Mo., 23.08.21 | 01:55 Uhr
Das Erste
Das rote Zimmer
Spielfilm Deutschland 2010
Dr. Fred Hintermeier arbeitet am biochemischen Institut in Berlin. Als Philematologe erforscht er die neurophysiologischen Effekte des menschlichen Nervensystems beim Küssen. Freiwillige Versuchspersonen tauschen in seinem Labor eng umschlungen Zärtlichkeiten aus. Mit kritischem Blick überwacht Hintermeier ihr Verhalten via Monitor.
Diese kühle wissenschaftliche Distanz gegenüber der Liebe zerstört leider das Privatleben des Gelehrten: Seine Frau lässt sich scheiden, den Geburtstag verbringt der vereinsamte Wissenschaftler mit einem Callgirl. Sein tristes Leben ändert sich durch die Bekanntschaft mit der jungen Luzie und ihrer Freundin Sibil. Die beiden sind ein Paar und brauchen eigentlich keine Männer, doch als Romanschriftstellerin hat Luzie das gleiche Forschungsgebiet wie Fred. Sie interessiert allerdings mehr die emotionale Seite des Küssens – für Hintermeier ist dies Neuland.
Bereitwillig wechselt er die Seiten und stellt sich den beiden attraktiven Frauen als Forschungsobjekt zur Verfügung, zumal der Versuchsaufbau sich als verführerisch erweist: In einem roten Kuschelzimmer, ausgestattet mit Kissen, Matratzen und einem Fernseher, kommt es zu zärtlichen Annäherungen. Fred muss genau erklären, was er fühlt. Der Kussforscher ist begeistert von dieser Versuchsanordnung und unterschreibt einen Beziehungsvertrag – mit seinem eigenen Blut. Das amouröse Arrangement kostet ihn allerdings 3000 Euro im Monat.
In dieser amüsanten Hinterfragung der Geschlechterrollen gibt Rudolf Thome sich selbstironisch. Wie so häufig erzählt der Autorenfilmer in seinem filmischen Paralleluniversum von herrlich skurrilen Versuchsanordnungen. Das war schon in seinem frühen Meisterwerk "Rote Sonne" so, in dem die Frauen nahmen, was sie wollten – auf ihre Weise. In "Das rote Zimmer", einer altersmilden Fortsetzung dieser Männermeuchelei, beschreibt Thome nun die Abenteuer eines Kussforschers. Burgschauspieler Peter Knaack spielt diesen Erbsenzähler der Lust als verklemmten Volvofahrer. Wie in einem Tagtraum gerät er an ebenso sinnliche wie dominante Frauen. Katharina Lorenz und Seyneb Saleh als menschliche, allzu menschliche Liebesgöttinnen sind sehenswert. Nur unterschwellig ahnt man, dass sie möglicherweise Gottesanbeterinnen sind, die ihr "Objekt" irgendwann verspeisen. Der gelassenen Darstellung dieser doppelbödigen Erotikfantasie tut diese Irritation allerdings keinen Abbruch. Wie immer am Ende eines Thome-Films ziehen die Protagonisten los – ans Meer, wohin sonst?
Besetzung und Stab
Rolle | Darsteller |
---|---|
Luzie | Katharina Lorenz |
Sibil | Seyneb Saleh |
Fred | Peter Knaack |
Peter | Max Wagner |
Venus | Isabel Hindersin |
Prof. Mühsam | Hanns Zischler |
Alexander | Arnd Klawitter |
Richter | Karlheinz Oplustil |
Ehefrau | Annika Kuhl |
Sekretärin | Anja Karmanski |
Assistentin | Rahel Savoldelli |
Frau auf Parkbank | Andreas Köhler |
Mädchen auf Parkbank | Elisabeth-Marie Leistikow |
Antiquitätenhändlerin | Edda Köchl |
Prostituierte | Nicola Ruf |
Rechtsanwalt | Helmut Rühl |
Verkäufer | Chrisjan Zöllner |
Rasenmähermann | Milan Peschel |
Pensionswirtin | Simone von Zglinicki |
Verkäufer für Angeln | Cornelius Schwalm |
Sekretärin Prof. Mühsam | Angelika Perdelwitz |
Funktionsbereich | Name des Stabmitglieds |
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Musik: | Katia Tchemberdji |
Kamera: | Ute Freund |
Buch: | Rudolf Thome |
Regie: | Rudolf Thome |
Erstausstrahlung: 08.02.2012
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