Das Team im Interview

Die Zirkusartistin Delphine (Aylin Tezel) träumt von einem Neuanfang.
Die Zirkusartistin Delphine träumt von einem Neuanfang. | Bild: ARD Degeto/SWR/Moovie//Constantin Film / Walter Wehner

Monika Jacobs

Kostümbild

„Der Club der singenden Metzger“ spielt in den 1920er Jahren in Amerika und Schwaben. Was war Ihnen bei den Kostümen wichtig?

Bei historischen Filmen ist mir immer wichtig, die damalige Zeit zu treffen und die heutige nicht aus den Augen zu lassen. Es nutzt nichts, historisch korrekt zu sein, wenn der Zuschauer die Bilder nicht in die heutige Zeit übersetzen kann. Wir wollen ja den jetzigen Zuschauer erreichen.

Wie sind Sie vorgegangen?

Die Recherche ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Arbeit. Ich studierte Bildmaterial, Fotos, Zeitungen sowie Literatur aus und über die Zeit, damit ich ein Gefühl für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und dem Amerika der 1920er Jahre bekomme. Uniformkunde und Modestudium gehören dazu. Stoffe – ein Problem! Heute gibt es nicht mehr viele Stoffgeschäfte, die Leute nähen nicht mehr. Die Suche nach den richtigen Stoffen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Oft müssen sie auch im Ausland beschafft werden.

Und woher bekommt man all diese wertvollen Stücke? Was wurde angefertigt, wo kann man sich derartige Kostüme in dieser Anzahl leihen?

Wir hatten vier Kostümhäuser aus Deutschland und eines in Kroatien. Den größten Teil konnte ein Berliner Kostümhaus bedienen, das ist ein großer historischer Fundus. Dort wurden auch die Neuanfertigungen hergestellt und die originalen, historischen Kleidungsstücke passend für die Schauspieler geändert und ergänzt. (Früher hatten die Menschen andere Maße, sie waren in der Regel kleiner und nicht so sportlich. Oberweite, Ärmel und Länge müssen deshalb neu angepasst werden). Der Rest kam aus Bayern, Babelsberg und Brandenburg.

Jerome Latour

Szenenbild

In Kroatien haben Sie auf einem freien Feld u.a. das Westernstädtchen Argus in North Dakota erschaffen. Wie haben Sie sich der Aufgabe genähert?

Wir haben das Städtchen auf einer riesigen Pferdeweide außerhalb von Zagreb aufgebaut und waren dort ständig von hunderten halbwilden Pferden und Millionen von Moskitos umgeben, die in einem nahe liegenden Gewässer täglich neu ausgebrütet wurden. Eine Straßenbaufirma hat den Zugang und unsere Spielstraßen in die Landschaft planiert. Der Rohbau wurde von einer separaten Gruppe Zimmerleute hochgezogen, während eine zweite Gruppe Filmhandwerker 300 Kilometer weiter im Süden in einem einsamen Bergtal die kleine Indianerranch aufbaute. Eine dritte Gruppe baute parallel in einem kaputten Fabrikgelände in Zagreb, das wir zu einem kleinen Studio mit allen benötigten Werkstätten für uns herrichteten, die Innendrehorte und später den Bahnhof, einen zusätzlichen Straßenzug und das Varieté auf. Sie versorgte die Stadtbaustelle auch mit den benötigten Türen und Fenstern und die Gipserei stellte die Backsteinoberflächen her. Die Zugwaggons haben wir aus Budapest antransportieren lassen, die meisten Kutschen haben die kroatischen Kollegen aus gefundenen Einzelteilen zusammengebaut. Da alle Gewerke gleichzeitig an verschiedenen Orten arbeiteten, konnten wir letztendlich alles in kürzester Zeit erstellen, obwohl der Regen ausgerechnet immer dann einsetzte, wenn die Fassaden frisch gestrichen oder patiniert waren.

Jonas Nay & David Grabowski

Musik

Der Filmmusik kommt bei dieser Produktion – noch mehr als bei anderen Projekten – ein ganz besonderer Stellenwert zu. Was war Ihnen besonders wichtig?

Die große Herausforderung für uns bestand darin, zwei völlig unterschiedliche Welten musikalisch zu verbinden. Der Soundtrack sollte den Zuschauer vom Schwarzwald bis nach North Dakota begleiten, und das in der unmittelbaren Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges. Das war nicht einfach, zugleich kann man aber sagen, dass wir uns da stilistisch wirklich austoben durften, was natürlich große Freude gemacht hat. So haben wir folkloristische Elemente, Wild-West-Musik, Bluegrass und sogar Dixieland komponieren dürfen. Dazu gibt es diese wunderschönen Volkslieder, die in einigen Szenen von den Figuren gesungen werden und die mit unserer Musik eine gewisse Einheit ergeben sollten. Die knapp zweieinhalb Monate Kompositionszeit haben uns viel abverlangt und zugleich extrem viel Freude bereitet. Nicht zuletzt, weil wir mit vielen tollen Musikern und Ensembles der Hamburger Musikszene zusammenarbeiten durften. So haben wir ein Streichquintett zusammengestellt und aufgenommen, tolle Solisten an der Klarinette, der Mundharmonika und sogar eine Dixiekapelle, die Ragtime Bandits, gewinnen können. Um uns der musikalischen Welt anzunähern, haben wir zunächst viel Musik aus der Zeit gehört und Themen komponiert, die wir dann in die verschiedenen Stile transformiert haben. Uns war besonders wichtig, dass bei aller stilistischen Vielfalt ein roter Faden erkennbar bleibt. Den gab Uli Edel bereits in unserer ersten Gesprächsrunde vor: „Vergesst nie, dies ist ein Film über Emotionen.“

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