So., 22.02.09 | 17:03 Uhr
Das Erste
Fälschungssicher durch Markierung
Produktfälschungen machen inzwischen zehn Prozent des weltweiten Handelsvolumens aus. Allein in Deutschland entsteht jährlich ein Schaden von 30 Milliarden Euro.
Doch längst geht es nicht mehr nur um Schuhe, Markenklamotten und Rolex-Uhren, die etwa nette Strandhändler am Urlaubsort feilbieten. Inzwischen geht es um hochwertige und sicherheitsrelevante Produkte wie Medikamente, Maschinen und Ersatzteile, die im Reich der Mitte, in Osteuropa oder in den USA mehr oder minder gut kopiert werden.
Produktfälschung kann Firmen in die Pleite trieben – und sogar das Leben der Verbraucher gefährden. Die Hersteller versuchen deshalb, Fälschungen durch spezielle Markierungen zu verhindern. Doch die bislang angebotenen Lösungen sind unzureichend: Strichcodes sind leicht nachzumachen; auch Hologramme werden gefälscht. Was tun gegen Produktpiraten? W wie Wissen hat nachgeforscht – und ist auf drei viel versprechende Erfindungen gestoßen:
Fälschungssicher durch Funkchips
Die erste kommt von Ingenieuren der TU München. Sie haben Funkchips entwickelt, die in Kombination mit einem speziellen Lesegerät Fälschungen verhindern können. Beispiel Fahrrad: Nicht selten besteht ein angeblich hochwertiges Markenrad aus gefälschten, minderwertigen Einzelteilen. Um solchen Betrug auszuschließen, verpassen die Ingenieure jedem Bauteil einen Funkchip. Auf diesen Mini-Antennen befinden sich verschlüsselte Angaben, die eine lückenlose Kontrolle ermöglichen. Hersteller, Händler oder der Zoll können die Echtheit jedes Einzelteils mit einem Lesegerät überprüfen.
Fälschungssicher durch unsichtbare Farben
Die zweite Erfindung: Ein chemisches Pulver aus sogenannten Lanthanoiden. Dieses auf den ersten Blick unscheinbare Pulver hat eine sehr erwünschte Eigenschaft: Es leuchtet bei Infrarotlicht. Außerdem sind Lanthanoide ungiftig und so gut wie unzerstörbar. Große Hitze oder Kälte können ihnen nichts anhaben. Das Pulver kann flüssig oder fest in jedes beliebige Material eingebracht werden.
Der eigentliche Clou: Jedes Produkt bekommt seine eigene, individuelle Pulvermischung – die je nach Zusammensetzung grün, rot oder blau leuchtet.
Blaues Licht beispielsweise hat kurze, rotes Licht lange Wellenlängen. Nach diesem Prinzip entsteht ein unverwechselbares Lichtspektrum, das in den Computer einprogrammiert wird. Diese Lichtgrafik lässt sich mit Hilfe eines Laserdetektors überprüfen. Stimmt sie mit der einprogrammierten Grafik der Warengruppe überein, ist das Produkt echt.
Fälschungssicher durch "Fingerabdruck"
Funkchip? Markierung? Braucht es nicht – meinen dagegen die Forscher der Bayer Technology Services. Sie identifizieren ein Produkt anhand seiner Oberfläche. Ein Lasergerät erfasst auf einer Fläche von zwei mal fünf Zentimetern 5000 Messpunkte - so entsteht eine Art Fingerabdruck des Produktes. Keine Oberflächenstruktur dieser Welt existiert zweimal – und das macht sich das System zu Nutze. Es erkennt sogar ein einzelnes Blatt Papier aus einem Stapel aufgrund von mikroskopisch kleinen Unebenheiten. Diesen digitalen Fingerabdruck können Markenhersteller in einer Datenbank speichern und per Scanner dann überall in der Welt abrufen.
Egal, welches der drei Systeme sich auf dem Markt durchsetzen wird – die Produktpiraten werden es in Zukunft schwerer haben, Medikamente, Maschinen oder Ersatzteile zu fälschen.
Autor: Andreas Kegel
Stand: 07.08.2013 09:23 Uhr