Fragen an Peri Baumeister
Frau Baumeister, was ist Kate Linville für eine Figur – was zeichnet sie aus?
Kate ist einsam. Ich hatte des Öfteren die Figur des Eremiten vor Augen. Ich glaube, dass sie im Grunde sehr liebenswert ist und auf der Suche nach Menschen, die sie verstehen können, dass ihr aber sozialer Umgang schwerfällt – sie nimmt alles einfach sehr ernst. Dieser Konflikt zeichnet sie aus. Hinzu kommt, dass ihr Vater ihre einzige Bezugsperson war. Durch seinen Tod verliert sie alles, was sie an Familie und Verbundenheit noch hat. Sie versucht, diesen Verlust zu verarbeiten, und begibt sich auf die Suche nach seinem Mörder.
Die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem sind dabei nicht mehr zu erkennen. Wie ist es Ihnen gelungen, sich in den interessanten Charakter einzufühlen?
Ich hab mich auf die Suche nach ihrem Antrieb und nach ihrer Kraft gemacht. Es bestand eine gewisse Gefahr, in der Trauerbewältigung und ihrer kratzbürstig eher passiven Art zu versinken. Deshalb hat mich am meisten interessiert, in der Figur eine Kraft zu verankern und herauszuarbeiten, was sie aktiv macht. Diese Reibungen, die dadurch entstanden, fand ich interessant. Ich hab sie mir wie eine grelle Halogenlampe vorgestellt, die durch alles durch muss und hinter jede Tür leuchtet.
Bedingen Romanadaptionen einer besonderen Herangehensweise? Was zeichnet für Sie eine gelungene Literaturverfilmung aus?
Ich denke, die größte Aufgabe ist es, wenn man den Spagat hinbekommt, neben der Geschichte, die es zu erzählen gibt, eben auch die Tonalität und Vielschichtigkeit der Figuren zu erhalten und zu bebildern. Natürlich folgt eine filmische Darstellung seinen eigenen Regeln, aber ich finde es immer toll, wenn ich das Buch trotzdem erkennen kann, die Stimmung und auch die Fülle der Figuren, besonders ihre Sprache.
"Die Betrogene" wurde in England mit einem deutsch-englischen Team gedreht. Wie haben Sie die Dreharbeiten dort erlebt?
Das war spannend, weil es immer eine Aufgabe ist, die sprachlichen Barrieren zu überwinden und neue Systeme kennenzulernen. Auch im Spiel hat es seinen Reiz. Ich musste noch mal ganz anders zuhören und hingucken – vor allem dann, wenn ich in einer Szene deutsch und die anderen englisch sprechen mussten. Wobei ich im Gegensatz zu den englischen Kollegen wohl einen immensen Vorteil hatte, denn ich konnte sie ja wenigstens verstehen.
Lesen Sie privat gerne Krimis?
Ich höre Krimis sehr gerne und muss aber gestehen, dass ich bei den "Drei ???" hängengeblieben bin. Die liebe ich seit meiner Kindheit. Zur Not tun es aber auch die alten "Sherlock Holmes"-Hörspiele. Besonders liebe ich die Bösewichte, mit denen man mitleidet. Das ist bei den "Drei ???" nicht ganz so abgründig wie in den meisten Krimis, aber ich kann trotzdem nicht aufhören und kenne alle Folgen auswendig.
Kommentare