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Brachen

Etwa 700.000 Hektar nicht bewirtschaftete und stillgelegte Flächen gab es Ende 2007 in Deutschland. Tendenz sinkend.

Denn bis Ende 2008 könnte die Hälfte dieses Brachlandes wieder unter den Pflug kommen, schätzen Experten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Tod der Brachen?

Eine ökologische Katastrophe für viele einheimische Tier- und Pflanzenarten: 65 Prozent aller Vogelarten der Agrarlandschaft gelten als vom Aussterben bedroht. In der Brache finden z.B. Rebhuhn, Wachtel, Grauammer oder Feldlerche Rückzugsräume.

Auch Dutzende von Schmetterlingsarten wie Blutströpfchen oder Schachbrett stehen auf der roten Liste und könnten mit der Abschaffung der Stilllegung endgültig aus Deutschland verschwinden. Ebenso fürchten Bienenzüchter durch das Verschwinden der Wildblumen und das Ausbreiten der Monokulturen um ihre Existenz.

Biosprit statt Biotop

Warum zerstören die Bauern diese Biotope? Die Antwort ist einfach: Weil es ihnen Geld bringt. Familie Lambrecht aus Obersfeld in Unterfranken hat beispielsweise in eine Biogasanlage investiert, für die sie Mais anbaut. Seitdem die Rohstoffpreise stark gestiegen sind, pflügen die Landwirte einen Teil ihrer Brachen um. Artenschutz gegen Ökonomie – eine schwierige Entscheidung für Bauer Wolfgang Lambrecht. Denn er hat die Jahre zuvor in Zusammenarbeit mit Saatforscher Werner Kuhn von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau viele artenreiche Buntbrachen angesät hat.

Optimale Saatmischungen

Werner Kuhn experimentiert seit zehn Jahren mit Saatmischungen, um Flora und Fauna der Brache einen optimalen Lebensraum zu bieten. Der Wissenschaftler sucht das Gespräch mit den Landwirten, um sie vom Umpflügen ihrer Stilllegungsflächen abzubringen. Ein mühsame Diskussion: Naturschutzprogramme "bringen" den Landwirten etwa 300 Euro pro Hektar. Getreide nach dem Umpflügen das vier- bis fünffache. Werner Kuhn fordert eine rasche staatliche Aufstockung der Umweltprogramme, um den drohenden Tod der Brachen zu verhindern. Ein Vorbild könnte die Schweiz sein: Sie hat eine obligatorische Flächenstilllegungsquote von sieben Prozent.

Autor: Andreas Kegel

Stand: 11.05.2012 13:08 Uhr

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