Fragen an Benjamin Sadler

Benjamin Sadler spielt Jure Poković

Benjamin Sadler spielt Jure Pokovic
Benjamin Sadler spielt Jure Poković | Bild: ARD Degeto / Erika Hauri

Als seine geliebte Frau im Kindbett starb, starb auch ein Stück von Jure Poković. Ein Stück so groß, dass es ihn und seine Tochter beinahe mitgerissen hätte – hätte ihn ein Freund nicht im letzten Augenblick zurückgeholt. Seitdem konzentriert er sich darauf ein Versprechen zu erfüllen und seiner Tochter das Glück zu geben, das ihm verwehrt war. Als er zufällig einen der Schuldigen seines Unglücks erkennt, weiß er sofort, was zu tun ist. Als Polizeichef der Insel Vis hält er alle Fäden in der Hand. Doch seine große Befürchtung ist nicht, dass Branka den Fall klärt, sondern dass seine Tochter erfährt, warum ihre Mutter wirklich sterben musste.

Fragen an Benjamin Sadler

Herr Sadler, Ihr Charakter Jure Poković versucht, ein gerechtes Leben zu führen und wird doch zum Mörder. Wir wissen alle, das ist nicht richtig, aber wir fühlen auch seinen Schmerz, der dazu geführt hat. Was heißt das für uns als Menschen, als Gesellschaft?

Dass wir alle zum Mörder werden können, und das völlig unabhängig von der Gesellschaft in der wir leben. Jure ist, trotz seines Handelns, da nicht so weit weg von uns allen, die hoffentlich niemals das Leben eines anderen Menschen nehmen werden.

Warum handelt Jure, wie er handelt?

Sicherlich spielt das Trauma des Krieges und das Wissen um seine Situation eine Rolle, dass er so handelt wie er handelt. Er weiß, dass er keine Zeit mehr hat. Aber die Möglichkeit der Situation und ein gestörter Teil seiner Persönlichkeit sind genauso ursächlich für seine Aktionen.

Jure opfert sich auf, um ein Versprechen zu erfüllen. Was für ein Typ ist Jure?

Jure ist ein Mensch. Und es liegt im Bereich des Menschlichen, dass er so handelt wie er es tut.

Mit dem Hotel scheint Jure seiner verstorbenen Frau einen Schrein bauen zu wollen. Ist das nicht eine ziemlich ungesunde Einstellung?

Er tut es mehr für die Tochter. Das ist ungesund, birgt aber eine große Kraft.

Wie haben Sie Split und Kroatien als jüngsten EU-Mitgliedsstaat erlebt?

Ich habe freundliche, neugierige Menschen kennengelernt, die wie fast ganz Südeuropa mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben. Die Aufarbeitung des Krieges findet in der Mitte der Gesellschaft statt, langsam und nicht sehr öffentlich. Ein Außenstehender bekommt es kaum mit. Die Jugend und die Kunst in der Region denkt allerdings teilweise sehr bewusst und aufgeklärt über die eigene Vergangenheit und Möglichkeiten in der Zukunft nach und drängt auf eine gesellschaftliche Diskussion.

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