Interview mit den drei Hauptdarstellern
Interview mit den drei Hauptdarstellern Marie Leuenberger (Rolle: Frederike Bader), Michael Ostrowski (Rolle: Ferdinand Zankl) und Nadja Sabersky (Rolle: Mia Bader)
Sie ermitteln in den neuen Krimis aus Passau. Was ist das Besondere an diesem neuen Format?
MARIE LEUENBERGER: Das Besondere an der neuen Donnerstagabend-Krimireihe ist, dass zwar auch hier Verbrechen aufgeklärt werden, aber nicht wie gewohnt von Kommissarinnen und Kommissaren. Im Vordergrund stehen ein dubioser Privatdetektiv, der der Identität einer Kommissarin im Zeugenschutz auf die Schliche kommt. Beide belauern und verdächtigen sich gegenseitig, und ein schrecklicher Verdacht scheint sich zu bewahrheiten. Diese schicksalhafte Begegnung voller Misstrauen und gegenseitigem Ausspionieren prägt die ersten beiden Folgen der neuen Reihe. Dazu kommt noch eine rebellische Tochter, die sich mit der Situation, anonym bleiben zu müssen, nicht arrangieren möchte.
MICHAEL OSTROWSKI: Es ist kein typischer Krimi, das ist schon einmal gut. Die Figuren sind vielschichtig, man weiß nicht immer genau, wer der Gute und wer der Böse ist. Man traut sich, diese Ambivalenz zuzulassen. Gott sei Dank, sonst wär’s nämlich vorhersehbar und langweilig.
NADJA SABERSKY: Die Krimis aus Passau zeichnen sich durch eine Mischung aus Drama und Humor aus, wobei das Verbrechen nicht an erster Stelle steht, sondern mehr die Menschen und deren Charaktere, die zum Teil sehr eigen und auch zugespitzt dargestellt werden.
Welche Rolle spielen Sie in den Krimis und was mögen Sie daran besonders?
MARIE LEUENBERGER: Frederike Bader war eine leidenschaftliche Berliner Kommissarin, die nun mit ihrer Tochter im Zeugenschutz in Passau untertauchen muss. Sie darf um keinen Preis auffällig werden und tut sich unheimlich schwer, ihr neues Leben in der Anonymität in dieser Kleinstadt anzunehmen. Sie hat einen Riecher für Verbrechen und macht sich eigenständig auf die Suche nach Gerechtigkeit, auch ohne Polizeiuniform. Die berechtigte ständige Angst, entdeckt zu werden und sich dadurch in Lebensgefahr zu begeben, begleitet sie. Paranoia lässt sie immer wieder an ihrem Menschenverstand zweifeln. Auch die Beziehung zu ihrer Tochter, die sich in dieser Ausnahmesituation nicht an die Regeln hält, erschwert das Ankommen in dieser neuen Umgebung Passau.
MICHAEL OSTROWSKI: Ich spiele einen Kleinstadt-Detektiv, einen etwas windigen, der nie ganz seinen Platz im Leben gefunden hat. Ansonsten weiß ich nicht so viel über ihn, er überrascht mich immer wieder, z.B. wenn er plötzlich ein Techtelmechtel hat mit einer Tierheimchefin oder selbstlos sein Leben aufs Spiel setzt, auch wenn es ihm niemand dankt.
NADJA SABERSKY: Puh, eigentlich erscheint mir Mia nicht sehr zugänglich, sie begleitet eine schwere Vergangenheit (zwei Jahre Gefängnis), ihr fällt es sehr schwer zu kommunizieren, sie hat ständige Verlustängste, vermisst ihren Vater sehr, und all das lässt sie natürlich nicht gerade strahlen… Ich spiele sie aber sehr gern, weil ich es spannend finde, wie man sich verhält, wenn die komplette Vergangenheit inklusive Freunde, Verwandte und insgesamt die ganze Heimat verlassen werden musste. Dabei ist es für mich eine große Herausforderung, ihre Zerrissenheit zwischen Vergangenheit und dem Neubeginn in der Kleinstadt Passau darzustellen. Es stellt sich für Mia die Frage, womit sie sich jetzt identifiziert, wer sie jetzt ist und wie es für sie weitergeht.
Wo leben Sie persönlich? Kannten Sie Passau bereits vor dem Dreh? Was wissen Sie von der Stadt? Was sind Unterschiede zu Ihrem Heimatort?
