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Kupfer in der Lausitz

Zwei Männer im Gegenlicht
Kupferbergbau: ein Knochenjob untertage. | Bild: BR

Kupferbergbau ist harte Arbeit. In der Nähe von Lubin, Polen, betreibt das weltweit operierende Unternehmen KGHM das derzeit einzige Kupferbergwerk in Mitteleuropa. Es ist ein echter Knochenjob, den die Männer dort haben. Ihre Arbeitsstätte befindet sich 800 Meter unter der Erdoberfläche. Bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius und stetigem Staub in der Luft bauen sie mit Hilfe schwerer Maschinen das kostbare Kupfererz ab. Jährlich sind das rund sieben Millionen Tonnen kostbares Erz, aus dem sich rund 92.000 Tonnen Kupfermetall und 420 Tonnen Silber gewinnen lassen. So könnte es vielleicht schon bald auch in Deutschland aussehen.

Geheimakten im Amtsarchiv

Alter Aktenordner mit Ergebnisbericht
Geheimakte einer Erkundung in der ehemaligen DDR. | Bild: BR

Deutschland gilt gemeinhin als rohstoffarmes Land. Doch das war nicht immer so. In Mitteldeutschland wurde schon seit der Steinzeit Kupfer abgebaut, zunächst an der Oberfläche, später dann Untertage. Denn durch diese Region zieht sich ein massiver Kupfergürtel, der von Großbritannien bis ins Baltikum reicht. In der Vergangenheit wurde Kupfererz sowohl in der BRD als auch in der DDR gefördert. Als die Preise am Weltmarkt rapide sanken, musste das Mansfelder Revier bei Eisleben, das letzte deutsche Kupferbergwerk, 1990 geschlossen werden.

Die DDR aber, die auf die Förderung eigener Ressourcen angewiesen war, hatte in den 60er-Jahren noch den Bau eines neuen Bergwerks im Visier: Spremberg. Damals wurden Erkundungsbohrungen gemacht, die Lagerstätte genauestens per Hand kartiert und die Ergebnisse der Untersuchungen sorgfältig archiviert. Sie waren nur einigen wenigen Mitarbeitern zugängig, denn das Thema Rohstoffe war zu DDR-Zeiten ein Staatsgeheimnis.

Das Geheimnis des Bohrkerns

Bohrkern aus dem Kupferschiefer
Wertvolle Bohrkerne: Sie liefern wichtige Informationen. | Bild: BR

Die Zeiten ändern sich: Die Kupferpreise am Weltmarkt sind in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. Die Förderung des deutschen Kupfererzes könnte wieder rentabel werden. Seit einiger Zeit interessieren sich Unternehmen wie die Kupferschieferlausitz GmbH, eine Tochter des amerikanischen Bergbaukonzerns Minera, für das Kupfer in der deutschen Lausitz bei Spremberg in Brandenburg. Die vielen Kilometer Bohrkerne aus den mehr als 130 Erkundungsbohrungen der 60er- und 70er-Jahre wurden damals eingelagert. An ihnen können die Experten sehen, wo genau im Gestein das wertvolle Erz verborgen ist. In etwa 1.000 Meter Tiefe, so vermuten sie, liegen rund 150 Millionen Tonnen Kupfererz. Das entspricht etwa 1,5 Millionen Tonnen aufbereiteten Kupfermetalls.

Das Echo des Gesteins

3D-Computer-Animation der geologischen Schichten
Blick ins Erdinnere: Geologie entscheidet über die Position des Bergwerks. | Bild: BR

Bevor das Kupfer abgebaut werden kann, muss die Kupferschieferlausitz GmbH Hunderte Millionen Euro investieren, unter anderem um herauszufinden, welches der geeignete Standort für ein Bergwerk ist. Mit hochempfindlichen Geophonen horchen Geologen in das Erdinnere. Mit sogenannten Vibrotrucks werden heftige Erdstöße ausgelöst. Abtaster empfangen das Echo dieser Erschütterungen. Monate dauert es, bis diese Daten ausgewertet sind. Doch dann entsteht ein anschauliches Bild des untersuchten Gebietes in 3-D. An ihm lässt sich exakt erkennen, wo sich im Erdinneren geologische Störzonen befinden. Erst so lässt sich beurteilen, wo ein Bergwerk sicher gebaut werden kann.

Zukunft Kupferbergbau

Mann geht vor zerstörtem Fabrikgelände
Hoffnung für Spremberg - Kupfer als Wirtschaftsfaktor | Bild: BR

Zukunft Kupferbergbau
Die Region um Spremberg herum ist seit Jahrzehnten geprägt vom Bergbau. Nachdem ein Revier ums andere geschlossen wurde, standen die meisten der Beschäftigten auf der Straße. Sie hoffen darauf, dass im Jahr 2018 dann das erste Kupferbergwerk seit fast 30 Jahren in Deutschland in Betrieb gehen könnte. Die Voraussetzungen scheinen gut. Die Experten prognostizieren, dass rund 80.000 Tonnen Kupfermetall pro Jahr gewonnen werden könnten. Das ist immerhin ein Siebtel dessen, was derzeit in ganz Europa gefördert wird! Sogar eine Aufbereitungsanlage können sich die Experten vorstellen, denn immerhin gibt es bereits gute Voraussetzungen für eine Straßen- und Schienenanbindung. Etwa 1.000 neue Arbeitsplätze könnten dann direkt im Bergbau geschaffen werden - und noch einmal so viel in der weiterverarbeitenden Industrie und bei Dienstleistungsunternehmen. Für die strukturschwache Region wäre das ein wahrer Segen.

Autor: Iris Rietdorf (BR)

Stand: 06.11.2015 14:03 Uhr

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