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Was lässt die Erde beben?

Plattengrenzen
Plattengrenzen | Bild: WDR

Die Erde, wie wir sie kennen, ist nur eine Momentaufnahme. Alle Kontinente sind in Bewegung – jedes Jahr ein paar Millimeter. Die Erdplatten, auf denen sich die Erdteile befinden, schwimmen auf dem flüssigen Erdmantel. Sie driften auseinander, aneinander vorbei und wieder aufeinander zu. Das passiert nicht reibungslos. Erdbeben sind die Folge, vor allem an den Plattengrenzen.

Spannungen an den Plattengrenzen

Durch den Spalt strömt Lava nach oben und wird zu Gestein
Durch den Spalt strömt Lava nach oben und wird zu Gestein | Bild: WDR

Die Erdkruste teilt sich in sieben große Erdplatten. Fünf von ihnen beheimaten einen Kontinent: die nordamerikanische, die südamerikanische, die afrikanische, die australische und die antarktische Platte. Die eurasische Platte trägt gleich zwei Kontinente und die pazifische Platte liegt fast komplett unter Wasser. Zu diesen großen Platten kommen viele kleine Platten. Sie haben sich vielen Millionen Jahren von den großen Platten gelöst.

Ein Großteil der Plattengrenzen liegt in den großen Weltmeeren. So auch der mittelatlantische Rücken, der die alte Welt von der neuen Welt trennt. Der Graben zwischen Europa und Nordamerika wächst sogar: Durch den Spalt zwischen eurasischer und nordamerikanischer Platte strömt Lava nach oben. Sie bildet am Meeresboden neues Gestein und drückt die Platten weiter auseinander. An den Grenzen der so genannten divergierenden (auseinander driftenden) Platten herrscht zwar andauernde vulkanische Aktivität. Wegen der fehlenden Reibung ist die Erdbebengefahr aber gering.

Erdplatten stoßen aufeinander

Die ozeanische Platte schiebt sich unter die Kontinentale
Die ozeanische Platte schiebt sich unter die Kontinentale | Bild: WDR

Die zweite Art, auf die sich Erdplatten begegnen, birgt ungleich mehr Erdbebengefahr: die so genannten konvergierenden, also aufeinander zu driftenden Platten. Ozeanische Platten habe eine höhere Dichte als kontinentale, sie sind schwerer. Deshalb schieben sich ozeanischen Platten unter die kontinentalen. Eine Folge: es entstehen Faltengebirge wie die Anden oder die Rocky Mountains. Eine weitere Folge: Die Gesteinsmassen verhaken sich und bauen enorme Spannungen auf. Die Bewegung der Erdplatten geht kontinuierlich weiter, also werden auch die Spannungen immer größer – bis sie sich mit einem Ruck, einem Erdbeben, lösen.

In bis zu 30 Kilometern Tiefe schmilzt auch langsam die niedergedrückte Erdkruste. Das verflüssigte Gestein hat wegen seines hohen Wassergehalts eine geringere Dichte als das feste Gestein: Die Lava steigt empor und stößt wieder an die Erdoberfläche. Die Vulkane in den Regionen, in denen sich eine Platte unter die andere schiebt, gehören zu den größten und explosivsten der Welt. Zu den bekanntesten gehören der Mount St. Helens in den amerikanischen Rocky Mountains, der Pinatubo auf den Philippinen und auch der Vesuv und der Ätna in Italien.

Karibik ist besonders gefährdet

Die Karibische Platte wird von allen Seiten bedrängt
Die Karibische Platte wird von allen Seiten bedrängt | Bild: WDR

Das Plattensystem ist in einigen Regionen besonders komplex. Neben Japan und Indonesien gehört auch die Karibik zu den besonders erdbebengefährdeten Teilen der Welt. Nördlich von Südamerika treffen insgesamt fünf Platten aufeinander. Jede von ihnen bewegt sich in eine andere Richtung. Verantwortlich für das große Beben in Haiti im Januar 2010 sind die gegenläufigen Bewegungen der nordamerikanischen Platte Richtung Westen und der karibischen Platte Richtung Osten. Sie schieben sich langsam aneinander vorbei. An ihrer unregelmäßigen Grenze entstehen keine Gebirge, aber auch hier verhaken sich die Erdkrusten. In Haiti hat die Erde seit über 250 Jahren nicht mehr in vergleichbarem Maße gebebt. Seither bauen sich dort Spannungen im Gestein auf. Diese lösten sich nun besonders schnell und intensiv. Es entstand ein etwa 70 Kilometer langer und 20 Kilometer tiefer Riss. Die Spannungen in der karibischen Platte, die von allen Seiten bedrängt wird, haben sich dadurch nur verschoben. Haiti bleibt von Beben bedroht.

In wenigen Millionen Jahren

Die Erde in 250 Millionen Jahren
Die Erde in 250 Millionen Jahren | Bild: WDR

In Zukunft wird sich Erde erheblich verändern. Australien schiebt sich immer weiter nach Norden, Indien wird unter dem Himalaja begraben, der Atlantik wird immer größer und der Pazifik verschwindet. Ein Grund zur Panik ist das nicht, denn die Zeiteinheit für diese Veränderungen sind nicht hundert oder tausend, sondern Millionen Jahre. Ob in 250 Millionen Jahren noch ein Mensch auf dem neuen Superkontinent leben wird, ist fraglich.

Autoren: Peter Krachten, Ulf Kneiding (WDR)

Stand: 12.11.2015 15:14 Uhr

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