MARIE LEUENBERGER: Ich persönlich lebe in der großen, hektischen und unübersichtlichen Bundeshauptstadt Berlin. Mit den Dreharbeiten war ich zum ersten Mal in meinem Leben in Passau. Diese vielen kleinen engen Gassen, die jahrhundertealten bunten Häuser, die Flüsse auf beiden Seiten der Stadt und die Natur in unmittelbarer Nähe sind ein großes Kontrastprogramm zu meinem Wohnsitz.
MICHAEL OSTROWSKI: Ich kannte Passau nur vom Durchfahren. Es ist besonders lässig, eine Stadt durch die Arbeit kennenzulernen. Das verbindet dich ganz anders mit dem Ort. Ich lebe hauptsächlich in Graz, eine viel südlichere Stadt. Aber beide Städte, Passau und Graz, liegen an Flüssen und beide sind Studentenstädte. Beide Städte sind hübsch und haben trotzdem eine dunkle Seite, die sich entdecken lässt.
NADJA SABERSKY: Ich wohne in München. Passau kannte ich bereits vor dem Dreh, weil Freundinnen von mir dorthin zum Studium gezogen sind. Ich wusste, dass man Passau das kleine Venedig nennt und bei gutem Wetter kann ich den Vergleich tatsächlich sehr gut nachvollziehen. Jedoch im Winter, wenn es früh dunkel wird, zeigt sich die Stadt – finde ich – von einer ganz anderen Seite. Die Gassen verwandeln sich von verspielt und italienisch angehaucht zu engen, labyrinthartigen Wegen, der Nebel liegt morgens wie ein Schleier über der Stadt und scheint Passau einzuhüllen, er verleiht ihr einen schon fast mystischen Hauch. Aber diese beiden Seiten hat Venedig, wenn man es genau betrachtet, ja eigentlich auch.
In Passau treffen Menschen unterschiedlichster Herkunft aufeinander. Wie hat die Stadt Sie empfangen? Wie sind Sie mit den Einheimischen warm geworden? Wie haben Sie diesen kulturellen Schmelztiegel erlebt?
MARIE LEUENBERGER: Mir ist aufgefallen, wie neugierig die Passauer unsere Dreharbeiten beobachteten. Viele blieben stehen und schauten sich an, wie so ein Filmteam funktioniert. In Berlin passiert das nicht, da ärgern sich die Leute eher drüber „ah, schon wieder ein Filmteam“. Und die Passauer freuten sich über uns. Das war sehr schön zu erleben.
MICHAEL OSTROWSKI: Wir haben uns beim Drehen hier sehr wohlgefühlt. Der erste Abend in Passau hat gleich mit einer durchfeierten Nacht begonnen in einer StudentenWG, mehr oder weniger zufällig. So soll das sein.
NADJA SABERSKY: Ehrlich gesagt, habe ich Passau nicht als multikulturell erfahren. Jedoch stimmt es schon, dass viele Studenten und Studentinnen aus den verschiedensten Regionen für ihr Studium nach Passau ziehen. Aber alle, denen ich begegnet bin, empfand ich als sehr nett, interessiert und willkommenheißend.
Was hat Sie an Passau besonders beeindruckt? Welche Erinnerungen haben Sie? Woran haben Sie ihr Herz verloren?
MARIE LEUENBERGER: Ich bin immer wieder tief beeindruckt von den alten Gemäuern. Und ich frage mich dann jeweils, wer schon alles über diese alten Kopfsteinpflaster gewandelt ist, welche Menschen in welchen Gewändern wohl schon durch die schmalen alten Gassen gelaufen sind, welche Geister noch in den Häusern spuken. Und Passau hat ganz viel von dem ... Zudem finde ich diese drei großen Flüsse ganz gewaltig, die sich von beiden Seiten an Passau ranpirschen, um sich dann an ihrer Spitze zu vereinen. Auch das hat etwas Mystisches.
MICHAEL OSTROWSKI: Ich bin viel durch die Stadt gegangen. Mein Orientierungssinn ist grundsätzlich eher schlecht, aber es war schwer, sich in Passau zu verlaufen. Der Fluss hilft einem da sehr. Dadurch hab ich immer wieder in meine Stammlokale gefunden. Oh, yeah.
NADJA SABERSKY: Besonders positiv in Erinnerung habe ich, außer dem schönen Stadtbild, die kleinen individuellen Läden und Kneipen sowie die friedliche Atmosphäre in den Straßen und auf den Plätzen.