So., 11.01.09 | 17:03 Uhr
Das Erste
Übergewicht – weltweit auf dem Vormarsch
Seit Jahrzehnten werden die Menschen immer dicker, und zwar nicht nur in den Industriestaaten. Auch in vielen Schwellen- und Entwicklungsländer steigt der Anteil der Übergewichtigen rasant an.
Das Eindringen des westlichen Lebensstils führt überall zu veränderten Essgewohnheiten und weniger Bewegung. Dick sein wird zu einer weltweiten Epidemie.
Dabei unterscheidet man zwischen Übergewicht – also einigen Kilos zuviel - und Fettleibigkeit (Adipositas). Adipositas ist eine chronische Krankheit, die Risiken für weitere Erkrankungen birgt, wie Diabetes oder Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Besonders betroffen sind die USA, aber auch das deutsche Gesundheitssystem ist von diesem Problem schon belastet.
USA: zwei Drittel mit Übergewicht
66 Prozent der erwachsenen US-Amerikaner sind übergewichtig, das sind ca. 140 Millionen Menschen. 32,9 Prozent, also 72 Millionen, sind bereits fettleibig, also krankhaft übergewichtig. Übergewicht und seine Folgen werden in den nächsten Jahren mehr Kosten verursachen als jede andere Krankheit. Gesundheitsexperten befürchten, dass in 50 Jahren ein Drittel der Bevölkerung zuckerkrank sein wird, eine Auswirkung des starken Übergewichts. Vor allem die Entwicklung bei den Kindern ist besorgniserregend: 13 Prozent sind adipös, bereits jedes zehnte Baby ist zu dick. Aus dicken Kindern werden meist dicke Erwachsene. Keine guten Aussichten für die Zukunft. Ähnlich geht es auch Australien, Neuseeland und Kanada.
Europa: in den Fußstapfen der USA
Europa ist auf dem besten Weg, in die Fußstapfen der USA zu treten, allerdings noch mit Verzögerung. Besonders dick sind die Menschen in Zypern, Griechenland, Großbritannien und in Deutschland. Weniger Probleme mit dem Gewicht hat dagegen die Schweiz. In Deutschland sind bereits 66 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen übergewichtig, 22,9 Prozent der Erwachsenen gelten als fettleibig, besonders betroffen sind Menschen mit niedrigem Sozialstatus. Es finden sich doppelt so viele Übergewichtige unter Personen mit Hauptschulabschluss wie bei Personen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife. 6,3 Prozent der Kinder sind adipös.
Doch längst ist Übergewicht nicht mehr nur Problem der westlichen Länder. Überall auf der Welt haben sich Lebensbedingungen verändert und das hat Folgen.
China: Mehr Fastfood statt traditionelle Gerichte
Traditionell hatte China eine der schlanksten Populationen der Welt. Doch das ist Vergangenheit. Inzwischen ist ein Sechstel der Bevölkerung - das sind immerhin 214 Millionen Menschen - übergewichtig. Die Chinesen nehmen heute doppelt so viel Fett zu sich wie noch vor 15 Jahren. In vielen Städten gehört Fastfood zum Alltag. Gleichzeitig bewegen die Menschen sich viel weniger. Moderne Chinesen fahren nicht mehr Fahrrad, sondern motorisierte Zweiräder. Bei Kindern ist die allgemeine Gewichtszunahme besonders auffällig. Durch die staatliche Geburtenkontrolle gibt es vorwiegend Einzelkinder, die von ihren Eltern verwöhnt werden – auch mit Essen.
Eine weltweite Epidemie
Auch in vielen anderen Ländern werden wie in China traditionelle Gerichte zunehmend ersetzt durch fett- und energiereiche Kost sowie kalorienreiche Getränke. Falsche, übermäßige Ernährung verbunden mit verminderter körperlicher Aktivität führt unweigerlich zu Übergewicht. In ganz Asien entwickelt sich dies derzeit zu einem Hauptproblem.
In vielen Städten Lateinamerikas leben prozentual bereits mehr Dicke als in den USA. Und sogar in Afrika, wo die Zahl der Unterernährten einerseits immer noch ansteigt, nimmt die Zahl der Fettleibigen andererseits rapide zu. Die Epidemie breitet sich auf der ganzen Erde aus, unaufhaltsam. Zurzeit sind bereits 1,3 Milliarden Menschen zu dick. In Zukunft wird der schlanke Mensch wohl zur Minderheit gehören.
Autorin: Eva Schultes
Stand: 11.12.2015 16:07 Uhr