Fragen an Ann-Kathrin Kramer
Birthe Haugen
In "Das Alter der Erde" spielen Sie Birthe Haugen, deren Familienleben völlig aus den Fugen gerät. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?
Birthe ist an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem alles zur Routine geworden ist. Sie hat geheiratet, ein Kind groß gezogen, mit ihrem Mann eine Firma aufgebaut. Sie könnte jetzt ganz in Ruhe leben, aber genau diese Ruhe macht ihr Angst. Diesen Moment finde ich extrem spannend. Nachdem ihr Leben über Jahre immer Volldampf gelaufen ist und sie ein Ziel nach dem anderen erreicht hat, wird ihr bewusst, dass ihr etwas fehlt.
Birthe gerät in eine Lebenskrise, als ihre erwachsen gewordene Tochter das elterliche Nest verlässt. Sie sind selbst Mutter eines Sohnes in einem ähnlichen Alter. Wie gehen Sie mit diesem neuen Lebensabschnitt um?
Noch leben wir fröhlich unter einem Dach und ich versuche, die Zeit einfach zu genießen. Wie es dann tatsächlich wird, kann ich nicht sagen. Aber aus eigener Erfahrung weiß ich, je freier man sein Kind in die Welt ziehen lässt, desto lieber kommt es immer wieder zurück.
Anders als ihr Mann sehnt sich Birthe nach einer neuen Perspektive in ihrem Leben. Können Sie diese Angst vor Stillstand nachempfinden?
Ja. Ich glaube, man richtet sich allzu gern im Erreichten ein. Man relativiert zu vieles, man arrangiert sich, man macht es sich so richtig schön gemütlich im Vertrauten. Birthe sagt irgendwann zu ihrem Mann, sie möchte sich nicht einfach nur in alles fügen und langsam alt werden, sie will spüren, dass sie lebt. Dafür ist sie auch bereit, etwas zu wagen.
Für den Film haben Sie mehrere Wochen in Norwegen verbracht. Wie haben Sie sich auf die Dreharbeiten vorbereitet?
Es war ein Geschenk, so viel Zeit in diesem grandiosen Land zu verbringen. Die Landschaft, die Berge, die Gletscher, die absolut klare Luft und die endlose Weite, das alles kannte ich nur von Bildern. Wie immer, wenn ich im Ausland drehe, habe ich vorher in dem einen oder anderen Reiseführer geschmökert. Aber den Genuss, den man beim Schwimmen durch einen strahlend-blauen Fjord hat, den kann auch der tollste Reiseführer nicht beschreiben.
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