerät, Arzt in Schutzkleidung
Letze Hoffnung für schwere Corona-Verläufe: die Intensivstation  | Bild: NDR

Nein, das stimmt so nicht. Atemschutzmasken der Klasse FFP3 – das sind solche Masken, die vorne in der Mitte mit einem runden Ausatemventil ausgestattet sind, die den Widerstand beim Ausatmen verringern und Hitze und Feuchtigkeit unter der Maske verringern sollen. Die Masken filtern laut Herstellerangaben unter idealen Bedingungen bis zu 99 Prozent aller Schwebeteilchen mit einer Größe bis zu 0,6 Mikrometer aus der Atemluft. Die Sars-Cov2-Viren sind zwar kleiner, die Aerosole, auf denen sie in der Regel schweben, aber nicht. FFP3-Atemschutzmasken schützen also grundsätzlich schon vor Ansteckung. Allerdings kann man sie falsch aufsetzen und zu lange tragen und dadurch die Schutzwirkung abschwächen.

Zudem sammelt sich bei längerem Tragen Feuchtigkeit in den Masken, dadurch können sie einen guten Nährboden für Bakterien bilden. Bevor man sich auf den Schutz durch eine solche Maske verlässt, sollte man sich informieren, was es bei Tragen zu beachten gilt. Auch einer falschen Sicherheit, das häufigste Gegenargument, zum Beispiel gegen die aktuell diskutierte Maskenpflicht, kann man entgehen, wenn man sich über das richtige Tragen von und Verhalten mit Maske informiert.

Jede Maske schützt mehr, als keine – auch selbstgebastelt

Inwiefern Masken der Klasse FFP2 oder einfache chirurgische Masken ohne Ausatemnventil vor Viren schützen, ist unklar. Eine aktuelle Metastudie der Universität Oxford kommt zum Schluss, dass nicht abschließend wissenschaftlich geklärt ist, ob solche Masken ihre Träger vor Ansteckung schützen. Allerdings gibtes auch Studien, die das Gegenteil herausgefunden haben:

Wer eine Maske trägt, schützt aber vor allem seine Umgebung. Denn ist man bereits mit dem SARS Cov2-Virus infiziert, geraten durch die Maske deutlich weniger Viren aus der eigenen Atemluft ungehindert in die Umgebungsluft. Um diesen Effekt zu erzielen, reicht auch schon eine selbstgebastelte Maske aus.

Grundsätzlich gilt: Jeder Schutz ist besser als keiner! Zu dieser Einschätzung ist nun auch das Robert Koch-Institut gekommen. Auf den Internetseiten mit den Corona-Empfehlungen des RKI heißt es nun, eine solche einfache Schutzmaske könne das Risiko verringern, "eine andere Person durch Husten, Niesen oder Sprechen anzustecken".

Anleitungen dazu finden sich in verschiedensten Ausführungen im Internet. Ein Schutz entsteht also, wenn im Idealfall alle im öffentlichen Raum Masken tragen. In Asien hat man das längst erkannt. In Europa sind wir davon noch weit entfernt.

Stimmt es, dass Covid19 tödlicher ist als Grippe?

Elektronen-Mikroskop-Aufnahme von SARS-CoV-2
Elektronen-Mikroskop-Aufnahme von SARS-CoV-2 | Bild: SWR

Grippewellen können unterschiedlich schwer verlaufen. Sie fordern in Deutschland zwischen einigen 100 und bis zu mehr als 20.000 Todesopfer pro Jahr. Das sind deutlich mehr tödliche Verläufe als im Moment durch Covid-19 zu verzeichnen sind. Allerdings kann im Moment noch niemand sagen, wie die Pandemie weiter verlaufen wird, denn noch stehen wir am Anfang der Ausbreitung. Das Virus kursiert erst seit wenigen Wochen – und damit viel kürzer als eine gesamte Grippesaison. Hinzu kommt, dass die Todesraten in den betroffenen Ländern stark voneinander abweichen. In Italien starben zeitweise 25 Mal mehr der nachgewiesen Infizierten an den Folgen der Krankheit als in Deutschland, eine eindeutige Erklärung für diese Unterschiede gibt es bisher noch nicht. Denkbar ist allerdings, dass es in den Gebieten mit hohen Sterberaten eine große Anzahl unentdeckter Infektionen gibt. Würde man diese Dunkelziffern in die Berechnung der Todesraten einbeziehen können, käme es vermutlich zu einer Angleichung der relativen Sterberaten über alle betroffenen Gebiete hinweg.

Unabhängig davon zeigt der bisherige Verlauf der Covid-19 Pandemie schon jetzt, dass eine große Anzahl an Infizierten eine Behandlung auf einer Intensivstation benötigt. Wenn die Infektionswellen ungebremst weiterlaufen, werden die Plätze auf den Intensivstationen sehr schnell knapp. Und dann, das zeigen die dramatischen Entwicklungen in Italien und Spanien, kann die Covid-19 Pandemie viel tödlicher werden, als eine schwere Grippewelle.   

Stimmt es, dass SARS-CoV-2 wirklich ein neues Virus ist?

Ja, das stimmt. SARS-CoV-2 gehört zwar zur Familie der Coronaviren. Diese sind der Forschung schon seit den 1960er-Jahren bekannt. Sie können bei Menschen und Tieren unterschiedliche Krankheiten auslösen. Bis zu den SARS-CoV-1-Epidemien im Jahr 2002 hatten die Coronaviren nur wenig von sich reden gemacht. In Asien und anderen Teilen der Welt fielen dem "Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom" (SARS) damals fast 1000 Menschen zum Opfer. Ähnliches gilt für das MERS-Virus, das ebenfalls zur Familie der Coronaviren gehört. Das "Middle East Respiratory Syndrom" sorgt ebenfalls für schwere Atemwegserkrankungen und Nierenversagen. Von 2012 bis 2014 hat das MERS-Coronavirus knapp 500 Menschen aus 17 Ländern infiziert, von denen fast ein Drittel verstarben.

Trotz der engen Verwandtschaft ist SARS-CoV-2 neu und wahrscheinlich erst vor Kurzem vom Tier auf den Menschen übergesprungen. Es hat deshalb mit dem menschlichen Immunsystem oft leichtes Spiel, denn niemand konnte bisher eine Immunität dagegen entwickeln. Es kann sich darum nahezu ungehindert ausbreiten und würde ohne Gegenmaßnahmen in kürzester Zeit für Millionen von Infektionen sorgen. Denn bisher gibt es weder ein Medikament, noch einen Impfstoff gegen SARS CoV2.   

Autor: Niels Waibel (SWR)

Stand: 04.04.2020 16:24 Uhr

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