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Stauseeholz aus Suriname

Bäume ragen aus dem Stausee heraus
In den 1960er-Jahren wurde ein Stück Regenwald geflutet. | Bild: NDR

Suriname ist der kleinste unabhängige Staat Südamerikas und liegt im Nordosten des Kontinents. Bis 1975 gehörte das Land zu den Niederlanden. Die Niederländer waren es auch, die in den 1960er-Jahren den Suriname-River zum Blommesteinsee (benannt nach dem Wasserbauingenieur Professor van Blommestein) aufstauten. Der Stausee, der zur Energiegewinnung für die örtliche Aluminium-Industrie angelegt wurde, ist mit einer Fläche von rund 1.560 Quadratkilometern etwa dreimal so groß wie der Bodensee.

Beim Aufstauen des Suriname-Rivers wurde ein Teil des Amazonas-Regenwaldes geflutet. Seit gut 50 Jahren befinden sich die Tropenbäume im bzw. unter Wasser. Sie sind längst abgestorben, ohne dass ihr Holz Schaden genommen hätte. Viele dieser Baumarten stehen unter Schutz, wenn sie noch "leben". Als Stauseeholz dürfen sie jedoch gefällt werden. Der Blommesteinsee beherbergt somit einen kostbaren Schatz – ihn zu heben, ist aber eine schwierige und gefährliche Prozedur.

Die Unterwasserholzfäller

Hausboote
Die "Wohnungen" der Unterwasserholzfäller: Sie leben auf Hausbooten. | Bild: NDR

Auf einem schlichten Hausboot auf dem Blommesteinsee leben Männer mit einem gefährlichen Job. Täglich fahren sie mit kleinen Motorbooten vorsichtig hinaus auf den See, um die Bäume zu fällen. Schon allein die Fahrt zu ihrem jeweiligen Einsatzort ist riskant. Jederzeit könnten die Boote auf eine Unterwasserbaumkrone auflaufen. Wer hier als Skipper arbeitet, braucht viel Erfahrung - und ein bisschen Glück. Haben die Teams ihren Einsatzort erreicht, schlüpfen die Männer in ihre Tauchanzüge. Ausgerüstet mit einem dünnen Schlauch, über den sie Luft zum Atmen bekommen, und einer mit Pressluft betriebenen Kettensäge geht es dann hinab Richtung Seegrund.

Arbeiten in absoluter Dunkelheit

Der Holzfäller taucht ab
Nur im oberen Bereich des Sees kann der Taucher etwas sehen. | Bild: NDR

Die Taucher arbeiten in einer Tiefe von bis zu 35 Metern. Neben der Gefahr durch Piranhas ist ihr größtes Problem die Dunkelheit. Ab etwa 1,50 Meter Tiefe verschlechtert sich die Sicht für die Holzfäller dramatisch. Spätestens auf dem Grund des Sees können sie gar nichts mehr sehen. Sie müssen sich daher auf ihren Tastsinn und ihre Erfahrung verlassen, wenn sie den Bäumen zu Leibe rücken.

Während ihres Unterwassereinsatzes läuft der Kompressor an Bord des Bootes auf Hochtouren und versorgt so die Kettensäge mit Pressluft. Ihr Motorgeräusch hilft angeblich ganz nebenbei, die Piranhas zu vertreiben, von denen es im See nur so wimmeln soll...

Eine gewaltige Ernte

Ein Schlepper zieht das Ponton mit den Stämmen
Mithilfe eines Pontons werden die Stämme zum Sägewerk gebracht. | Bild: NDR

Täglich holt jedes Holzfällerteam zehn bis 15 Regenwaldgiganten aus dem Wasser - darunter kostbare Exoten wie Purple Heart, Andira, Basralocus oder Ipé. Die frisch gefällten, tonnenschweren Bäume befestigen die Männer an einem Ponton, der dann von einem Schlepper zu einem Sägewerk gebracht wird.

Insgesamt befinden sich schätzungsweise über zehn Millionen Kubikmeter Holz im See. Das entspricht etwa 500.000 LKW-Ladungen und bedeutet voraussichtlich Arbeit für die nächsten 20 Jahre.

Endstation Sägewerk

Aufgeschichtete Stausee-Baumstämme
Das Holz der Stauseebäume lässt sich gut verarbeiten. | Bild: NDR

In dem in Ufernähe befindlichen Sägewerk werden die Baumstämme getrocknet und verarbeitet. Erstaunlicherweise hat ihr Holz durch die lange Lagerung im Süßwasser nicht gelitten. Im Gegenteil: Über die Jahre hat sich die Feuchtigkeit gleichmäßig im Holz verteilt. Die üblichen, störenden Wuchsspannungen wurden so abgebaut. Das Holz lässt sich daher gut verarbeiten. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es sehr formstabil und haltbar ist. Nicht zuletzt deshalb wird es nicht nur zu Möbeln, sondern oft auch zu Terrassendecks und Fensterrahmen verbaut - zumeist für Kunden in Deutschland und den Niederlanden.

Prädikat "ökologisch wertvoll"

Die Bäume aus dem Blommesteinsee sind in mehrfacher Hinsicht kostbar. Zum einen handelt es sich bei ihnen um sehr haltbare Tropenhölzer, zum anderen um ökologisch besonders wertvolle. Denn für jeden Baum aus dem Wasser kann einer an Land verschont werden. Doch auch diese ökologische "Holzquelle" wird natürlich irgendwann einmal versiegen.

Autorin: Maud Schwarz (NDR)

Stand: 13.11.2015 13:57 Uhr

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