So., 06.11.11 | 17:03 Uhr
Das Erste
Der Holzmafia auf der Spur
Die Regenwälder werden in gigantischem Ausmaß kahl geschlagen - und zwar illegal. Bereits vier Fünftel der großen Urwälder sind zerstört, in Afrika und Asien genauso wie in Amazonien oder Russland. Skrupellose Holzfäller roden überall auf der Welt ohne Rücksicht auf Verluste.
Bisher werden jährlich rund 13 Millionen Hektar naturnahe Wälder unwiederbringlich vernichtet. Der illegale Holzhandel gilt inzwischen als eine der größten Einnahmequellen der Mafia weltweit. Die internationale Holzmafia macht nach Schätzungen der Weltbank jährlich 15 Milliarden Dollar Gewinn. Und dass für wertvolles Holz gemordet wird, ist keine Seltenheit.
Der Holzmafia auf der Spur
Umweltschützern fällt es häufig schwer, die Verantwortlichen für den fortschreitenden Raubbau am Regenwald in flagranti zu erwischen. Doch die verdeckten Ermittler der kleinen Naturschutzgruppe EIA (environmental investigation agency) sind den Holzräubern auf der Spur. Als Umweltspion hat Alexander von Bismarck dem internationalen Holzschmuggel den Kampf angesagt. Mit versteckter Kamera und falscher Identität kämpft der Ur-Ur-Neffe des Reichskanzlers gegen die skrupellose Plünderung der Regenwälder. Dafür braucht er schlagende Beweise auf Video: Bild und Ton. Er muss die Mafiabosse, Zwischenhändler und Abnehmer auf frischer Tat ertappen, um zu beweisen, dass hier wirklich illegales Holz gehandelt wird.
Mit diesen Beweisen will er eines der größten Verbrechen an der Natur stoppen: illegales Abholzen, rücksichtslose Brandrodung und Holzschmuggel, angeheizt durch die internationale Nachfrage nach billigen Holzprodukten.
Der Masoala Nationalpark ist in Gefahr
Diesmal hat der adelige Spion den Masoala Nationalpark auf Madagaskar im Visier. Hier spielt sich ein ökologisches Desaster ab: Zu Tausenden werden wertvolle Edelhölzer illegal gefällt und aus dem Park geschafft.
Madagaskar ist die viertgrößte Insel der Welt. Das Naturparadies ist die Heimat von ganz außergewöhnlichen Arten wie den Lemuren. Die Halbaffen kommen sonst nirgends auf der Welt vor und ihr Überleben ist durch das massive, illegale Abholzen bedroht. Madagaskar ist außerdem eines der ärmsten Länder der Welt. Ein Madagasse lebt durchschnittlich von weniger als einem Euro am Tag. Die Menschen plündern die Umwelt, um zu überleben. Und sie finden zahlreiche Abnehmer aus reicheren Ländern.
Rosenholz und Ebenholz vom Aussterben bedroht!
Alexander von Bismarck muss nachweisen, dass im Masoala-Regenwald nach wie vor Edelhölzer illegal abgeholzt werden. Es geht um das tiefschwarze Ebenholz und das ebenso wertvolle wie bestandsgefährdete Rosenholz, für das in den USA bis zu 5.000 Dollar pro Kubikmeter erzielt werden. Das dunkelrote Rosenholz ist besonders in China begehrt: für die Herstellung von Möbeln. Das schwarze Ebenholz eignet sich hervorragend für den Bau von Musikinstrumenten und ist bei Musikliebhabern weltweit beliebt.
Von 103 Ebenholzarten gelten nur zwei als nicht bestandsgefährdet. Auch auf Madagaskar ist das Fällen von Rosenholz und Ebenholz in "sensiblen Zonen", zu denen Nationalparks gehören, verboten. Nach internationalem Recht aber wird der Handel mit ihnen paradoxerweise in jenem Moment legal, wo das Holz sein Ursprungsland verlassen hat. Denn im CITES-Abkommen, das den zwischenstaatlichen Handel mit Tieren und Pflanzen regelt, haben sich die 175 Unterzeichnerstaaten nur bei einer Handvoll - kommerziell eher unwichtiger - Baumarten auf einen übernationalen Schutzstatus einigen können.
Gesetze gegen das illegale Abholzen?
Mit seinen bisherigen Einsätzen war von Bismarck sehr erfolgreich – nicht nur in Madagaskar. Durch seine Aufnahmen konnte er die Verantwortlichen in Amerika überzeugen, dass es Gesetze gegen die Holzeinfuhr geben muss. Das ist eine absolute Ausnahme und das erste Gesetz dieser Art weltweit. Es war Bismarcks Organisation EIA, die es mit ihren mit versteckter Kamera aufgenommenen Bildern geschafft hat, diese Deklarationspflicht durchzusetzen. Der sogenannte „Lacey-Act“ ist ein Bundesgesetz der USA und seit 2008 in Kraft. Es macht „Import, Kauf, Verkauf, Transport, Erwerb und Zukauf“ von im Ursprungsland illegal geschlagenem Holz auch im Empfängerland strafbar. Auch Zwischenhändlern oder Endabnehmern drohen nun also Gefängnisstrafen von bis zu fünf Jahren. Es ist ein Schritt gegen das „Waschen“ illegalen Holzes auf dem Transportweg, etwa über ein Drittland wie Deutschland. Man kann das Gesetz als revolutionär bezeichnen: Kein anderer Staat hat sich bisher dazu durchringen können.
Erst ab Frühling 2013 soll ein Rahmengesetz den Import illegaler Hölzer in die EU verbieten. Aber bisher ist kein einheitliches Strafmaß vorgesehen. Bleibt das so, wäre das Gesetz nahezu unwirksam: Die Länder mit den geringsten Strafen würden zum Einfallstor für illegales Holz werden. Deswegen kämpft Alexander von Bismarck dafür, dass Deutschland sich für ein revolutionäres Urwaldschutz-Gesetz in der EU einsetzt, bevor es zu spät ist.
Autorin: Michaela Kirst (WDR)
Stand: 29.10.2015 14:39 Uhr