SENDETERMIN So., 08.03.09 | 17:03 Uhr | Das Erste

Hilfe bei der Ahnenforschung

Hilfe bei der Ahnenforschung

Harald Heimbach, Ahnenforscher aus Leidenschaft, hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Anstoß gab die Suche nach den eigenen familiären Wurzeln, die er bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen konnte. Es gibt zwar Hinweise auf noch frühere Vorfahren, aber mangels hieb- und stichfester Dokumente verlieren sich die Spuren im Dunkel der Geschichte.

Erste Vorstöße in die Vergangenheit

Harald Heimbach hat sich bei seinen Verwandten umgehört, geschaut, was es an alten Bildern, Dokumenten und mündlichen Überlieferungen gibt. Dabei stieß er auf bis dato völlig unbekannte Fakten. Ein Onkel hatte noch seinen Ariernachweis aufgehoben. Dieses Dokument stammt aus der Hitlerzeit - vor dem zweiten Weltkrieg. Damals stand die Ahnenforschung überwiegend im Zeichen der Rassenideologie, jüdische Vorfahren galten als Makel. Wenn auch aus einem der dunkelsten Kapitel Deutschlands stammend, enthält der Ariernachweis dennoch wertvolle Informationen über die Familiengeschichte. Mit Hilfe der Daten kann sich Harald Heimbach von Generation zu Generation in die Vergangenheit vortasten. Dabei findet er unter anderem heraus, dass die meisten seiner Ahnen im schwäbischen Ehingen ansässig waren.

Der mühsame Weg in die Archive

Buch aus dem Archiv der Stadt Ehingen
Buch aus dem Archiv der Stadt Ehingen | Bild: SWR

Neben dem Kirchenarchiv erweist sich das Archiv der Stadt Ehingen als wahre Fundgrube. Dort liegen einige Schriftstücke die helfen, die Familiengeschichte der Heimbachs zu rekonstruieren. Manch Erstaunliches kommt ans Tageslicht, zum Beispiel über den Bierbrauer Johann Georg Heimbach (1688 – 1753). Der Brauer aus Krumbach wollte sich in Ehingen niederlassen und beantragte die Bürgerrechte. Aus den Ratsprotokollen geht hervor, dass sein Ansinnen mehrfach abschlägig beschieden wurde. Johann Georg hatte nämlich ohne Genehmigung der Stadtoberen auswärts geheiratet – und was noch schwerer wog – ein uneheliches Kind gezeugt. Mit Unterstützung seines Schwiegervaters erhielt er schließlich im fünften Anlauf die Bürgerrechte, sonst hätte er sein Gewerbe als Bierbrauer nicht ausüben können.

Heirat - nicht nur der Liebe wegen

Auch über den Vater Johann Georgs, Lorenz Heimbach, findet sich Interessantes, unter anderem ein Ehevertrag. Als Braugeselle wäre es ihm kaum gelungen, zu Wohlstand zu kommen. Da kam eine zehn Jahre ältere Witwe mit Brauerei und Schankwirtschaft gerade recht. Er konnte sich gewissermaßen ins gemachte Nest setzen. Lorenz nahm die begüterte Ursula zur Frau. Die Trauung fand 1676 in der Krumbacher Kirche statt. Die Heirat war ein Glücksfall für beide Seiten. Lorenz kam zu Geld und Ursula konnte mit ihm zusammen den Betrieb weiterführen. Als alleinstehende Witwe hätte sie die Brauerei und den Gasthof über kurz oder lang aufgeben müssen, das schrieben die strengen Zunftregeln von damals vor.

Das schwäbische Cleverle

Der Vater von Lorenz – Johann - kam ursprünglich aus der Gegend um Siegen. Niemand weiß genau, wie er ins Schwäbische gelangt ist. Immerhin soviel ist bekannt: Johann Heimbach machte während des Dreißigjährigen Kriegs Karriere beim Militär. Er brachte es zum gut verdienenden Quartiermeister – das entspricht einem Offiziersrang.

Nach Kriegsende waren die Dörfer im Besitz des Klosters Elchingen nahezu ausgestorben. Der Abt bot Höfe und Ländereien zu günstigen Konditionen an. Die brachliegenden Äcker sollten wieder bewirtschaftet werden und in die Weiler Bauern und Handwerker einziehen.
Geschickt nutzte Stammvater Johann die Gunst der Stunde und ließ sich in dem Örtchen Stoffenried nieder, kaufte sechs Güter und veräußerte sie später gewinnbringend. Er erwarb auch das alleinige Recht, Bier zu brauen, Alkohol auszuschenken und durchreisende Gäste zu bewirten, ein einträgliches Monopol.
Etwas von dem Geschäftssinn seines Stammvaters haben die späteren Generationen wohl geerbt, meint Harald Heimbach augenzwinkernd, und verweist darauf, dass es in der Familie heute einige erfolgreiche Unternehmer gibt.

Akribische Spurensuche

Harald Heimbach beschäftigt ein Team von Spezialisten, die im Auftrag von Kunden weltweit Ahnenforschung betreiben. Ein bis zwei Jahre dauert es in der Regel, bis eine vollständige Familienchronik entsteht. Akribisch werden dabei alle Dokumente erfasst, damit auch Dritte die Recherche nachprüfen können. Wer es sich leisten kann, setzt auf professionelle Hilfe, denn allzu oft landen private Nachforschungen in einer Sackgasse. Man muss die entsprechenden Archivalien finden, sich die Zugangsberechtigung zu den Archiven verschaffen und sich das Lesen alter Handschriften aneignen. Da scheitern viele private Familienforscher.

Die Familienchronik und der Stammbaum

Was in Kirchenregistern über Geburt, Heirat und Tod festgehalten ist, das sind lediglich nüchterne Fakten. Sie bilden nur das Gerüst, auf das eine Familienchronik aufbaut. Erst wenn man herausfindet, in welchen politischen und sozialen Verhältnissen die Vorfahren aufgewachsen sind, welche Berufe sie ausgeübt haben, wird ein Stück individueller Zeitgeschichte lebendig.

Liegen die Daten einer Familie lückenlos vor, lässt sich daraus der Stammbaum ableiten. Er kann Faszinierendes, aber auch Ernüchterndes ans Licht bringen. Wer sich auf die Suche nach seinen Vorfahren macht, ist eben vor Überraschungen nicht gefeit.

Adressen & Links

Adresse der Deutschen Forschungsgesellschaft für Heraldik und Genealogie mbH

Pro Heraldica
Julius-Hölder-Straße 45
70597 Stuttgart
Telefon: 0711 / 72061-0
Telefax: 0711 / 72061-60

Wertvolle Hinweise zur Familiengeschichte ergeben sich oft auch aus der Datenbank der Mormonen (englisch).
www.familysearch.org

Der Verein für Computergenealogie bietet eine Linkliste mit deutschen Vereinen zum Thema Familienforschung.
wiki-de.genealogy.net

Autor: Hans J. von der Burchard

Stand: 16.09.2015 14:12 Uhr

Sendetermin

So., 08.03.09 | 17:03 Uhr
Das Erste

Sprungmarken zur Textstelle