Mi., 07.02.24 | 04:45 Uhr
Das Erste
ARD Story
Die Welt befindet sich in einem noch nie dagewesenen Transformationsprozess. Was bedeutet das für die Wirtschaft? Erstmals begleitet eine Kamera in diesen Zeiten der Krise sechs Vorstandsvorsitzende deutscher Konzerne knapp zwei Jahre in ihrem Arbeitsalltag. Sie erzählen, wie sie beruflich und persönlich mit diesen anspruchsvollen Zeiten umgehen.
Der Ukraine Krieg trifft EON als Energieversorger besonders hart. Konzernchef Leonhard Birnbaum reist kurz nach Kriegsausbruch nach Polen. Es geht um Energiesicherheit, um die Hilfe für Flüchtlinge. Auch Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF, ist mehr denn je gefordert und sucht verstärkt die Nähe zum Kanzler. „Das lässt einen nicht unberührt. So eine Krisenzeit habe ich noch nie erlebt. Wir sind als großer Konzern mit dem Kanzler in engem Austausch.“ Annette Mann, CEO von Austrian Airlines, ist pragmatisch: „Ich kenne meine Branche gar nicht anders. Doch die neuen Klima-Richtlinien aus der EU kosten sehr viel Kraft“. Daniel Grieder, Hugo Boss Konzernchef, benennt seine Haltung so: „Mich hat Veränderung immer angetrieben und schon als kleiner Junge hatte ich immer gehofft, dass mein Hobby zu meinem Beruf wird.“ Mit dem Nachwuchs diskutiert er kontrovers über Work Life Balance und Homeoffice. Markus Duesmann hat als CEO von Audi seinen „Traumjob“ bekommen. Doch im Sommer 2023 wird er entlassen. Im Film gibt er sein einziges Interview überhaupt: „Das hat schon ein paar Tage gedauert, ich bin ja auch nur ein Mensch. Aber manchmal braucht es einen Trainerwechsel, um neue Strategien zu entwickeln.“
Politik und Wirtschaft rücken in Zeiten der Krise näher zusammen. „Früher hatte man ja immer das Bild dieser breitbeinigen Herumbrüller im Kopf“, erzählt Lars Klingbeil. „Wir haben eine neue Generation von Managern, aber auch von Politikern, und wir müssen an einem Strang ziehen.“ Die Krisenzeiten sind für alle CEOs kräftezehrend, aber alle lieben auch die Herausforderung. Geld sei schon lange kein Antreiber mehr. Sigrid Nikutta, Chefin der DB Cargo muss bei einem 660 Millionen Defizit der DB Cargo viel Kritik einstecken. Die Managerin ist robust. „Das liest sich dann in der Zeitung immer so schön: schreibt rote Zahlen, aber wir müssen die Güter auf die Schiene bringen. Als Managerin müssen Sie in die Zukunft denken, man kann sich in kurzfristigem Erfolg sonnen, aber das ist nicht mein Ansatz.“
Die sechs Top-Manager:innen eint nicht nur der Ehrgeiz, ihre Unternehmen durch die Krisen zu steuern, sondern auch das Wissen darum, dass sie ihrem privaten Umfeld viel zumuten. Der Film begleitet sie nach Brüssel, zum Offshore Park an die Nordsee, ist dabei, wenn Isar 2 abgeschaltet wird und wenn es zu hochkarätigen Treffen mit der Politik kommt. Die CEOs erzählen, was sie antreibt, wo sie zweifeln und was privat auf der Strecke bleibt.
Eine Produktion der Graef Screen Productions im Auftrag von WDR, HR und MDR in Zusammenarbeit mit 3sat.
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