So., 10.08.08 | 17:03 Uhr
Das Erste
Der Berg kommt: Rutschen die Alpen ab?
Sommerspecial 2
Zum ersten Mal seit 2500 Jahren werden die Felsen unterhalb des Gaishorns in den Allgäuer Alpen von der Sonne erwärmt. Bis vor kurzem lag hier ein riesiges Schnee- und Firnfeld. Doch das ist jetzt fast verschwunden.
Die Temperaturen in den Alpen sind im letzten Jahrhundert doppelt so stark gestiegen wie im weltweiten Durchschnitt: nämlich um rund 1,7 Grad.
Erste Anzeichen eines schleichenden Wandels
Die Mindelheimer Hütte in den Allgäuer Alpen ist ein ökologisches Vorzeigeprojekt des Deutschen Alpenvereins. Solar- und Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach liefern klimafreundlich Warmwasser und Strom, ein Blockheizkraftwerk, betrieben mit Pflanzenöl, liefert Wärme und zusätzlich Energie. Hier, auf 2.000 Meter Höhe, herrscht im Sommer Hochbetrieb. Doch ausgerechnet die Mindelheimer Hütte droht Opfer des vom Menschen gemachten Klimawandels zu werden.
Denn neben Speisen und Getränken braucht Hüttenwirt Jochen Krupinski vor allem eines, um seine Gäste zu versorgen: Sauberes Wasser. Bis vor wenigen Jahren hatte er reichlich davon. Aus den Bergen oberhalb der Hütte. Mehrere Quellen und vor allem ein ganzjähriges Schneefeld lieferten Trinkwasser für mehr als zwanzigtausend Besucher pro Saison. Doch dann wurde das Wasser knapp – die Existenz der Hütte und von Jochen Krupinski war plötzlich in Frage gestellt.
Seit 88 Jahren hat die Hütte das Trinkwasser immer aus den Quellen und Schneefeldern bekommen. Das ganzjährige Schneefeld war bis vor wenigen Jahren auch den Sommer über sechs bis sieben Meter dick. Heute beträgt seine Stärke nur noch 60 Zentimeter. Bald wird es ganz verschwunden sein.
Die Wasserreservoire der Berghütten schmelzen zu einem kläglichen Rest. Heute kommt das Trinkwasser für die Mindelheimer Hütte von einer Quelle weiter unten. Eine Druckwasserleitung musste dafür gebaut werden. Das kostete dem Alpenverein gut vierzigtausend Euro.
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Stand: 16.09.2015 13:43 Uhr