So., 26.07.09 | 17:03 Uhr
Das Erste
Bade-Mythen
"Schwimmen ist der gesündeste Sport der Welt."
Stimmt das?
"Gehe nie mit vollem Magen schwimmen."
Hatten unsere Eltern recht?
"Wenn es nach Schwimmbad riecht, ist zu viel Chlor im Wasser."
Wirklich?
W wie Wissen geht diesen Bademythen nach!
Unser Experte trainiert bis zu fünf Stunden täglich: Kraul, Brust, Rücken und Delphin. Johannes Koldehoff, Schwimmtalent aus Lübeck, 16 Jahre alt, will 2012 zu Olympia. Gerade eben hat er an der Jugendolympiade in Finnland erfolgreich teilgenommen. Schwimmbäder kennt er genug, Bademythen sind für ihn nichts Neues.
"Schwimmen ist die gesündeste Sportart der Welt"
Wenn es danach geht, müsste Johannes einer der gesündesten Menschen der Welt sein. Doch der Leistungssportler winkt ab. Die meisten Schwimmer leiden unter Schulterproblemen, Rückenschmerzen oder Kniebeschwerden.
Schwimmen kann ungesund sein
Wie kommt das? Es stimmt: Bewegung im Wasser entlastet die Wirbelsäule und die Gelenke. Allerdings nur, wenn es sich um Bewegungen des Alltags handelt wie beim Aquajogging. Schwimmbewegungen selbst sind unnatürlich.
Alle Armbewegungen belasten die Gelenke und Sehnen der Schulter über Gebühr. Beim Brustschwimmen machen die Lendenwirbel ein zu starkes Hohlkreuz und der V-Beinschlag fördert Knieprobleme.
Gelegenheitsschwimmer sind sogar noch anfälliger für diese Beschwerden. Denn Sportschwimmer gehen erst ins Wasser, nachdem sie sich ausgiebig gedehnt haben.
"Gehe nie mit vollem Magen ins Wasser"
Schwimmer haben Hunger. Eine Currywurst mit Pommes geht eigentlich immer. Doch was ist, wenn die Schwimmer dann ins Wasser gehen? Johannes trainiert so viel, dass sich das manchmal nicht vermeiden lässt, dann muss er büßen. Das Training fällt schwerer, der Herzschlag ist höher, der Magen schmerzt.
Dieser Mythos stimmt!
Kein Wunder. Denn gerade war der Körper mit dem Verdauen, sprich Energie sammeln beschäftigt, und jetzt soll er plötzlich wieder Energie liefern. Bis diese Umstellung vollzogen ist, hat der Körper ein Problem. Im Extremfall droht ein Kreislaufkollaps – das Wasser ist dafür ein schlechter Ort.
Gleiches gilt auch, wenn man erhitzt ins Wasser springt. Der plötzliche Wechsel von heiß zu kalt überfordert den Organismus. Hier kommt es schnell zur Bewusstlosigkeit.
Das kann auch unter der kalten Dusche passieren, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier jemand ertrinkt eher gering.
"Im Schwimmbad stinkt es nach Chlor und das brennt in den Augen."
Johannes Koldehoff schwimmt in den verschiedensten Bädern um die zehn Kilometer pro Tag. Der Profi glaubt, dass er immer wieder einen unterschiedlichen Chlorgehalt in den verschiedenen Schwimmbädern feststellen kann. Vor allem öffentliche Freibäder stänken sehr stark nach Chlor.
Wir machen mit Johannes einen kleinen Test. In zwei Gefäße kommt Leitungswasser mit einer Schwimmbaddosis Chlor. In das zweite kommt noch eine Substanz dazu. Johannes soll uns sagen, in welchem Gefäß mehr Chlor drin ist.
Johannes entscheidet sich sofort für das Gefäß mit der Substanz. In der Tat, es riecht dort viel stärker nach Schwimmbad.
Doch in beiden Gefäßen war gleich viel Chlor. Was hat Johannes gerochen?
Eklig, aber ungefährlich
In dem Gefäß mit der Substanz haben sich Trichloramine gebildet und die entstehen bei der Reaktion von Chlor und Harnstoff. Tricholaramine reizen vor allem die Augen. Wo der Harnstoff im Schwimmbad herkommt, kann sich jeder denken.
Immerhin: Urin ist steril und selbst wenn nicht, zum Beispiel bei einer Blasenentzündung, werrden Bakterien vom Chlor zuverlässig getötet.
Autor: Uwe Leiterer (NDR)
Stand: 29.07.2015 11:38 Uhr