Fragen an Vidina Popov
Marcia Amaya wurde wegen ihrer Herkunft benachteiligt. Doch sie ist clever, dickköpfig und hartnäckig: Sie will Anwältin werden und ist bereit, für diesen Traum zu kämpfen. Was treibt sie an?
Marcias Wille, sich aus ihrer familiären Struktur zu lösen und sich nicht auf ihre Herkunft und die Rolle, in die die Gesellschaft sie drängt, reduzieren zu lassen, treibt sie an. Sie möchte es durch ihren Fleiß und ihr Talent als Juristin schaffen und dadurch unabhängig sein. Für mich liegt Marcias größte Motivation darin, dass der tödliche Unfall ihrer Eltern nie geklärt wurde. Daher möchte sie ihre Rechte kennen und auch dafür einstehen.
Marcia, die eigentlich "Telaitha" heißt, ändert ihren Namen, um in ihrem Traumberuf eine Chance zu haben. Können Sie sich vorstellen, für eine Traumrolle etwas an sich zu ändern?
Es gibt für mich nicht nur die eine Traumrolle. Viele Figuren, Geschichten und Konstellationen interessieren mich. Da ich anders als Marcia nie im Konflikt mit meinen Wurzeln und meiner Biografie stand, würde ich diese nie leugnen. Falls es eine Rolle inhaltlich erfordert, würde ich sofort etwas Neues erlernen oder mein Äußeres im Sinne der Rolle verändern.
Was macht die Zusammenarbeit des eigenwilligen älteren Verteidigers und der ehrgeizigen jungen Jura-Absolventin so reizvoll?
Die beiden sind zwei schräge Vögel, die sich trotz vieler Unterschiede auf eine sehr eigenwillige Art ergänzen. Was dem einen fehlt, kompensiert der andere. Das Interessante an dieser Konstellation ist, dass sie nicht leicht einzuordnen sind: Sie sind Professor und Studentin, Chef und Praktikantin, aber auch wie Vater und Tochter. Durch ihre unterschiedliche gesellschaftliche Sozialisierung sind Spannungen in ihrer beruflichen wie auch privaten Beziehung vorprogrammiert.
Was war das Besondere an der Zusammenarbeit mit Jürgen Tarrach?
Wir lernten uns erst bei den Dreharbeiten kennen und hatten sofort das Gefühl, uns schon ewig zu kennen. Für mich als junge Schauspielerin ist es natürlich toll, mit so einem erfahrenen Kollegen zusammenzuarbeiten und von ihm lernen zu können.
Marcia ist Portugiesin, Juristin und stammt aus einer Roma- Familie. Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle vorbereitet?
Erst einmal habe ich mich mit der Geschichte Portugals und vor allem seinem Lebensstil beschäftigt. Die Roma-Kultur in Portugal ist ganz anders, als man sich das vorstellt. Jura war mir nicht ganz fremd – ich habe das ein Jahr vor der Schauspielschule studiert. Bei der Rollenvorbereitung half mir auch eine Gemeinsamkeit von Marcia und mir: Wir bekamen beide das erste Mal eine tolle berufliche Chance.
Sie kommen von der Bühne. Seit der Spielzeit 2017/18 sind Sie festes Mitglied im Ensemble des Maxim-Gorki-Theaters. Vor welche Herausforderungen hat Sie der Dreh in Lissabon gestellt?
Es ist meine erste Hauptrolle fürs deutsche Fernsehen – zudem gedreht im Ausland, in einem Land, dessen Sprache mir fremd ist, in einer Stadt, die ich bis dahin nicht kannte. Ich habe mich sofort in Lissabon verliebt. In den Drehpausen verlor ich mich nur zu gerne in den wunderschönen Gassen und guten Restaurants.
Sie kennen sich in Metropolen aus, haben in Wien und Paris gelebt, wohnen jetzt in Berlin. Wie haben Sie Lissabon erlebt?
erlebt? Lissabon ist für mich die Stadt mit den 3 "L": Licht – Lebensfreude – Leidenschaft. Ich habe mich auf Anhieb in Lissabon zu Hause gefühlt. Das Besondere an Lissabon ist die sehr eigene Atmosphäre: Eine Mischung aus weltoffenen, gastfreundlichen Menschen, der Nähe zum Atlantik und der großen Lebenslust, gepaart mit einem Hauch Melancholie. Für mich war es immer wieder beeindruckend, am schönen Aussichtspunkt „Santa Catarina“ mit Blick auf die Brücke den Sonnenuntergang, gemeinsam mit Menschen aus der ganzen Welt, zu den Klängen von Live-Musik zu erleben.