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Renoviertes Mehrfamilienhaus

Es war ein ganz gewöhnliches Wohnhaus, doch die Heizkosten verwandelten es in ein Fass ohne Boden. Allein die Wärmeversorgung fraß ein gutes Drittel der Miete.

Mehrstöckiges kastenförmiges Haus
Das Karlsruher Mehrfamilienhaus im Januar 2007. | Bild: SWR

Das war vor zwei Jahren. Doch dann kam die Energiesanierung – so lautete das Verwandlungskonzept. Ein wichtiger Punkt: die Abdichtung der Außenfassade, um die enormen Heizverluste einzudämmen. Das Montageziel des belastenden Umbaus: Ausstieg aus der Kostenspirale. Eine moderne Holzheizung und ein mit Rapsöl gespeistes Blockheizkraftwerk wurden installiert, um das Haus völlig unabhängig von teurem Öl und Gas zu machen. Kosten des Umbaus: über 1,5 Millionen Euro.

Hat sich der teure Aufwand gelohnt?

Mittlerweile sind die Energiekosten noch weiter gestiegen. Doch die Mitarbeiter der Karlsruher "Volkswohnung" brauchen um das Wohl ihrer Mieter nicht zu bangen. Denn die Sanierung hat das Haus grundlegend verändert. Doch noch immer gibt es einen fast unberechenbaren Faktor in Sachen Energieeinsparung - die Mieter selbst. Ihr Verhalten bestimmt entscheidend, ob eine Sanierung sinnvoll ist oder nicht.

Beispiel Lüftung. Eine automatische Belüftung erspart übermäßiges Fensteröffnen durch übereifrige Frischluftfans. "Hier wird Energie dadurch gespart, dass man das Fenster geschlossen halten kann, und trotzdem den hygienischen Luftwechsel in der Wohnung habe." Meint Roland Kern, Energieexperte von der Volkswohnung in Karlsruhe.

Wie groß ist der Energieverlust durch Fensteröffnen?

Um diese Frage genau klären zu können, wurden damals noch während der Sanierung zehn Wohneinheiten komplett verkabelt. Messfühler für Raumtemperatur, und Luftfeuchte wurden angebracht und zudem ein Schalter, der jedes Fensteröffnen genau registrierte. Der aufwändige Feld-Versuch liefert heute exakte Zahlen zum Energieverhalten der Mieter.

"Wir liegen bei dem Projekt im Durchschnitt für den Verbrauch bei der Heizung bei fünfzig Kilowatt pro Quadratmeter mit Spitzenwerten bis zu 140 Kilowatt pro Quadratmeter. Würde der Spitzenverbraucher nur an den Durchschnitt angleichen, hätten wir ein Einsparungspotential von rund dreißig Prozent", so Roland Kern.

Klare Zahlen

Egal ob Mieter oder Hausbesitzer: Dreißig Prozent Ersparnis sind drin, wenn wir sparsam mit der Energie umgehen. Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Energieträger. In unserem Mehrfamilienhaus wurde auf so genannte Holzpellets umgestellt. Holz braucht keine langen Wege und die gepressten Späne sind im Vergleich zu Öl und Gas günstig. "Ein Heizstoff, der Geld spart", meint Experte Roland Kern, "sodass wir voraussichtlich auch die Heizkosten nächstes Jahr etwas reduzieren können. Im Gegensatz zu Gas, das ständig ansteigt, können wir im nächsten Jahr voraussichtlich die Preise um circa zwei bis vier Prozent reduzieren."

Mit Gas hätte eine 80 Quadratmeter-Wohnung 1400 Euro pro Jahr verheizt. Mit den Holzpellets sind es nur runde 600 Euro. Unterm Strich eine Ersparnis von 800 Euro pro Jahr pro Wohnung. Mit diesen eingesparten Heizkosten sollte die teure Sanierung finanziert werden, damit die Endmiete unterm Strich gleich bleiben konnte, so war die Idee. Beim Startschuss der Umstellung auf die Holzpellets hofften alle, dass die Rechnung aufgehen würde. Doch durch die große Nachfrage schoss auch deren Preis in die Höhe.

Zufriedenheit trotz gestiegener Holzpellets-Preise

Seit mehr als einem Jahr liefern nun zwei Holzöfen Energie für das Mehrfamilienhaus. Wie steht es nun um die Miete? Roland Kern: "Für den Mieter ist es interessant, so wenig wie möglich an Heizkosten zu verbrauchen und wir haben das, was wir geplant haben, die Kosten der Modernisierung aufzufangen durch die Energie-Einsparung und dadurch die Heizkosten zu reduzieren, erfüllt."

Es war ein aufreibendes Projekt, für alle Beteiligten. Doch am Ende machte die Verwandlung alle zufrieden. Von der Energieschleuder zum modernen Mietshaus, ein Weg der Schule machen sollte.

Autor: Axel Wagner

Stand: 11.05.2012 13:09 Uhr

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