»Das Erste hat über die griechische Finanzkrise sehr ausführlich, analytisch und journalistisch ausgewogen berichtet. Es kam über Monate eine Vielzahl unterschiedlicher, auch internationaler Finanz-Experten zu Wort. Auch über die Positionen aller relevanten Entscheidungsträger aus der Politik wurde umfänglich berichtet. Die Diskussion auf EU-Ebene wie auch im deutschen und griechischen Parlament wurde, wann immer journalistisch geboten, in ihren Schwerpunkten abgebildet.
Dass eine vielfältige und relevante Berichterstattung stattgefunden hat, attestiert auch die Studie der Otto-Brenner-Stiftung den untersuchten Sendern. Mehr als problematisch an der Studie ist allerdings ihre Methodik und Systematik, die letztendlich zu einem in unseren Augen verzerrenden Urteil führt. Was ist Neutralität? Was analytische Qualität? Was Ausgewogenheit? – Die Studie definiert diese Begriffe meist rein quantitativ und nicht nach journalistisch relevanten Maßstäben.
Dafür nur ein Beispiel: Bereits als Wertungen aufgefasst werden in der Studie Adjektive, Substantive oder Verben, die 'andere Akteure beschreiben', wobei 'die Ausrichtung der Wertung für die Frage nach der Neutralität unerheblich' ist. Ist der Anteil solcher Wörter in einem untersuchten Bericht 'größer als null', so wurde laut der Studie 'das Gebot der Neutralität verletzt'. Die Analyse der Stiftung entlang solcher Definitionen ergibt dann, dass die ARD nicht neutral berichtet hätte. Das Zählen von Adjektiven ohne Kontext erlaubt aus journalistischer Sicht aber überhaupt keine Aussage über die Qualität eines Berichtes.
Die Methodik der Studie ist insgesamt leider pauschalierend, nicht sachgerecht und wenig hilfreich. Damit ist sie in unseren Augen nicht geeignet, die Berichterstattung des Ersten zur griechischen Finanzkrise angemessen zu beurteilen.«