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Rentier-Renner in Finnland

Finnisch-Lappland ist eine Gegend von rauer Schönheit – Heimat der Samen, der Ureinwohner Nord-Finnlands. Das Leben dort ist eng verbunden mit den Rentieren.

Am Johannistag, dem 21. Juni, ist der alljährliche Höhepunkt für die Rentierzüchter. Dann treiben sie die Tiere zusammen um die Jungen zu markieren - und um die talentiertesten Jungbullen zu finden. Denn für viele ist das Ren- mehr als ein Nutztier. Es ist auch ein "Renn-Tier". Rentier-Rennen gehören seit langem zu den gesellschaftlichen Top-Events in Lappland.

„Renn-Tier“ mit schnellem Tritt

Im Januar beginnt das intensive Training. Es gilt, das Temperament der Jungbullen in Geschwindigkeit umzusetzen. Ausgewachsene Tiere bringen gut eine Vierteltonne auf die Waage und die Besten erzielen Preise von 40.000 Euro. Rentiere gehören zur Familie der Hirsche. Sie sind schnelle und ausdauernde Läufer. Mühelos beschleunigt das Kraftpaket auf 50 Kilometer pro Stunde – im Rennen sind sogar bis zu 70km/h möglich. Dabei helfen die breiten Spreizhufe. Sie sorgen auch im Schnee für einen sicheren Tritt und verhindern tiefes Einsinken.

Familienspass

Mitte Februar beginnen die Qualifikationsrennen für das Saisonfinale in Inari. Es gibt Ligen für Anfänger, Fortgeschrittene und Favoriten. Man sammelt Punkte, kann auf- und absteigen. Es geht ums Prestige unter den Familien und natürlich um den Spaß am Rennen. Gestartet wird aus Boxen, ähnlich denen beim Pferderennen. Die Jockeys auf Skiern brauchen viel Mut und Geschick um bei dem rasanten Tempo sicher ins Ziel zu kommen. Wenn es nicht zum Sieg gereicht hat, könnte das falsche Material schuld gewesen sein – ganz wie im alpinen Skizirkus.

"Mit den falschen Ski und dem falschen Wachs anzutreten kann dich den Sieg kosten", erklärt einer der Ski-Experten, "auf einen Kilometer kannst du gut eine Sekunde verlieren." Entscheidend ist die Erfahrung der Service-Leute, die Wetter- und Schneebedingungen richtig einschätzen müssen. Und so zieht der »Renn-Tier-Zirkus« sechs Wochen durchs Land, um die Finalisten für das Königsrennen in Inari zu ermitteln.

Robuste Tiere sichern Überleben des Menschen

Rentiere sind perfekt an das raue Leben im Norden angepasst. Sie kommen mit dem kargen Nahrungsangebot aus Gras und Flechten gut zurecht und halten problemlos Temperaturen von –40 Grad Celsius aus - dank eines dichten Fells aus luftgefüllten Haaren. Dermaßen robust sicherten die Tiere Jahrhunderte lang das Überleben der Menschen – bis heute. Traditionelle Rentierzüchter aus dem Volk der Samen sind mit dem Rentier zusammen von der Geburt bis es ausgewachsen ist. Sie bekommen vom Rentier Milch und Fleisch. Auch die Kleidung kommt vom Tier: Aus dem Fell werden Wintermäntel, Schuhe und Lederhosen.

„Tierischer“ Wettstreit der Familienclans

Aus ganz Lappland kommen die Familien-Clans mit ihren Champions zum Finaltag nach Inari am gleichnamigen See, 250 km nördlich des Polarkreises. Es herrscht Volksfeststimmung und das Wettfieber grassiert. Die Spannung steigt. Man taxiert noch einmal die Favoriten - und füllt den Wettschein aus. »Väpelli«, »Sayonara«, »Vallo« – so die klangvollen Namen der Favoriten. Nach einem spannenden Kopf an Kopf-Rennen siegt Top-Favorit Sayonara – knapp vor Vallo. Der hat vielleicht nächstes Mal die Nase vorn, beim Königsrennen in Inari.

Autor: Harald Brenner

Stand: 30.01.2014 09:32 Uhr

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So., 10.02.08 | 17:03 Uhr
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