Do., 23.08.07 | 04:45 Uhr
Das Erste
Wolfgang Graf Berghe von Trips
„Hätte er damals gewonnen, dann wäre er so bekannt geworden wie später der Michael Schumacher - das wäre so eine Art zweites Wunder von Bern gewesen!“ Die Rede ist von Wolfgang Graf Berghe von Trips. Am 10. September 1961 steht der Ferrari-Pilot in Monza vor dem größten Triumph seiner Laufbahn - dem Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft. Doch anstatt zu siegen, stirbt er bei einem verheerenden Unfall.
Der 1928 geborene Trips, einziges Kind eines alten Adelsgeschlechts, wächst in einer romantischen Wasserburg in Horrem (heute Ortsteil von Kerpen) in der Nähe Kölns auf. Nach dem Willen der Eltern soll er Landwirtschaft studieren, um einmal das elterliche Gut zu übernehmen. Doch schon als Knirps wächst in dem jungen Grafen die Liebe für alles, was mit dem Auto zusammenhängt. Als Achtjähriger dreht er mit dem Auto der Eltern bereits erste Runden im Burghof.
1950 kauft er sich sein erstes Motorrad, mit dem er in den folgenden Jahren mit großem Erfolg an Geschicklichkeits und Orientierungsfahrten teilnimmt - unter Pseudonym, um vor seinen Eltern sein nicht ganz ungefährliches Hobby geheim zu halten.
1956 wird er als erster deutscher Rennfahrer in die Ferrari-Werksmannschaft aufgenommen. Seine erste Trainingsfahrt in einem Ferrari, auf der Rennstrecke von Monza, endet wegen eines technischen Defekts nach wenigen Runden in einem Totalschaden. Er wird aus dem Wagen geschleudert. Wie durch ein Wunder bleibt er so gut wie unverletzt.
Er ist ein Pilot voller Leidenschaft, fährt gewagt, manchmal bis über den Rand des Machbaren hinaus. So gelingt es ihm 1957/58, in den kleinen Kreis der Weltelite der Formel 1 vorzustoßen.
September 1961. In Monza wird der Große Preis von Italien gestartet. Trips steht vor dem größten Triumph seiner Laufbahn. Er kann als erster Deutscher Weltmeister in der Formel 1 werden - wenn er unter die ersten Drei kommt.: In der zweiten Runde kollidiert das Fahrzeug des Grafen mit einem anderen Rennwagen. Wie ein Torpedo schießt der Ferrari mit Tempo 200 in die direkt neben der Piste stehende Zuschauermenge. Trips wird aus dem Wagen geschleudert und ist sofort tot. Mit ihm sterben 14 Zuschauer und der Traum vieler Bundesbürger, den Formel-1-Weltmeistertitel nach Deutschland zu holen. Mit dem Tod des „Renngrafen“ erlischt das mehr als 900 Jahre währende Geschlecht derer von Trips.