So., 09.05.10 | 17:03 Uhr
Das Erste
Kriminelle Paviane – Bandenterror im WM-Land Südafrika
Kriminelle Paviane – Bandenterror im WM-Land Südafrika: In und um Kapstadt leben rund 400 Paviane. Sie randalieren in Wohngebieten und attackieren Touristen. W wie Wissen begleitet die Pavian-Polizei beim Kampf gegen "organisierte Kriminalität".
Große Familien von Pavianen (papio ursinus) fühlen sich - wie überall in Südafrika - am Kap heimisch. Sie sind die einzige geschützte Population dieser Spezies in ganz Afrika. Sie werden leider immer wieder von Besuchern gefüttert, was strengstens verboten ist. Und das hat Folgen, die an organisierte Kriminalität erinnern lassen. Marodierende Affenbanden schleichen sich nach Kapstadt ein und überfallen Passanten und plündern Häuser und Mülltonnen.
Unterwegs mit der Pavianpolizei "Baboon Monitors"
Eigentlich ist es ein ganz normaler Tag für Sauna, den Chef der Pavianpolizei "Baboon Monitors" - und doch ist es ein Alptraum. Denn Sauna und seine "Baboon Monitors" haben mit Georgie und seiner Bande ein gewieftes Gegenüber. George, das Alphatier der Bande, ist Herr über 37 Untertanen. Der erfahrene Kämpfer mit dem vernarbten Gesicht räkelt sich in der Sonne und lässt sich von einem Weibchen lausen. Sauna hat ihn nach King George III. benannt, unter dessen Regentschaft das britische Empire einst zur Weltmacht aufstieg. ""George ist kürzlich 14 geworden"", erzählt er. Ein stolzes Alter für einen Pavian. Vor sechs Jahren habe er die sogenannte Da-Gama-Horde übernommen, inzwischen seien ihm viele Zähne ausgefallen. Dennoch halte er bis jetzt alle Rivalen in Schach.
Zwei Dutzend junge Männer erhalten von Sauna letzte Anweisungen. Sie tragen knallrote Baboon-Matters-Mützen auf dem Kopf. "Wegen der Anwohner", erklärt Sauna. "Ohne Uniform wurden wir in den Siedlungen häufig für Einbrecher gehalten." Der Job ist hart. Von 7 bis 18 Uhr sind die "Polizisten" im Einsatz. An manchen Tagen müssen sie Pavianhorden mehrmals die Hunderte Meter hohen Klippen hinauf treiben, um die Häuser in der Ebene zu schützen. Die Affenpolizei soll das Schlimmste verhindern - natürlich ohne Gewalt gegen die Tiere anzuwenden. Das ist ein schwieriges Unterfangen. Den weißen Bus erkennen die Paviane sofort. Und Georgie hat auch schon einen Plan, um seinen Gegenspieler Sauna zu täuschen. Denn strategisches Denken ist für die intelligenten Tiere kein Problem - nicht nur bei der Jagd. Die Affen mimen Langeweile, um Sauna in Sicherheit zu wiegen. Nichts passiert. Dann bewegt sich eine kleine Gruppe nach Norden. Die Männer um Sauna sind alarmiert. Doch als sie sich umdrehen, ist der Haupttrupp verschwunden. Nur die roten Hinterteile sind zu sehen. Georgie´s Trick hat funktioniert. Und er hat noch mehr auf Lager…
Warum Paviane plündern
Die soziale Rangordnung unter den Tieren ist so strukturiert, dass sich zuerst die Ranghöchsten über das vorhandene Futter hermachen dürfen, dann erst kommen die Rangniederen an die Reihe. Wer Paviane füttert, wird von den Tieren folgerichtig als Rangniederer eingestuft, und diese Einschätzung wird auch auf alle anderen Menschen übertragen. Verweigert man später den Affen die "ihnen zustehende" Nahrung, so werden die Tiere aggressiv, stehlen Nahrungsmittel und greifen auch Menschen an. Die Paviane bevorzugen inzwischen menschliche Nahrung, statt nach Wildgräsern, Insekten und Wurzeln zu suchen. Die Scheu vor den Menschen haben sie längst abgelegt.
Anwohnern und Autofahrern rät die Pavianpolizei:
Halten Sie die Fenster geschlossen, wenn sich Paviane Ihrem Auto nähern.
Packen Sie keine Lebensmittel aus, wenn Paviane in der Nähe sind.
Lassen Sie Ihr Auto nicht offenstehen, auch nicht den Kofferraum.
Versuchen Sie nicht, einem Pavian, der Ihnen etwas gestohlen hat, das wieder wegzunehmen.
Die Bisse der Tiere sind gefährlich. Doch schuld an diesem Verhalten ist der Mensch, der den Lebensraum der Tiere immer weiter einschränkt.
Adressen & Links
Informationen zu dem Schutz der Paviane in Südafrika gibt es auf dieser Website (engl.)
www.baboonmatters.org.za
Autor: Florian Guthknecht
Stand: 24.09.2015 14:04 Uhr