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Runway Incursions – Tod auf der Landebahn

Landung
Landung | Bild: SWR

Es scheint geschafft. Das Flugzeug setzt auf der richtigen Landebahn auf. Doch wer jetzt applaudiert, tut das zu früh. Viele Unfälle passieren im Flugverkehr bei der Landung oder auf dem Weg zum Gate.
Pilot und Lotsen im Tower wollen das Flugzeug sicher dorthin bringen. Aber im dichten Verkehr kann das schief gehen. "Es ist in der Tat so", sagt Johann Reuß von der Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, "dass die Verkehrsdichte sowohl in der Luft als auch am Boden zunimmt. Damit besteht natürlich eher die Gefahr, dass Fehler passieren können. Und das ist auch der Grund, warum die Zahl der sogenannten Runway Incursions im Laufe der letzten Jahre zugenommen hat."

Runway Incursion

So heißen in der Fliegersprache Beinahe-Zusammenstöße mit anderen Flugzeugen oder auch mit Fahrzeugen am Boden. Verheerende Katastrophen der Luftfahrt waren oftmals Folge solcher Vorfälle – etwa im Oktober 2001 auf dem Flughafen Mailand-Linate, als zwei Flugzeuge im Nebel kollidierten. 122 Menschen überlebten diese Katastrophe nicht.
Dabei könnten solche Unfälle auch an jedem deutschen Flughafen passieren. Nach Angaben der deutschen Flugsicherung geschehen jedes Jahr etwa 100 solcher Vorfälle auf den internationalen Flughäfen hierzulande.

Ohne Erlaubnis auf die Bahn

Nachstellung eines Beinah-Zusammenstoßes
Nachstellung eines Beinah-Zusammenstoßes | Bild: SWR

Zwei Beispiele:
8. März 2009 abends, Flughafen Frankfurt. Der Pilot einer britischen Propellermaschine versteht die Anweisung des Towers nicht richtig, kennt sich zudem auf dem Frankfurter Flughafen nicht aus, rollt auf eine aktive Landebahn.
Der Untersuchungsbericht vermerkt später: Ein mit 392 Personen besetzter Langstreckenjet überfliegt das kleine Flugzeug bei der Landung: Abstand 15 Meter.

München Mai 2004 - eine Boeing 737 im Landeanflug. Auch hier fährt ein anderes Flugzeug versehentlich auf der Bahn. In der Dunkelheit erkennt das der Pilot der landenden Maschine erst im letzten Moment. Sein Ausweichmanöver rettet knapp 200 Menschen das Leben.

Nach einem Bericht des Berliner Abgeordnetenhauses ereigneten sich allein am Flughafen Tegel 2007 fünf und 2008 drei gefährliche Begegnungen auf dem Rollfeld. Für 2009 gibt es noch keine Zahlen.

Mit Sprechfunk und Papierkarte

Pilot Reinhardt Röntsch hat 20 Jahre Erfahrung. Heute fliegt er von Bremen nach Kopenhagen. Er kennt den Kopenhagener Flughafen genau. Und trotzdem: Einen Großteil der Flugzeit verbringt er damit, mit seinem Copiloten die Karte des Flughafens zu studieren, um den besten Weg zum Gate vorzubereiten. Denn alle Flughäfen sind unterschiedlich. Nicht einmal Schilder und Warnbeleuchtung sind überall gleich.

Noch immer haben die meisten Piloten nur Karte und Sprechfunk, um sich auf dem Rollfeld zu orientieren. Die Position anderer Flugzeuge bekommen sie nicht angezeigt. Das könnte aber helfen, Unfälle zu vermeiden – und wäre technisch möglich.

Cockpit der Zukunft

Positionsanzeige der Flugzeuge auf dem Flughafen
Positionsanzeige der Flugzeuge auf dem Flughafen | Bild: SWR

Im Simulator der Uni Darmstadt existiert es schon, das Cockpit der Zukunft. Eine digitale Flughafenkarte weist den Piloten bei jedem Wetter den Weg auf dem Rollfeld. Sie erkennen darauf nicht nur ihre Position, sondern auch die der anderen Flugzeuge. Ein Feldversuch am Frankfurter Flughafen hat die Funktionsfähigkeit dieses Systems bestätigt. Allerdings kann es noch Jahre dauern, bis solche Systeme in allen Flugzeugen zugelassen sind. Bis dahin müssen Passagiere und Piloten mit einem wachsenden Risiko einer Runway Incursion leben.

Adressen & Links

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung veröffentlicht eine Statistik zu Flugunfällen und Störungen.
www.bfu-web.de

Autor: Michael Hänel (SWR)

Stand: 21.03.2014 11:44 Uhr

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