Fragen an Christiane Hörbiger
Frau Hörbiger, in Ihren letzten Filmen verkörperten Sie unter anderem eine alkoholkranke Immobilienmaklerin, eine an Alzheimer erkrankte ehemalige Firmenchefin, eine Musikerin, die ohne Eigenverschulden in die Altersarmut abrutscht, eine Krebskranke – was hat Sie gereizt, nun die Rolle einer Frau zu spielen, die sich für den Tod in einem Sterbeheim entscheidet?
Diese G’schichterl "Wer liebt wen und verlässt ihn warum?" interessieren mich nicht mehr. In meinen Filmen werden gesellschaftlich wichtige Themen für Erwachsene aufgegriffen und zur Diskussion gestellt.
Wie haben Sie sich auf die Rolle der Katharina vorbereitet?
Im Vorfeld der Dreharbeiten zu diesem Film wurde in Deutschland viel über aktive Sterbehilfe diskutiert, da im Bundestag eine gesetzliche Entscheidung Ende 2015 gefällt werden sollte. Ich habe mich damals daher intensiv in das Thema eingelesen und darüber hinaus, wie immer, meinen Text gelernt.
Katharina hat zwei erwachsene Töchter und Enkelkinder, die ihrem Leben einen Sinn geben könnten. Dem ist aber nicht so. Können Sie Katharinas Entscheidung, sich das Leben nehmen zu wollen, nachvollziehen?
Nein, überhaupt nicht. Nicht einmal in einer ausweglosen Situation kann ich einen solchen Schritt nachvollziehen. Ich persönlich habe übrigens schon als 12-Jährige meinem Vater versprochen, dass ich mich niemals umbringen würde. An dieses Versprechen halte ich mich. Außerdem bin ich katholisch, und Selbstmord gilt als Sünde.
Als Zuschauer berührt einen die Szene, in der man die junge kranke Frau in den letzten Minuten vor ihrem Tod im Sterbeheim erlebt, gerade deshalb, weil sie noch so jung ist. Ging es Ihnen ähnlich und bedeutete diese Szene eine große Herausforderung für Sie?
Ja, es war sehr hart, dem zuzusehen und sich in diese Situation einzufühlen. Ich finde, dass diese Szene insgesamt und dass dem Mädchen das Spiel großartig gelungen ist.
Wie gefällt Ihnen das offene Ende des Films?
Ich finde es ausgezeichnet! Es regt zu Diskussionen und zum Nachdenken über das Thema Sterbehilfe an, und es ist ja auch nicht eindeutig, ob Katharina den Schritt, ihrem Leben ein Ende zu setzen, auch wirklich geht.
Um eine solche Figur spielen zu können, braucht es sicher ein großes Vertrauen zum Regisseur. Was macht die Zusammenarbeit mit Florian Baxmeyer aus, mit dem Sie schon mehrere Filme drehten?
Seine jugendliche Kraft springt auf mich über, seine positive Energie, seine charmante Art reißen mich mit. So war es auch bei dem Film "Die letzte Reise". Immer wenn er morgens vor Drehbeginn in meinen Wohnwagen kam und mich mit seinem jugendlichen "Hallo" begrüßte, hielt diese Freude darüber den ganzen Tag an. Außerdem ist er ein sehr anspruchsvoller und genauer Regisseur.
Bei allen Schicksalen, mit denen sich die Charaktere, die Sie in Ihren letzten Filmen spielten, kämpften, fällt auf, dass Sie stets bemüht sind, die Würde Ihrer Figuren zu wahren. Inwiefern ist Ihnen das besonders wichtig und was bedeutet für Sie Würde?
Mein Mann und ich haben uns versprochen, nie die Würde des anderen zu verletzen. Und das gilt auch für die Charaktere, die ich spiele. Würde ist ein Menschenrecht!
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