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Pferde aus dem Reagenzglas

Ein glücklicher Moment für die Züchter des französischen Gestüts "Elevage du Vialaret": Am 5. Mai 2008 fohlte Dziupla, eine der begehrten Zuchtstuten, und machte damit eine Vision zur Realität. Die Zucht mit einem Wallach war geglückt. Das Stutfohlen "Pierazade du Vialaret" ist das erste Fohlen, dass die väterlichen Gene eines Wallachs trägt und dessen Vater ein Clon ist.

Prof. Eric Palmer Frankreich, weltweit anerkannter Reproduktionsbiologe und selbst Reiter und Züchter störte es, dass viele der weltweit besten Genkombinationen für die Zucht tabu waren. Ihre Träger, alles Olympiasieger und Weltmeister, sind Wallache also kastrierte Hengste. Sie können ihre Gene nicht mehr auf natürlichem Weg weitergeben.

Dies ließ dem forschenden Biotechniker Eric Palmer keine Ruhe. Die Chancen, eine erfolgreiche Züchtung fortzuführen, werden im wahrsten Sinne des Wortes weggeschnitten: Die Gene der Verwandten, von Mutter, Vater oder Geschwister, helfen nicht weiter. Sie tragen immer nur einen kleinen Teil der Genkombinationen tragen, die das Geniale an einem Ausnahme-Hengst ausmachen. Nur eineiige Zwillinge hätten identische Erbanlagen. Doch diese Lösung ist im Pferdesport nicht vorgesehen.

Eine Hautzelle macht’s möglich

Pferd wiehert auf der Weide
Der Klon des Ausnahme-Schimmels "Pieraz". | Bild: privat/Dreyer-Rendelsmann

Eric Palmer hat bereits die künstliche Besamung und Embryotransfer in Frankreich hoffähig gemacht. Seine Idee: Er wollte Wallache klonen und damit künstlich eineiige Zwillinge erzeugen. Die Klonmethode, durch die das Klonschaf Dolly erzeugt wurde, wurde auf das Pferd angepasst. Dabei wird eine Hautzelle des zu klonenden Tiers entnommen. Aus dieser Hautzelle wird das Erbgut herausgelöst und dann in eine entkernte Eizelle eingesetzt. Diese entwickelt sich über acht Tage zu einem Embryo, das dann in eine Leihmutter eingepflanzt wird.

Im Februar 2005 erblickte "Pieraz Cryozootech Stallion", der erste Klon eines Weltmeister-Hengstes, das Licht der Welt. Seine Gene waren mit denen von Pieraz, einem Ausnahmepferd im Distanzsport, identisch. Dieser Hengst siegte zwölf Mal bei 160-Kilometer-Rennen gegen die Besten der Welt und wurde 1994 und 1996 zudem Weltmeister.

Hoher Aufwand

Pieraz wuchs heran und im Juli 2007, mit eine Lebensalter von knapp zweieinhalb Jahren, konnten die Züchter die ersten Samen dem Hengst entnehmen, die für eine Frischsamenübertragung geeignet waren.

Elf Monate später nun wurde mit "Pierazade du Vialaret" die Idee zur Wirklichkeit: Die Tochter eines Clons wurde geboren.

Für Pieraz waren Hunderte von Hautzellen nötig, aus denen sich 34 Embryos entwickelten. Davon waren nur drei so gut, dass sie in Leihmütter eingepflanzt werden konnten.Nur eines der Embryos entwickelte sich zum lebenden Fohlen. Seit 2005 wird die Methodik ständig verbessert. "Die Standardlösung für die Pferdezucht werden Klone jedoch nie werden", resümiert Prof. Eric Palmer. Der Aufwand sei viel zu hoch. Für Ausnahmepferde allerdings ist sie konkurrenzfähig und wird so genauso wie die künstliche Besamung und der Embryotransfer ihren Weg machen.

Gefahr oder Segen aus dem Reagenzglas?

Aus züchterischer Sicht wäre die Gebrauchsproduktion von Klonen eine Katastrophe. Erfolgreiche Zucht will Zuchtfortschritt, der nur über neue Genkombinationen funktioniert, nicht aber über Kopien. Aus wissenschaftlicher Sicht ermöglichen Klone dagegen, den Einfluss der Umwelt bei der Aufzucht von Pferden messbar zu machen und versprechen damit ganz neue bisher noch nie mögliche Erkenntnisse.

Die größte Gefahr droht, genau wie bei der Künstlichen Besamung, durch zu viele Gleichheiten. Zu viel gleiche Gene verschieben das Gleichgewicht innerhalb einer Population. Damit werden Chancen auf mögliche Neukombinationen verspielt. Jede Methode ist immer nur so gut wie sie angewendet wird, meint Prof. Eric Palmer. Die Zuchtverbände sind nach seiner Meinung aufgefordert, das Gute der Biotechnik zu nutzen und Negatives zu verhindern.

Wird Klonen bei Pferden Normalität?

Das uralte Prinzip der Tierzucht-Anpaarung der Besten erfährt mit der Nutzung von Klonen eine Neuauflage. Sie ermöglicht den Rückgriff auf die besten Genkombinationen der Welt, die häufig in Wallachen stecken. Wie bei "Pierzade du Vialaret", deren Vater die Gene des Doppelweltmeisters Pieraz trägt, ist es möglich, Weltmeister- und Olympiasiegerwallache zu Vätern zu machen.

In den Startlöchern dazu steht bereits der Klon von E.T., dem Erfolgspferd von Hugo Simon. Im nächsten Jahr wird er im Gestüt Zangersheide in Belgien seine Karriere als Deckhengst beginnen. Damit mit offensichtlich der Klone als Zuchtpferde zur Normalität.

Wie erfolgreich die Nachkommen all dieser geklonten Toppferde sein werden, bleibt abzuwarten. Hier greifen wieder die Gesetze der Vererbung. Die Hoffnung eines jeden Züchters ist, dass "der Apfel nicht weit vom Stamm fällt".

Autorin: Cornelia Dreyer-Rendelsmann

Stand: 22.09.2015 12:39 Uhr

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So., 19.10.08 | 17:03 Uhr
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