Regisseur Holger Haase

Künstleragentin Franzi möchte aus Sven ein Double für ihren heruntergekommenen Star Alexander machen.
Künstleragentin Franzi möchte aus Sven ein Double für ihren heruntergekommenen Star Alexander machen. | Bild: ARD Degeto / Conny Klein

Wie kamen Sie zu dem Projekt, wer hatte die Idee?

Die Idee stammte aus der Feder von Arndt Stüwe, dem Autor. Wir hatten vor einigen Jahren schon einen Film zusammen gemacht, für den Arndt das Drehbuch geschrieben hatte und mochten uns vom ersten Zusammentreffen. Ich weiß gar nicht, ob Arndt meinen Namen ins Spiel gebracht hat, aber irgendwann rief mich Björn Vosgerau von der Wüste Medien an und stellte mir das Projekt vor. Nach der Lektüre des Buchs war ich sofort Feuer und Flamme. Ich habe mich direkt in Gromberg und Sven verliebt und hatte großen Spaß an der Odyssee der beiden. Aber auch die große Rolle, welche die Musik in dem Film spielt, hat mich sehr gereizt, und es war für mich ein besonderes Geschenk, mit meinem Komponisten Andy Groll die Songs und deren Texte für den Film zu schreiben.

Was ist die besondere Herausforderung an die Regie, wenn die Hauptrolle mit ein und derselben Person besetzt ist? 

Es gilt schon bei der Konzeption der Figuren, diese klar und deutlich voneinander abzugrenzen, was dem Autor Arndt Stüwe sehr gut gelungen ist. Ich, als Regisseur, musste stets sehr wach sein und aufpassen, dass sich bestimmte Verhaltens- und Spielmuster der einen nicht plötzlich bei der anderen Figur einschleichen. Aber auch hier haben Sebastian Bezzel und ich in der Umsetzung von Anrdt Stüwes Rollenkonzept klare Abgrenzungen unter den Figuren geschaffen. Man muss ja letztendlich sogar von drei Figuren sprechen, die Sebastian Bezzel gespielt hat: Den Landwirt, den Rockstar und den Landwirt, der den Rockstar spielt. Die offene, herzliche und inspirierende Zusammenarbeit mit Sebastian war ein großes Geschenk, was meine Arbeit, alle Fäden zusammen zu halten, extrem unterstützt und beflügelt hat.  Während des Drehs fiel mir dann sogar mal an mir selbst auf, dass ich mit dem Sebastian, der gerade den Rockstar spielt, einen leicht anderen Umgang hatte, als mit dem Sebastian, der gerade den Landwirt spielt. Neben aller Aufmerksamkeit und steter, kritischer Betrachtung dessen, was gerade entsteht, hat mir meine Intuition also auch ein wenig geholfen. 

Der Film ist eine waschechte Fish-Out-Of-Water-Komödie: Hat es Sie selbst schon mal in eine Ihnen ungewohnte, möglicherweise ganz und gar fremde soziale Umwelt verschlagen?

Ich habe mal eine Woche in einer Art "Hippie-Natur-Camp" verbracht. Als quasi volldigitalisierter Medienschaffender war das für mich schon sehr gewöhnungsbedürftig. Die teils schon übertriebene Herzlichkeit und Freundlichkeit haben mich anfangs sehr irritiert. Und als es dann darum ging, im Kreis zu sitzen und im Schamanen-Ritual die Geister der Vorfahren herbeizurufen, bin ich anfangs ausgestiegen. Aber mit der Zeit merkte ich, dass vieles von dem, was diese Menschen dort praktizierten, sehr heilsam für unsere anonyme Welt wäre, in der die Menschen in ihrem Wahn nach Individualisierung vereinsamen und der Gemeinsinn in unserer Gesellschaft schwindet. Denn letztlich geht es diesen Menschen um Gemeinschaft und Einklang mit der Natur, und das sind die Werte, die unsere Welt so dringend braucht

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