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Luftverschmutzung in Peking

Jahrhunderte lang hieß Peking "Hauptstadt der Schwalben". Heute sind die Vögel längst verschwunden. Die chinesische Hauptstadt gehört zu den dreckigsten Städten der Welt.

Auch an wolkenlosen Tagen sehen die Menschen oft keinen blauen, sondern einen weißen Himmel. Der Blick ist getrübt: durch den Smog. An manchen Tagen ist er so dicht, dass man nur wenige Meter weit sehen kann. Verursacht wird der Smog durch die boomende Wirtschaft und den rasant wachsenden Verkehr. Schätzungsweise sterben jedes Jahr über 50.000 Chinesen an den Folgen der Luftverschmutzung.

Trotzdem hat Peking den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2008 bekommen. Und die Regierung hat dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) versprochen, für bessere Luft zu sorgen. Ein ehrgeiziges Ziel, das nicht einfach zu erreichen ist. Denn bislang hatte die aufstrebende Wirtschaftmacht China kein Interesse am Umweltschutz.

Olympische Spiele zwingen China zum Umweltschutz

Durch die Olympischen Spiele aber musste Peking umdenken. Die Regierung beauftragte chinesische und deutsche Wissenschaftler, dass sie Lösungen finden sollen, wie die Luftverschmutzung rechtzeitig für die Olympischen Spiele reduziert werden kann. Reicht es aus, wenn der Verkehr in der Stadt um die Hälfte verringert wird und Fabriken und Kraftwerke in der Nähe abgeschaltet werden?

Die deutschen Wissenschaftler bezweifeln dies. Prof. Dr. Alfred Wiedensohler vom Leibnitz-Institut für Troposphärenforschung aus Leipzig untersuchte mit seinem Team, wie viele Schadstoffe in die Hauptstadt gelangen. Denn im Süden, mehrere hundert Kilometer entfernt, stehen riesige Fabrikanlagen. Kommt der Wind aus dieser Richtung, werden die Abgase nach Peking geblasen. Da die Provinz Peking in einer Art Kessel liegt, sammeln sich die Schadstoffe dort schnell an. Aus dem All sieht man dann eine riesige, graue Wolke.

Auswirkungen auf die Sportler

Die betreuenden Sportärzte glauben nicht, dass die Luftverschmutzung die Gesamtgesundheit der Sportler verschlechtern könnte. Dafür ist der Aufenthalt in China zu kurz. Aber mit Hilfe eines Fragebogens suchten die deutschen Mediziner gezielt nach den Sportlern, die unter Allergien oder Asthma leiden. Denn durch die Luftverschmutzung kann vor allem Asthma ausgelöst und verstärkt werden. Und wenn der Sportler keine Luft bekommt, ist er auch nicht leistungsfähig.

Hohes Asthma- und Allergierisiko

Sportler mit einem Allergie- und Asthmarisiko wird empfohlen, die Lungenfunktion prüfen zu lassen: Durch einen Provokationstest, bei dem ein unspezifischer Reizstoff eingeatmet wird, können die Mediziner feststellen, ob sich die Bronchien verkrampfen. Wenn das der Fall ist, bekommt der Sportler die Erlaubnis, ein Asthmaspray zu verwenden. Den Antrag dafür stellen etwa acht Prozent der Sportler. Wer das Asthmaspray ohne Genehmigung nimmt, wird wegen Dopings gesperrt.

Kurzerhand von Kohle auf Gas umgestellt

Noch ist die Regierung zuversichtlich, dass es gelingen wird, die Luft zu verbessern. Die Anstrengungen sind gewaltig. Die Hutongs, die Altstadt, ist inzwischen fast völlig verschwunden. Die Menschen hier kochten mit Kohle und verschmutzten so die Luft. Deshalb mussten sie in Hochhäuser umziehen. So wurden Busse des öffentlichen Nahverkehrs von Diesel auf Gas umgestellt, große Bürogebäude werden mit Gas geheizt, so dass keine weiteren Kohlekraftwerke gebaut werden mussten. Fabriken werden geschlossen, Bauarbeiten ruhen, damit nicht auch noch der Staub der Baustellen aufgewirbelt wird.

Frischer Wind aus dem Norden

Manchmal kann die Stadt tief durchatmen: Wenn der Wind aus Norden kommt, bringt er saubere Luft mit, denn im Norden Pekings beginnen die Berge. Hinter diesen Bergketten liegt Steppe. An einem solchen Tag mit Nordwind wird die Stadt gut durchlüftet. Doch sobald der Wind nachlässt, legt sich sofort wieder ein feiner Dunst über die Stadt. Sollte der Wind jedoch aus Süden kommen, würde er den Dreck der Industrie mitbringen. Und dann sind alle Maßnahmen in Peking, die der Luftverbesserung dienen sollen, wirkungslos, wie Prof. Dr. Alfred Wiedensohler erläutert,

Keine Besserung in Sicht?

Die Regierung will auch auf dieses Szenario vorbereitet sein und Fabriken und Kraftwerke außerhalb Pekings abschalten, bzw. deren Produktion herunterfahren. Ob das realistisch ist, wird sich zeigen.

Ende Mai, nur wenige Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele war die Luftverschmutzung so stark, dass sie mal wieder in die Schlagzeilen der deutschen Zeitungen geriet. Zum Smog kam in diesem Fall auch noch ein Sandsturm. Die chinesische Umweltbehörde warnte vor dem Aufenthalt im Freien. Sandstürme gibt es im August normalerweise zwar nicht, aber ob die Luft im August deutlich besser sein wird als sonst, wird sich zeigen. Das Internationale Olympische Komitee hat zumindest vorsorglich schon mal angekündigt, Ausdauer-Sportarten zu verschieben, falls die Luftverschmutzung zu stark sein sollte.

Autorin: Christiane Streckfuß

Stand: 21.05.2013 14:10 Uhr

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