Interview mit Titus Vollmer (Musik)
Sie haben in Boston am Berklee College of Music Filmkomposition studiert und komponieren seit 2015 die Musik für die "Kroatien-Krimis". Wo liegen Ihre musikalischen Wurzeln? Welchen Stellenwert hat die Filmmusik in Ihrem beruflichen Schaffen?
Angefangen habe ich als Gitarrist mit einer ausgeprägten Liebe für Blues und Jazz. Diese beiden Musikrichtungen sind ja praktisch die Eltern des Pop, Funk und Rock, ich bin sehr viel getourt und mit vielen verschiedenen Künstlern live und im Studio unterwegs gewesen. Mitte der 90er habe ich den Auftrag bekommen, einen Gitarrenscore für eine Doku über den Mississippi zu machen. Das hat mir so viel Spaß gebracht, dass ich mich in Richtung Filmkomposition weitergebildet, um den nötigen Background zu bekommen und in diesem Feld auch langfristig und vielseitig arbeiten zu können. Die Komposition von Filmmusik ist meine Hauptberufung. Nebenher arbeite ich aber immer noch, wie in meinen beruflichen Anfangstagen, als Live- und Studiogitarrist.
Hatten Sie vor Ihrer Arbeit an der Reihe schon eine Verbindung zu Kroatien?
Mein bester Freund aus Schulzeiten ist Kroate. Durch ihn habe ich natürlich viel von der kroatischen Mentalität und Geschichte aufgenommen und hatte Kroatien schon bereist, bevor ich überhaupt ins Berufsleben eingestiegen bin.
Wie sieht Ihr musikalisches Konzept für den "Kroatien-Krimi" aus? Hat es sich im Laufe der Filme verändert?
Gemeinsam mit Regisseur Michael Kreindl, den Produzenten Fritz Wildfeuer und Karsten Rühle habe ich Themen für die Hauptfigur und einige Handlungsstränge entwickelt. Mit akustischen Elementen haben wir einen landestypischen Bezug hergestellt und in Dialog mit "klassischen" Suspense-Elementen gebracht. Da das Bild, die Farben und die Figuren den Kompositionsprozess emotional sehr prägen, hat sich der Klang des "Kroatien-Krimis" mit dem Wechsel der Hauptdarstellerin natürlich verändert – sowohl durch die Komposition selbst als auch durch das Arrangement, also durch die Auswahl der Instrumente und die soundtechnische Bearbeitung. Für die neuen Filme habe ich, statt wie anfänglich häufiger mit doppelchörigen Saiteninstrumenten, vermehrt mit Metallzungeninstrumenten wie Vibraphon, Celeste und Hang gearbeitet.
Welche Kraft kann Filmmusik im besten Fall entwikkeln?
Die Filmmusik kommuniziert emotional und nonverbal – und intensiviert dadurch das Erleben des Films. Gleichzeitig spielt sie sich nicht in den Vordergrund, sondern begleitet, so wie ein guter Sideman vielleicht einen Solisten begleiten würde.
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